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Fuer immer Ella und Micha

Fuer immer Ella und Micha

Titel: Fuer immer Ella und Micha
Autoren: Jessica Sorensen
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habe ich auch – eigentlich.«
    Nickend schlinge ich die Arme um meinen Oberkörper und will zurück ins Haus.
    »Ist komisch, oder?«, fragt er plötzlich.
    Ich drehe mich wieder zu ihm und blinzele in die Dunkelheit. »Was?«
    Er bläst Rauch aus. »Ihn nüchtern hier zu erleben.«
    Durchs Fenster sehe ich Caroline, die drinnen mit meinem Dad redet. Er hat ein gestreiftes Hemd und eine ordentliche Hose an. Sein braunes Haar ist gekämmt, sein Gesicht frisch rasiert.
    »Ja, ist seltsam«, stimme ich Dean zu. »Und er sieht so sauber aus.«
    Dean nickt. »Das auch. Es gab mal eine Phase, ein Jahr oder so, in der er nicht mal geduscht hat.« Er nimmt noch einen Zug und schabt mit den Füßen im Schnee. »Hat er dir auch einen Brief geschrieben?«
    »Ja.« Mir kommt es befremdlich vor, hier mit ihm zu stehen und über Persönliches zu sprechen. »Dir also auch?«
    »Ich glaube, sein Therapeut oder wer auch immer hat ihm das befohlen.« Die Zigarettenspitze glüht rot in der Dunkelheit, als er zieht. »Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht, was ich davon halten soll.«
    »Ich auch nicht.« Ich hüpfe von einem Bein aufs andere, um mich warm zu halten. »Ich finde es gut, dass er es gemacht hat. Trotzdem lässt sich damit die Vergangenheit nicht ausradieren.«
    »Nichts kann die ungeschehen machen«, sagt Dean. »Aber wir können uns auf unsere Zukunft konzentrieren. Das versuche ich zumindest schon einige Zeit.«
    »Ich ebenfalls.« Ich frage mich, ob wir wieder mal auf dem besten Wege zu dem Gesprächsteil sind, bei dem er mir erzählt, dass alles meine Schuld ist.
    Schnee schwebt auf uns herab, und ich blicke zur Straße, wo die Laterne die vereisten Gehwege zum Glitzern bringt.
    »Sie hat den Wagen geerbt«, sagt Dean. »Daher hat sie ihn.«
    Ich sehe ihn verblüfft an. »Wie bitte?«
    Er nimmt noch einen Zug. »Den Porsche. Wie ich sie verstanden habe, hatte sie eine reiche Großtante, die jedem Verwandten irgendwas vererbt hat. So kam sie zu dem Auto.«
    »Hat sie dir das erzählt?«
    »Ja. Ein paar Wochen bevor sie … bevor sie starb. Und da sagte sie, dass ich ihn haben kann, wenn sie tot ist. Zu der Zeit dachte ich, sie ist eben wieder komisch drauf, aber im Nachhinein frage ich mich, ob sie ihren Tod, na ja, geplant hatte.«
    Ich muss einen dicken Kloß in meinem Hals herunterschlucken. »Bist du sicher, dass sie nicht gelogen hat? Sie hat oft Geschichten erfunden, so wie die, dass Dad und sie sich am Bahnhof kennengelernt hatten, weil sie beide ihren Zug verpassten. Und in Wahrheit kannten sie sich von der Highschool.«
    »Die Geschichte mit den verpassten Zügen ist aber besser«, sagt Dean mit einem matten Lächeln und ascht seine Zigarette ab. »Und, ja, sie hat die Wahrheit gesagt. Es war einer ihrer normalen Tage.«
    Der Gedanke an ihre seltenen normalen Tage bedrückt mich. Solche Tage waren früher fast wie ein Geschenk, und es würde sie nie wieder geben.
    Dean bietet mir seine Zigarette an. »Die beruhigt dich, glaub mir.«
    Ich nehme sie und ziehe. »Tja, das schmeckt genauso widerlich wie das letzte Mal, als du mir eine gegeben hast«, huste ich und halte mir eine Hand vor den Mund.
    Grinsend lässt er die Kippe in den Schnee fallen und tritt sie aus. »Und dennoch hast du sie wieder angenommen.«
    Kopfschüttelnd stapfe ich durch den Schnee zur Tür, doch ehe ich sie aufziehen kann, öffnet mein Dad sie von drinnen, tritt heraus und zieht sich die Kapuze hoch. »Oh, ist das kalt hier draußen!«
    »Wir haben Dezember«, bemerkt Dean mit hochgezogener Braue.
    Mein Dad steckt sich eine Zigarette an. »Vielleicht hätten wir das Haus dekorieren sollen. Aber das haben wir auch früher nicht gemacht, oder?«
    »Einmal«, sage ich und schabe mit der Schuhspitze durch den Schnee. »Da warst du nicht zu Hause. Ich glaube, das war in dem Jahr, als du mit Bill für ein paar Wochen zum Eisangeln gefahren bist. Mom wollte, dass wir schmücken …« Weiter rede ich nicht, und wir alle verstummen.
    »Tja, wir könnten es als neue Tradition einführen.« Dad bläst eine Qualmwolke aus, die mir direkt ins Gesicht weht. »Wir können uns zu Weihnachten hier treffen, das Haus schmücken und schön zusammen essen wie gerade eben.« Wieder wirkt er nervös. »Was meint ihr zwei?«
    Dean sieht zu mir und zuckt mit den Schultern. »Meinetwegen. Klingt gut. Aber ich verspreche nichts. Ich habe mein eigenes Leben.«
    Mein Dad antwortet nicht, und wieder tritt Stille ein. Ich lache leise. So wird es zwischen uns wohl
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