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Funkelnd wie ein Diamant

Funkelnd wie ein Diamant

Titel: Funkelnd wie ein Diamant
Autoren: TERESA HILL
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ihn so hin, dass er im Schatten des Felsvorsprungs Licht spendete. Dann zog sie den alten Overall an und hängte sich eine kleine Taschenlampe an einer Kordel um den Hals. Eine zweite befand sich zusammen mit den Ersatzbatterien, einem Seil, dem Proviant, einem Notizbuch und der Kamera in dem kleinen Rucksack, den sie in den Stollen mitnehmen würde.
    Ihr Haar hatte sie zu einem langen Zopf geflochten, den sie in den Overall schob. Sie setzte den Helm auf, atmete tief durch und verschwand in der dunklen, kühlen Stille der alten Mine.
    Travis konnte es nicht fassen, dass die Frau sich allein in den Stollen traute!
    Er hatte sie aus sicherer Entfernung beobachtet, seit sie die Hügelkette überquert hatte, die die Grenze zwischen der Ranch und dem Nationalpark bildete. Zielstrebig hatte sie den Felsvorsprung angesteuert, und ihre Ausrüstung wirkte professionell. Den Hut hatte sie tief ins Gesicht gezogen. Sie holte einen Helm mit Lampe heraus, überprüfte noch mal, ob sie alles dabeihatte, was sie in der Mine brauchte. Dann war sie plötzlich wie vom Erdboden verschwunden.
    Travis hätte wetten können, dass sie nicht allein nach unten klettern, sondern auf einen Begleiter warten würde. Um beide zu erwischen, hatte er gewartet.
    Im letzten Jahr war Travis hier gewesen, als ein Team von Archäologen den Stollen erkundet und die uralten Höhlenzeichnungen fotografiert und dokumentiert hatte. Keiner der erfahrenen Forscher hatte sich jemals allein hineingetraut!
    Aber diese Frau riskierte es!
    „Wie kann man nur so dumm sein?“, knurrte er. Sein Pferd warf ihm einen fragenden Blick zu. Er schüttelte den Kopf. „Dich meine ich nicht, Murphy.“
    Er stieg auf und ritt zur Mine. Vielleicht sollte er den Sheriff anrufen und die Frau festnehmen lassen. Als abschreckendes Beispiel für mögliche Nachahmer.
    Aber dazu musste er erst verhindern, dass sie verunglückte.
    Bei dem Felsvorsprung band er Murphy an einen Baum, fischte die Stablampe aus der Satteltasche, nahm den Hut ab, wischte sich den Schweiß von der Stirn, schüttelte nicht zum ersten Mal an diesem Tag den Kopf und fluchte leise auf verschwundene Diamanten, Familienfehden, Schatzsucher und Frauen.
    Am Eingang schaltete er die Lampe ein, hielt sie jedoch auf den Boden gerichtet, um die Frau nicht vorzuwarnen. Dann schlich er in leicht gebückter Haltung in den Stollen, bis er den Schacht erreichte, der senkrecht nach unten führte, wo der nächste Stollen weiter ins Gestein führte. Bis hierher war Travis früher schon einmal gekommen, aber nie ohne Begleitung. Die an der Wand des Schachts befestigte Leiter war aus Metall und erst im letzten Jahr überprüft worden.
    Er konnte nur hoffen, dass er die Frau im nächsten, tiefer gelegenen Stollen einholte und nicht noch weiter in das verschachtelte Labyrinth vordringen musste. Vorsichtig stieg er nach unten. Als er den Stollen erreichte, blieb er stehen und sah nach links und rechts.
    Hatte sie inzwischen gemerkt, dass sie nicht mehr allein war? Hatte sie ihn gehört? Sie hatte nicht viel Vorsprung, und er hoffte, dass sie sich langsamer bewegte als er, denn soweit er wusste, war sie noch nie in der Mine gewesen und musste sich hier unten erst orientieren.
    Oder war dies nicht ihr erster Besuch?
    Travis lauschte, bis er ein Klirren und einen unterdrückten Fluch hörte. Vielleicht war sie ja mindestens so nervös wie er, und er konnte sich anschleichen und sie halb zu Tode erschrecken.
    Eigentlich war er ein Gentleman und tat so etwas nur ungern, aber nach einem solchen Schrecken würde sie ihre Lektion lernen und nicht wieder so leichtsinnig handeln. Er schaltete die Lampe aus und tastete sich mit der rechten Hand an der kühlen Felswand entlang. Schon nach wenigen Schritten tauchte vor ihm ein Lichtschein auf, und er sah, was die Frau betrachtete.
    Eine der Höhlenzeichnungen.
    Es war ein Adler.
    Die festen Stiefel, der weite Overall und der Helm lagen im Halbdunkel, während sie die Nase fast gegen den Fels presste, in den jemand vor vielleicht fünftausend Jahren den Umriss des großen Raubvogels geritzt hatte.
    Travis war sicher, dass sie hinter dem Diamanten her war.
    Warum sah sie sich dann die Zeichnungen an?
    Leise zog er sich zurück, um abzuwarten, was sie als Nächstes tun würde. Nach einer Weile kehrte sie zum Schacht zurück. Was hatte sie jetzt vor? Die rechte Seite des Stollens erkunden oder weiter in eine Tiefe von etwa dreißig Metern hinabsteigen?
    Er fand es schon jetzt unheimlich, so viel
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