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Frühstückspension: Kriminalroman

Frühstückspension: Kriminalroman

Titel: Frühstückspension: Kriminalroman
Autoren: Sigrid Hunold-Reime
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so jung und wahrscheinlich immer noch nicht ganz nüchtern. Das war unverantwortlich. Auch wenn sie unser Strohhalm war, die einzig greifbare Lösung – wir hätten es nicht annehmen dürfen.
    Da schüttelt Maike langsam den Kopf, als begreife sie jetzt erst Tomkes Fragen.
    »Bereuen? Unsinn! Ich habe gewusst, was ich tue. Aber das habe ich in erster Linie für mich getan. Natürlich ahnt Torben, dass hier etwas schiefgelaufen ist. Etwas, womit er im Leben nichts zu tun haben wollte. Immer aalglatt. Dass er unter so eine undurchsichtige Geschichte seine Unterschrift setzen musste, das war perfekt. Ansonsten blickt er nicht durch. Schon gar nicht, dass der da drüben nicht Gerold Heinrich ist.«
    Diese kalten Überlegungen passen nicht zu Maike und machen mich traurig.
    Tomke sagt: »Ich brühe mir noch einen Tee auf. Wollt ihr Kaffee?«
    Ich winke ab: »Nein, ich nehme jetzt auch lieber Tee.«
    »Und du?«, wendet sich Tomke an Maike.
    »Gar nichts. Ich gehe jetzt nach Hause.«
    »Es fährt noch kein Bus«, gibt Tomke zu bedenken und wirft mir einen besorgten Blick zu.
    »Macht nichts. Ich nehme ein Taxi.«
    Ich habe es geahnt. Sie will so schnell wie möglich von uns weg. So dringend, dass sie sogar bereit ist, ein Taxi von Horumersiel nach Wilhelmshaven zu bezahlen.
    Ich suche nach Worten. Worte, die sie aufhalten könnten. Nur so lange, bis wir aus dieser verworrenen Stimmung herausgekommen sind und uns loslassen können. Aber mir fallen keine ein.
    Tomke hat Wasser aufgesetzt und dreht sich nun zu Maike um. Die Hände um die Hüften gespannt. Eine Haltung, die ich an ihr immer mögen werde.
    »Jetzt hör mal zu, Mädchen. Du hast uns gerettet! Ob du das nun wahrhaben willst oder nicht. Du hast es auch für dich getan. Schön! Aber bis vor einer halben Stunde hatten wir ein gemeinsames Ziel. Deshalb werde ich nicht zulassen, dass wir so auseinanderrennen. Das fühlt sich an, als …«, Tomke sucht nach einem passenden Vergleich, »als wären wir fremdgegangen. Genau! Und im Grunde sind wir das auch. Aber wir wollten es. Und hinterher, wenn der Rausch verflogen ist, wenn man sich wieder anziehen muss, dann sollte man das mit Anstand tun. Nicht, dass der andere zurückbleibt und sich nur beschissen fühlt. So habe ich das immer gehalten. Wir gehen heute erst auseinander, wenn wir uns wieder richtig angucken können.«
    Tomke holt nach ihrer Rede tief Luft und wendet sich wieder der Teekanne zu. Mit heftigen Bewegungen löffelt sie die Teeblätter hinein. Ich bewundere ihre direkte Art, Gefühle auszudrücken. Ich hätte mir noch tagelang einen abgebrochen und mir eingeredet, es sei schon in Ordnung.
    »Maike«, sage ich leise. »Ich sehe das genauso. Bitte bleib noch. Nur für eine Tasse Tee, für ein paar Worte. Danach will ich auch erst mal allein sein. Ich habe das Gefühl, seit Stunden in einem Karussell zu sitzen. Alles ging so schnell. Ständig musste eine neue Entscheidung getroffen werden. Es wäre traurig, so auseinanderzulaufen. Wir wollen dir nicht unsere Freundschaft aufdrängen. Du kannst gehen, aber bitte nicht so – nicht sofort.«
    Maike stöhnt leise auf und hebt ergeben beide Hände.
    »Gut, wenn das so wichtig für euch ist. Ich bleibe. Ihr habt gewonnen!«
    Tomke und ich lächeln uns das erste Mal wieder zaghaft an.
    »Aber so dramatisch, wie ihr das empfindet, ist das nicht gemeint. Ich will euch nicht bestrafen oder aus dem Weg gehen. Für mich ist es einfach vorbei. Ich habe Teresa von Torben und mir heute, nein, gestern erzählt, und nun ist es gut. Es ist einfach zu Ende. Und ich mag die Geschichte auch nicht noch einmal erzählen. Das ist nicht böse gemeint«, wendet sie sich an Tomke.
    »Ich will einfach nur nach Hause und von den paar Zetteln und getrockneten Rosen, die ich von ihm habe, ein kleines Feuer machen und dann schlafen.«
    Sie zögert. »Und von eurer Geschichte möchte ich nicht noch mehr wissen. Zurzeit jedenfalls nicht.«
    Tomke und ich sehen betreten aneinander vorbei.
    »Das Einzige«, Maike sucht meinen Blick, und ich versuche, ihm nicht auszuweichen, »was ich wirklich noch wissen möchte: Hast du das die ganze Zeit im Krankenhaus geplant? Hast du deshalb diesen Mann bei uns als deinen ausgegeben? Hast du den perfekten Mord geplant?«
    »Nein!«, ich schreie entsetzt auf. »Nein, bitte, Maike, das musst du mir einfach glauben. Du brauchst es nicht zu verstehen, aber du musst mir glauben. Ich habe gar nichts geplant. Ich bin da reingerutscht. Ich wollte mich scheiden
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