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Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi

Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi

Titel: Friesenluege - Ein Nordfriesland Krimi
Autoren: Sandra Duenschede
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alle bis auf einen.« Uwe Mommsen grinste. »Der Heinrich hat sich in Hamburg abgesetzt.« »Wat, wie dat denn?«
    »Na, er ist einfach verschwunden. Ohne sich abzumelden. Plötzlich war er weg. Was meinst du, was da los war?«
    Haie konnte sich das bildlich vorstellen. »Und dann? Seid ihr ohne ihn …?«
    Uwe Mommsen nickte.
    »Und was hat Erika dazu gesagt?«
    »Ach die«, winkte der andere ab, »wusste wahrscheinlich ganz genau, wo der abgeblieben ist.« Uwe Mommsen trat einen Schritt auf Haie zu und senkte die Stimme, als er sagte: »Also, wenn du mich fragst, hat der sich ins Rotlichtviertel abgesetzt.« Er zwinkerte mit dem linken Auge.
    »Wie kommst du denn darauf?«
    »Na, weil der schon vor der Fahrt geprahlt hat, dass er in jungen Jahren oft über die Reeperbahn gezogen sei und die eine oder andere Braut klargemacht hätte.«
    »Braut?«
    »Na, du weißt schon, was ich meine.«
    »Und du meinst ernsthaft, der hat sich während eurer Fahrt mit einer getroffen?« Haie konnte sich das kaum vorstellen. Das hätte doch jeder mitbekommen. Uwe Mommsen hingegen nickte erneut. »Und ist er denn inzwischen wieder aufgetaucht?«
    »Wat weiß ich? Vielleicht ist er mit so einem Mädel durchgebrannt.« Der Rentner grinste. Haie hingegen kratzte sich am Kopf. Er kannte Heinrich Matzen nicht sonderlich gut. Halt vom Sehen. Daher konnte er den Vorfall auch schlecht einschätzen. War Heinrich wirklich solch ein Hallodri, der die Seniorenfahrt ausgenutzt hatte, um sich mit Frauen zu vergnügen? Haie schüttelte den Kopf. Aber das machte man doch nicht im Beisein so vieler Zeugen und vor allem nicht, wenn es die Ehefrau mitbekam, oder? Heinrich Matzen fuhr selbst Auto, da hätte er jederzeit nach Hamburg fahren können. Schließlich halste sich bei solch einer Aktion doch keiner freiwillig 50 weitere Rentner auf, die sich anschließend den Mund über einen zerrissen. Außerdem musste man ja nicht bis nach Hamburg fahren, um in den Puff zu gehen. Leck reichte seines Wissens vollkommen aus. Nee, Haie war sich sicher, Heinrich Matzen hatte bestimmt etwas anderes in Hamburg vorgehabt.

    »Habt ihr die Leiche aus dem Volkspark schon vorbereitet?« Dr. Choui blickte den Sektionsassistenten fragend an.
    »Noch nicht. Mache ich aber gleich.«
    Peer Nielsen hatte den Besuch der mutmaßlichen Witwe angekündigt. Die Identifizierung eines Toten führten sie jedoch nicht, wie man es häufig im Fernsehen sah, im Sektionssaal oder vor den Kühlfächern durch, sondern im Institut gab es dafür einen kleinen Andachtsraum. Die Leichen wurden dort entsprechend zurechtgemacht und aufgebahrt.
    »Nee lass man, ich will vorher einen Blick drauf werfen.« Der Rechtsmediziner holte sich eine Bahre und öffnete die Tür zu dem entsprechenden Fach. Dann zog er den untersten Leichnam heraus und rollte ihn hinüber in den Sektionsraum. Reglos starrte er einen Moment auf den toten Körper, nachdem er das weiße Tuch zurückgeschlagen hatte. Die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung lagen zwar noch nicht vor, aber er war sich beinahe sicher, dass sie keinerlei Hinweise auf die Todesursache liefern würden. Die ganze Nacht hindurch hatte er gegrübelt, denn die Kopfverletzung erschien ihm nicht tödlich gewesen zu sein. Auch wenn es augenscheinlich keinen anderen Grund dafür gab, warum der Mann tot vor ihm lag. Sie mussten etwas übersehen haben. Nur was? »Sprich mit mir«, murmelte der Mediziner und blickte dem Toten ins Gesicht. Doch der starre Blick schien durch ihn durch zu gehen und machte Dr. Choui ein weiteres Mal bewusst, dass er auf sich gestellt war bei seiner Suche nach der Wahrheit. Selbstverständlich konnte er es sich einfach machen. Sie hatten zu zweit im Beisein des Kommissars die Obduktion ordnungsgemäß durchgeführt. Niemand würde ihm einen Vorwurf machen können, wenn er, sobald die restlichen Ergebnisse vorlagen, die Kopfverletzung als Todesursache in seinem Bericht angeben würde. Niemand – außer ihm selbst. Er drehte sich um und nahm aus einer der Schubladen hinter sich eine Lupe. Zentimeter für Zentimeter suchte er den Körper damit ab. Ganz tief beugte er sich über den Leichnam, dessen Verwesungsgeruch zwar stärker geworden war, den Dr. Choui aber trotzdem aufgrund seiner jahrelangen Tätigkeit in der Rechtsmedizin kaum wahrnahm. Dieser leicht süßliche Geruch, der in jeder Ritze dieser Kellerräume zu sitzen schien, war ihm derart vertraut, gehörte zu seinem Leben dazu, stach ihm nicht mehr als befremdlich in
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