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Fremder an meinem Ufer: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Fremder an meinem Ufer: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)

Titel: Fremder an meinem Ufer: und andere paranormale erotische Stories (German Edition)
Autoren: Lindsay Gordon
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Blick zu. Ein weiteres Stück Sicherheitsglas fiel aus dem oberen Teil des Rahmens. Ohne das Doppelglas in der Tür war der Straßenlärm jetzt deutlich zu hören. Mehr als das leise Murmeln des Autoverkehrs fielen Jess ein elektrisches Knistern und mehrere tief vibrierende Aufschläge auf, die sie durch den Boden spüren konnte. Sie trat um ihren dahingestreckten Besucher herum an das – verbogene – Balkongeländer und schaute hinunter. Bunt gekleidete Gestalten umkreisten einander auf der Straße und in der Luft darüber und wurden von grellweiß pulsierenden Blitzen angestrahlt.
    Wieder war sie nicht erstaunt darüber, sie zu erkennen, und wunderte sich auch nicht, als die blauweiße Gestalt, die sogar aus zwanzig Stockwerken Höhe groß wirkte, zu ihr hochstarrte.
    »Verdammt«, murmelte sie. Als ein Stöhnen aus ihrer Wohnung drang, drehte sie sich um. Ihr Besucher wälzte sich auf die Seite und schob sich in eine sitzende Haltung hoch. »Verdammt, verdammt, verdammt.«
    »Wie bitte?« Er stützte sich auf einen Arm und presste mit geschlossenen Augen den anderen Handballen gegen seine Schläfe.
    »Du …« Jessica wandte den Blick von ihm ab und sah wieder hinaus, wo die größere Gestalt über die Straße zurückwich, immer noch zu ihr heraufsah und das sie umgebende Chaos völlig ignorierte. »Mist.« Sie drehte sich zu ihm um und hielt sich am Geländer hinter sich fest. »Du musst hier weg.«
    »Wie meinst du das?« Er blinzelte mehrmals und schüttelte den Kopf, als fürchte er, dass er sich lösen könne.
    »Ich habe keine Ahnung«, murmelte sie. Was zur Hölle machte sie hier?
    »Was?«
    »Nichts. Du musst weg«, wiederholte sei. »Sie kommen.«
    Er sah in ihre Richtung und zuckte zusammen, als er ins Sonnenlicht blickte. »Nein. Ist schon in Ordnung.« Er klang resigniert.
    Sie biss die Zähne zusammen. »Zum Teufel damit«, sagte sie und trat über den Türrahmen ins Zimmer. »Lauf.«
    »Oh.« Er lächelte leicht; ein selbstironisches Grinsen. »Ich glaube nicht, dass das in meinen Sternen steht, Schätzchen.«
    Auf der Suche nach einer Idee sah sie sich im Raum um. Sie marschierte zu ihm hinüber – so gut, wie man das in Baumwollhöschen und alten Hausschuhen über Glasscherben eben fertigbringt – und packte ihn am Kragen seiner Jacke. »Dann kriech eben.«
    Unter allgemeinen, schmerzerfüllten Protesten zerrte sie ihn in die Küche und hinter die Kücheninsel in der Mitte, wo er nicht mehr zu sehen war. Halb zog sie ihn, und halb führte sie ihn wie einen Hund an der Leine.
    Und keinen Augenblick zu früh. Ein schwerer Aufschlag auf dem Balkon ließ die Kristallkugeln an der Lampe über dem Couchtisch erbeben. Jess hörte das Knirschen, mit dem eine schwere Person über die Glassplitter auf dem Zementboden ging.
    »Nicht erschrecken.« Die Stimme war so glatt und stark moduliert wie die eines Radioansagers. Zufällig wusste Jessica auch, dass sein Auftritt im Wesentlichen gespielt war. »Ich bin nur hier, um zu helfen.« Eine Pause. »Darf ich hereinkommen?«
    Ein merkwürdiger Satz von jemandem, der einem gerade auf den Balkon im 23. Stock gesprungen ist, aber verständlich. Bei den Gerichten in Mercury Bay häuften sich seit einiger Zeit die Einbruchsklagen, bei denen es genau um solche Situationen ging.
    »Ähem, klar«, antwortete Jess. Ihre Hände waren unruhig. Sie konnte sich nicht entscheiden, ob sie sie auf die Arbeitsfläche legen, auf dem Rücken verschränken – eine schlechte Idee, so wie ihr T-Shirt sich dabei dehnte – oder in die Hüften stemmen sollte – was sie daran erinnerte, dass sie immer noch halb nackt war. Vielleicht sollte sie die Arme vorne verschränken. Ihre Hände bewegten sich wie nervöse Tierchen von einer Haltung in die nächste.
    Die Tür verdunkelte sich fast völlig, als der neue Besucher mit seiner Körpermasse das Licht aussperrte. Er trat so vorsichtig wie möglich hindurch und brachte es trotzdem fertig, noch mehr Glas zu lösen und den verbogenen Rahmen der Schiebetür abzureißen. Der Riese, der von Kopf bis Fuß in einen blauweißen Bodysuit gekleidet war, musterte den Rest des Raums, bevor er ein Filmstar-Lächeln in ihre Richtung abschoss.
    »Hallo, Miss. Ich bin der Blaue Brahma, Mitglied der Vindicators und vollständig qualifizierter Vertreter der Sicherheitsbehörden sowohl von Mercury Bay als auch landesweit. Ich entschuldige mich für den Schaden an Ihrer Wohnung. In diesem Zusammenhang bin ich auf der Suche nach dem, ähem, Individuum,
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