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Fünf Wochen im Ballon

Fünf Wochen im Ballon

Titel: Fünf Wochen im Ballon
Autoren: Jules Verne
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Dick; es wird uns noch sehr zu Statten kommen, daß wir sie unterwegs nicht fortgeworfen haben.
    – Mein Carabiner, rief der Jäger enthusiastisch; ich hoffe, daß ich mich niemals von ihm zu trennen brauche … Und er lud ihn mit der größten Sorgfalt; Pulver und Blei war noch in genügender Quantität vorhanden.
    – In welcher Höhe befinden wir uns? fragte Kennedy den Doctor.
    – Wir sind etwa siebenhundertundfünfzig Fuß hoch; aber wir können nicht mehr durch Steigen oder Fallen günstige Luftströmungen aufsuchen, sondern müssen dem Ballon auf Gnade und Ungnade folgen.
    – Das ist sehr fatal, brummte Kennedy; der Wind ist ziemlich gemäßigt; wenn uns ein solcher Orkan wie in den vorhergehenden Tagen fortgetragen hätte, so wären die schrecklichen Kerle schon lange außer Sicht.
    – Die Schufte folgen uns in kurzem Galop, wie auf einem gemüthlichen Spazierritt, sagte Joe ärgerlich.
    – Wenn wir sie in Schußweite hätten, äußerte der Jäger, würde es mir ein ganz besonderes Vergnügen gewähren, sie Einen nach dem Andern aus dem Sattel zu heben.
    – Ganz gut, erwiderte Fergusson; wir wären dann aber gleichfalls in Schußweite, und unser Victoria würde den Kugeln ihrer langen Musketen ein leichtes Ziel bieten; in welcher Lage wir uns aber befinden würden, wenn ihre Kugeln den Ballon zerrissen hätten, magst Du selber ermessen.«
    Die Talibas setzten ihre Verfolgung den ganzen Vormittag fort. Um elf Uhr Morgens waren die Reisenden kaum fünfzehn Meilen in der Richtung nach Westen weiter gekommen.
    Der Doctor spähte aus, ob sich irgendwelche, wenn auch noch so kleine Wolke am Horizont zeigte. Er fürchtete beständig eine Veränderung in der Atmosphäre. Was sollte aus ihm werden, wenn er nach dem Niger zurückgeworfen wurde? Ueberdies war er sich darüber klar, daß der Ballon merklich fiel; seit dem Aufbruch hatte er sich schon mehr als dreihundert Fuß herabgelassen, und der Senegal mußte jetzt noch ungefähr zwölf Meilen entfernt sein: bei der gegenwärtigen Schnelligkeit mußte man noch auf drei Reisestunden rechnen.
    In diesem Augenblick wurde die Aufmerksamkeit der Reisenden durch neues Geschrei angezogen, die Talibas trieben ihre Pferde zu größerer Eile an.
     

    Erst abgefeuert, dann ausgeworfen. (S. 306).
     
    Der Doctor sah nach dem Barometer und begriff sofort die Ursache dieses Geheuls.
    »Wir fallen? fragte Kennedy.
    – Ja.
    – Zum Teufel!« dachte Joe.
    Nach einer Viertelstunde war die Gondel nicht mehr hundertundfünfzig Fuß vom Boden entfernt, aber der Wind wehte kräftiger.
     

    Die Katarakten von Guina. (S. 309.)
     
    Die Talibas spornten ihre Pferde an, und bald entlud sich ein Musketenfeuer in die Lüfte!
    »Zu weit, ihr Dummköpfe, schrie Joe hinunter; es scheint mir gerathen, die Spitzbuben in einer angemessenen Entfernung zu halten.«
    Und Joe gab Feuer, indem er einen der am weitesten vorgerückten Reiter auf’s Korn nahm; der Talibas stürzte zur Erde; seine Begleiter hielten, und der Victoria gewann einen Vorsprung.
    »Sie sind vorsichtig, sagte Kennedy.
    – Weil sie uns doch sicher zu haben glauben, ergänzte der Doctor. Wenn wir noch mehr fallen, sind wir in ihrer Macht; wir müssen durchaus wieder steigen!
    – Was soll ich auswerfen? fragte Joe.
    – Den Rest unserer Pemmican-Vorräthe, damit werden wir noch etwa dreißig Pfund los.«
    Joe kam den Befehlen seines Herrn nach.
    Die Gondel, die fast schon den Boden berührt hatte, stieg unter dem Wuthgeschrei der Talibas wieder empor; aber eine halbe Stunde später begann der Victoria abermals sich zu senken. Das Gas entwich durch die Poren der Hülle.
    Bald streifte die Gondel auf dem Boden hin. Die Neger Al-Hadschi’s stürzten auf sie zu; aber kaum hatte der Victoria die Erde berührt, als er, wie es auch sonst bei Luftfahrten schon beobachtet worden ist, mit einem Sprunge emporschnellte, um sich dann eine Meile weiter wieder herabzulassen.
    »Wir sollen ihnen also wirklich nicht entkommen, fuhr Kennedy zornig los.
    – Wirf unsern Vorrath an Branntwein aus, Joe, rief der Doctor, unsere Instrumente, Alles, was irgend Gewicht hat, selbst unsern letzten Anker, die Noth drängt!«
    Joe schleuderte die Barometer und Thermometer fort, aber all’ das hatte wenig zu bedeuten, und der Ballon, der einen Augenblick gestiegen war, fiel im nächsten wieder zur Erde. Die Talibas flogen hinter ihm her und waren nur noch zweihundert Schritte von ihm entfernt.
    »Wirf die beiden Flinten fort, rief der Doctor.
    –
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