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Frostglut

Frostglut

Titel: Frostglut
Autoren: Jennifer Estep
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sollte. Außerdem musste ich noch irgendetwas anderes tun, als in meinem Zimmer sitzen und vor mich hin brüten.
    Das einzige Problem bestand darin, dass es keine sonderlich gute Karte war. Oh, dank meiner Psychometrie konnte ich das Fresko deutlich vor mir sehen. Ich war nur einfach nicht begabt genug, es richtig abzumalen. Trotzdem tat ich mein Bestes, und langsam entwickelte sich die Karte. Vielleicht sollte ich Oliver bitten, mir zu helfen. Er war künstlerisch total begabt.
    Ich sah die kleine Statue von Nike auf meinem Schreibtisch an. »Ich hoffe nur, dass du meine Zeichenkünste nicht benotest, denn dann falle ich definitiv durch.«
    Die Statue tat gar nichts, aber ich hatte eigentlich auch nichts anderes erwartet.
    Mein Blick suchte wieder das Bild. Ich hatte erst heute Abend angefangen, also hatte ich bis jetzt nur eine Ecke des Freskos fertig. Okay, okay, eigentlich hatte ich nur eine einzige Person gezeichnet – Logan. Ich hatte so häufig an den Spartaner gedacht, dass es nur natürlich erschienen war, mit ihm anzufangen.
    Meine Zeichnung zeigte eigentlich nur ein grobes Strichmännchen, trotzdem hatte ich mich bemüht, Logans Wildheit und Tapferkeit einzufangen. Das war nicht allzu schwer, da er sich gerade mitten im Kampf befand. Ich wünschte mir, er wäre hier, damit ich ihm die Zeichnung zeigen konnte. Ich konnte mir lebhaft vorstellen, wie er das Bild ansah und dann so etwas sagte wie: Gypsymädchen, weißt du denn nicht, dass ich viel attraktiver bin als das da?
    Dann würde er mich angrinsen, während die eisblauen Augen in seinem Gesicht glitzerten, und wir würden beide lachen.
    Ich seufzte. Nicht nur vermisste ich den Spartaner ganz schrecklich, sondern ich hätte bei meiner momentanen Aufgabe auch seine Hilfe brauchen können. Vielleicht hätte er die Gegenstände erkannt, die er in den Händen hielt. Vielleicht hätte er gewusst, wer von den anderen Personen Artefakte schwang und wer einfach nur normale Waffen. Vielleicht hätte er mir sagen können, was der Gegenstand war, den ich in dem Fresko umklammerte – dieser schlanke silberne Pfeil oder Speer oder was auch immer es war. Das Ding, das es vielleicht möglich machte, Loki zu töten.
    »Wie soll ich Logan oder dem Rest meiner Freunde diese Dinge geben, wenn ich nicht mal weiß, wo sich die Artefakte befinden und wo Logan sich aufhält?«, murmelte ich und sah Nike an.
    Diesmal schlug die Statue die Augen auf.
    Ich erstarrte, und mir stockte der Atem. Ich hatte die Worte aus Frustration und Schmerz gesprochen, ohne zu erwarten, dass sie reagieren würde. Aber jetzt sah die Göttin erst mich mit ihren dämmerungsfarbenen Augen an, dann meine Zeichnung. Sie nickte einmal, bevor sie die Augen wieder schloss und die Statue wieder nichts war als eine Statue.
    Ich atmete tief durch und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Mehrere Minuten lang starrte ich die Statue an, aber Nike erschien nicht noch einmal. Trotzdem sorgte die Zustimmung der Göttin dafür, dass ich mich besser fühlte. Zumindest schien ich auf dem richtigen Weg zu sein. Nike hatte mir aufgetragen, die Artefakte zu finden und sie den richtigen Personen zu geben – auch Logan. Das bedeutete, dass ich den Spartaner wiedersehen würde. Und wenn ich ihn wiedersah, würde ich ihn nicht mehr gehen lassen. Ich würde dafür sorgen, dass er mit mir zurück an die Akademie kam, und mir war egal, was es mich kostete.
    Je länger ich die Zeichnung ansah, desto sicherer wurde ich mir. Irgendwoher wusste ich, dass ich auch Logan finden würde, wenn ich diese mysteriösen Artefakte fand. Und danach, nun … ich hatte keine Ahnung, was danach geschehen würde. Ich wusste nur, dass ich ihn so bald wie möglich wiedersehen wollte.
    »Mach dich bereit, Spartaner«, flüsterte ich. »Denn wir sehen uns bald.«
    Dann griff ich nach dem Bleistift und zeichnete weiter.

Lieber Spartaner,
    Du musst Dich für nichts entschuldigen – für gar nichts.
    Es war nicht Dein Fehler, dass die Schnitter diesen bösartigen Hokuspokus mit Dir angestellt haben. Dass sie Dich insgeheim seit Jahren im Visier hatten. Und vor allem war es nicht Dein Fehler, dass die Schnitter Deine Mom und Deine Schwester umgebracht haben, nur um an Dich heranzukommen.
    Ich kenne Dich, Spartaner. Ich weiß, dass Du denkst, Du hättest nur tapferer oder stärker oder klüger sein müssen, und nichts von alledem wäre geschehen. Deine Mom und Deine Schwester würden noch leben. Dein Verhältnis zu Deinem Dad wäre nicht all diese
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