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Friedenskommissare der Galaxis

Friedenskommissare der Galaxis

Titel: Friedenskommissare der Galaxis
Autoren: Keith Laumer
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und her schwankte!
    In diesem Augenblick kam von der Korridortür her ein leises Geräusch, als ob jemand vorsichtig den Riegel untersuchte. Retief kehrte rasch zu dem geöffneten Schrank zurück, nahm einen formellen schwarzen Mantel von der Stange, eilte durch das Zimmer und hing den Mantel an die Vorhangstange über dem offenen Fenster. Dann schaltete er das Licht aus und trat rasch hinter die Badezimmertür, als die Außentür geräuschlos aufschwang. Ein kleiner, spindelbeiniger Groaci in einem graubraunen Hüftmantel und schlichten Augenschilden schlüpfte in den Raum, schloß hinter sich die Tür und ging geradewegs zum Schrank. Plötzlich bewegte der Wind den leeren Mantel, der am Fenster hing. Der Eindringling zog blitzschnell eine große Energiepistole aus seiner Tunika und richtete sie auf das Kleidungsstück.
    »So – habe irrtümlich Ihre Zimmer leer geglaubt, Weicher«, zischte der Fremde in seiner eigenen Sprache. »Sofort Ihre Handextremitäten über Ihre Organsammlung erheben und sich vorbereiten, leise mitzukommen!«
    Der Mantel bewegte sich. Der Groaci sprang drei Schritte zurück. »Noch eine Bewegung, Weicher, und sich den Ahnen im Glückseligen Wühlgurnd zugesellen!«
    Der Mantel schien, vom Wind gedrückt, seitwärts zu gleiten.
    »Keine Bewegung, um zu fliehen!« zischte der Groaci. »Sich langsam umdrehen und die Leiter besteigen, von einem vertrauenswürdigen Lackei angebracht …« Die Stimme des Fremden verebbte, als ihm offenbar auffiel, daß mit seinem Opfer irgend etwas nicht stimmte. »Retief …?« flüsterte er und näherte sich vorsichtig. Einen Meter vom Fenster entfernt stieß er ein verärgertes Zischen aus und senkte seine Waffen.
    »Keine üble Taktik, Lilth«, bemerkte Retief und trat aus seinem Versteck, den Nadelstrahler auf den Groaci gerichtet. »Außer daß Ihre Waffe zu niedrig zielte …«
    Mit einem leisen Aufschrei fuhr der Eindringling herum, stürzte zum Fenster, stieß den herabhängenden Mantel beiseite und beugte sich vor, um die Leiter zu fassen. Sekundenlang schwankte er auf dem Fensterbrett, dann verlor er das Gleichgewicht und verschwand mit einem Aufschrei in der Tiefe.
    Retief erreichte das Fenster gerade noch rechtzeitig, um den Aufschlag des Unglücklichen fünf Stockwerke tiefer im Wassergraben zu beobachten. Die Strickleiter, so bemerkte Retief, war verschwunden.
    »Pech«, murmelte er. »Nun ist es schon so weit gekommen, daß man nicht einmal mehr einem Lakai trauen kann.«
    Ein verstohlenes Klopfen ertönte von der Tür her; Retief ging hin, um zu öffnen. Das Gesicht des Groaci-Counselors erschien, alle fünf Stielaugen vorgestreckt, um in das Innere des Raumes zu spähen.
    »Saubere Arbeit, Lilth«, begann er – und erstarrte beim Anblick von Retief, der sich gelassen ein Rauchstäbchen anzündete.
    »Guten Abend, Nish«, begrüßte der Terraner seinen so unformellen Besucher. »Suchen Sie Ihren Code-Beamten? Ich fürchte, er ist gerade hinausgegangen.«
    »Sie? Was – das ist ja … wie – ich wollte sagen: Sie Mörder!« Nish rannte zum Fenster und starrte bestürzt zu seinem Landsmann hinunter, der zwischen den importierten Karpfen schwamm. »Mord! Ein vorsätzlicher, mutwilliger Überfall auf ein diplomatisches Mitglied des Stabes von Seiner Groacianischen Exzellenz! Ergreift den Missetäter!«
    Eine Anzahl von Personen, sowohl Terraner wie Groaci, von dem Geschrei des stellvertretenden Delegationschefs der Groaci herbeigelockt, steckten nun ihre Köpfe durch die Tür zu Retiefs Appartement. Inmitten der Menge tauchte plötzlich die cholerische Miene des terranischen Counselors Biteworse auf.
    »Was geht hier vor sich?« fragte der dickliche, ältere Beamte in nasalem Tenor.
    »Ich verlange die Verhaftung dieses … dieses Grobians!« flüsterte Nish hektisch vor Erregung.
    »Nun ja, gewiß«, stimmte Biteworse zu. »Das heißt, äh, was hat er denn diesmal getan?«
    »Diesmal ist er zu weit gegangen! Sein Ruf, die Liebenswürdigkeiten diplomatischen Brauchs zu umgehen, ist notorisch – aber die Aus-dem-Fenster-Beförderung meines Kollegen, ungeachtet und trotz dessen niedereren Ranges, das ist der Gipfel!«
    »Sie meinen – er hat jemanden aus dem Fenster geworfen?« Biteworse blickte bestürzt drein.
    »Gerade versinkt der Unglückliche zum dritten Mal!« erklärte Nish.
    »Sollten wir ihm, äh, nicht vielleicht ein Seil zuwerfen?« fragte Oberst Warbutton vom Fenster her und reckte den Hals, um die weit unten immer noch im Wasser
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