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Freundin für Allie

Titel: Freundin für Allie
Autoren: M Cabot
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wusste, dass sie mich auch bald so in einen Klappstuhl quetschen würde.

Regel Nummer 11
    Eine Dame erhebt nie die Faustgegen eine andere Dame

    Noch am selben Nachmittag ging Oma mit mir ins Einkaufszentrum. Ich wollte direkt in die Zoohandlung, um ihr das pinkfarbene Katzen-Himmelbett und das Halsband zu zeigen, die ich Maunzerle kaufen wollte.
    Aber Oma wollte sich erst gemütlich irgendwo hinsetzen. Das nannte sie »Kaffeetrinken«, auch wenn wir beide keinen Kaffee tranken. Ich bestellte einen Himbeer-Shake und Oma trank ein Kännchen Tee. Aber sie sagte immer noch »Kaffeetrinken« dazu, weil es Kaffeepausenzeit war.
    »Und jetzt«, sagte Oma, nachdem sie Süßstoff in ihren Tee getan hatte, »erzähl mir doch mal ein bisschen von der neuen Schule. Dort ist alles ein wenig … schäbiger als in der alten Schule, oder?«
    »Ja«, antwortete ich. »Die Turnhalle wird auch als Aula und Cafeteria genutzt.«
    »Das habe ich gesehen«, sagte Oma. »Ziemlich unhygienisch, meiner Meinung nach. Gefällt es dir da?«

    »Ja«, sagte ich, ein wenig zu meiner eigenen Überraschung. Darüber hatte ich noch gar nie richtig nachgedacht. »Meine Freundinnen sind nett und meine Lehrerin, Mrs Hunter, auch. Sie ist so hübsch. Aber …«
    Ich hielt inne, weil ich beinahe gesagt hätte Aber ein Mädchen ist nicht nett, Rosemarie . Mir war gerade noch eingefallen, dass ich Oma nichts davon erzählen konnte. Sie würde es Mom erzählen, die es Mrs Hunter unter die Nase reiben würde, die Rosemarie damit konfrontieren würde, die mir dann eine reinhauen würde.
    »Aber …?«, fragte Oma.
    »Nichts«, sagte ich rasch und nahm einen Schluck von meinem Shake, damit ich den Mund voll hatte.
    Oma musterte mich über den Rand ihrer Teetasse hinweg.
    »Allie«, sagte sie sanft, »du kannst mir alles sagen. Denk dran, ich habe auch zwei Jungen großgezogen … einer davon war dein Onkel Jay. Mich kann nichts mehr schrecken.«
    »Na gut«, sagte ich, nachdem ich runtergeschluckt hatte. »Wenn du versprichst, es Mom nicht zu sagen?«
    »Ich kann dir glaubhaft versichern«, sagte Oma, »dass deine Mutter und ich gerade keinen regen Gedankenaustausch pflegen.«
    Ich wusste zwar nicht genau, was das heißen sollte, aber es klang wie ein Versprechen.
    »Also«, begann ich, »in der Schule gibt es ein Mädchen, Rosemarie, die kann mich aus irgendeinem Grund nicht ausstehen
und droht andauernd, mich zu verhauen. Ich weiß nicht, was ich machen soll. Dad sagt, ich soll ihr eins auf die Nase geben …«
    Oma stellte klirrend ihre Teetasse ab.
    »Du wirst nichts dergleichen tun«, sagte sie. »Allie Finkle! Was fällt dir ein? Eine Dame erhebt niemals die Faust gegen eine andere Dame!«
    »Echt nicht?« Ich schaute sie schuldbewusst an. »Aber was soll ich denn dann machen? Ich will nicht, dass sie meinen Kopf zwischen Sitzfläche und Lehne eines Klappstuhls quetscht.«
    »Du erzählst das alles deiner Mutter«, sagte Oma. »Und wenn du es nicht tust, dann werde ich es für dich tun.«
    »Du hast mir gerade versprochen, nichts zu sagen!«, schrie ich. »Wenn du Mom davon erzählst, geht sie zu meiner Lehrerin und die schimpft dann mit Rosemarie oder geht zu Rosemaries Eltern. Bestimmt dreht Rosemarie dann total durch und macht mir das Leben erst recht zur Hölle. Glaub mir, ich weiß, wovon ich rede, das hatte ich alles schon mal.«
    Oma presste die Lippen zu einem schmalen Strich zusammen. Das war irgendwie witzig, weil Mom das auch macht, wenn sie sauer ist.
    »Bitte schön«, sagte sie. »Dann sage ich eben nichts. Aber gut finde ich das nicht. Was fällt deinem Vater bloß ein?«
    Wahrscheinlich wünschte er, jemand hätte ihm beigebracht, wie man zuschlägt, als er in meinem Alter war. Dann wäre er nicht so oft verprügelt worden. Aber ich behielt meine Meinung für mich.

    Laut sagte ich: »Sollen wir jetzt mein Geschenk kaufen?«
    Oma seufzte und sagte: »Einverstanden.«
    Als sie jedoch sah, was ich mir ausgesucht hatte, fragte sie: »Bist du ganz sicher, dass du das haben willst?«
    »Ja.« Ich wusste nicht, was sie mit dieser Frage bezweckte. Was sollte ich denn sonst wollen? Erkannte sie etwa nicht, wie wunderschön das Halsband war? Es war pink und glitzerte!
    »Hättest du nicht lieber ein hübsches Kleid?«, fragte Oma. »Ich habe hier neulich ein paar nette Kleider gesehen.«
    Ein Kleid? Was sollte ich mit einem Kleid? Ein langweiliges blödes Kleid konnte ich jederzeit bekommen – ganz im Gegensatz zu einem coolen pinkfarbenen
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