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Fröhliche Ferien am Meer

Fröhliche Ferien am Meer

Titel: Fröhliche Ferien am Meer
Autoren: Mary Scott
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Als sie dann neunzehn war, traf sie Robert Anson.
    Diese stürmische Liebesaffäre weckte sogar Mrs. Standish aus der gewohnten Gelassenheit, die sie den Emotionen anderer Menschen entgegenbrachte. »Unmöglich. Einfach unmöglich. Ich kann gar nicht daran denken, meine Tochter wegzugeben. Es ist völlig ausgeschlossen, ein Mädchen zu bekommen.«
    »Aber Mutter...«
    »Wirklich, Shelagh, dein Egoismus erstaunt mich. Wie kannst du mich nur verlassen, bevor Angela alt genug ist, um dich zu ersetzen? Es wird nicht mehr lange dauern. Noch zwei Jahre, und außerdem bist du sowieso viel zu jung, weil...«
    »Du warst achtzehn, als du Vater geheiratet hast.«
    »Eben das sollte dir zeigen, was ich meine. Und wenn du mich nicht unterbrochen hättest — du benimmst dich deiner Mutter gegenüber wirklich ungehörig, Shelagh! — ich wollte nämlich sagen, daß du zu hübsch bist — natürlich auf deine Art — , um dich an einen jungen Ingenieur zu binden, der seinen Weg erst noch machen muß. Nun widersprich nicht. Ich war weiß Gott immer bereit, mich für meine Kinder zu opfern, aber das ist wirklich zu viel verlangt.«
    Trotz ihrer Sanftmut besaß Shelagh dieselbe gelassene Rücksichtslosigkeit wie ihr Vater. Wahrscheinlich hätte sie ihren Kopf durchgesetzt, hätte Alicia nicht von ihrem unberechenbaren Mann unerwartete Hilfe erhalten.
    »Ich glaube, diesmal hat deine Mutter ausnahmsweise recht — natürlich aus den falschen Gründen. Siehst du, meine Liebe, Robert hat eigentlich noch nicht die richtige Stellung, um zu heiraten. Ich weiß, daß er etwas kann. Aber er ist noch nicht fähig, eine Frau zu unterhalten, ohne seine Zukunft zu gefährden. Es ist besser, noch etwas zu warten. Bis dahin wird er seinen Weg gemacht haben, wenn er der Mann ist, für den ich ihn halte. Außerdem bist du dann einundzwanzig, und niemand kann dich mehr daran hindern. Aber bis dahin, glaube ich, stehe ich auf Alicias Seite. Das ist zwar noch nie dagewesen, aber trotzdem...«
    Sie warteten genau zwei Jahre. Während dieser Zeit war Mrs. Standish wieder umgezogen und hoffte, daß Shelagh zur Vernunft kommen würde, weil sie den jungen Mann nicht mehr so oft sehen konnte. Shelagh sagte nichts, aber sie schrieb Robert jeden Tag. Am Ende der zwei Jahre hatte er eine gute Stellung in einer Maschinenbaufirma, welche die Aussicht auf eine spätere Partnerschaft bot. An ihrem einundzwanzigsten Geburtstag gab Shelagh ihre Verlobung bekannt, und drei Monate später waren sie verheiratet.
    Angela wunderte sich manchmal, wie sehr diese zwei Jahre den Charakter ihrer Schwester beeinflußt hatten. Sie war immer still gewesen, aber jetzt hatte sie sich hinter einer dicken Mauer von Zurückhaltung verschanzt, die nur Robert durchdringen konnte. Die Standish-Kinder waren daran gewöhnt, ihre Gedanken und Gefühle für sich zu behalten, zum großen Teil deshalb, weil sie früh im Leben gelernt hatten, daß sie niemand anderen interessierten. Aber Shelaghs Verschwiegenheit erstaunte ihre Schwester. Sie konnte offensichtlich zu ihrer Mutter freundlich sein und sich trotzdem ihr und der ganzen Familie gegenüber gleichgültig geben. Nur für ihren Bruder zeigte sie eine gewisse Zuneigung.
    Der Altersunterschied zwischen Bill und Shelagh betrug nur zwei Jahre, und sie waren immer Verbündete gewesen. Vielleicht verstand er sie. Angela jedenfalls tat es nicht, und nach ihrer Heirat mit Robert wurde es ihrer Schwester erschreckend klar, daß Shelagh nur der ganzen schwierigen Familie den Rücken kehren wollte, um selbst in ihrem neuen Leben mit Robert aufzugehen. Sie lebten im Süden, und die beiden Geschwister hatten sie in den drei Jahren erst einmal besucht. Bei ihrer Rückkehr zog Freddie Bilanz.
    »Sie waren nett, aber sie wollen uns nicht. Sie brauchen nur sich selbst. Mir hat es nicht sehr gefallen.«
    »Aber das Haus ist hübsch, und Shelagh hat einen herrlichen Garten angelegt.«
    »Ich weiß, und alle sagen, sie seien ein vorbildliches Ehepaar. Keine Kinder, nur mit sich selbst beschäftigt. Das ist ja gähnend langweilig. Ich bin froh, daß ich morgen wieder zur Schule gehen kann.«
    Angela empfand dasselbe, aber es tat ihr leid. Sie war alt genug, um zu merken, daß das Leben ohne Familienbande sehr einsam sein kann. Aber Shelagh war wenigstens sehr glücklich.
     
    Schließlich brach Shelagh das Schweigen, das in dem stillen Zimmer geherrscht hatte. »Ich werde den Brief morgen an Bill schicken, aber ich glaube kaum, daß er seine Ferien in
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