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Fremde Gäste

Fremde Gäste

Titel: Fremde Gäste
Autoren: Mary Scott
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meines Mannes.«
    »Das kann ich mir denken. Aber warum heißt er natürlich Thomas?«
    »Das wirst du begreifen, wenn du ihn siehst. Er sieht aus wie Thomas und benimmt sich auch so. Ganz und gar nicht wie dein Findling, Susan. Er ist nicht so ein überheblicher, herablassender junger Herr, der von Wildnis redet. Dieser Junge ist ein einfacher Mensch.«
    »Ich dachte, du fändest auch David leicht zu begreifen. Jedenfalls schien es mir so.«
    »Ja, ja, aber doch wieder ganz anders. Wenn man mit David gerade in Fahrt kommt, steckt er zurück. Thomas ist anders. Man möchte ihn um keinen Preis verletzen.«
    »Das hört sich an, als ob er so weichlich wäre, wie wir zuerst David eingeschätzt hatten. Ich nehme an, er hat auch lange Haare und so weiter.«
    »Keine Spur. Ich glaube, sein Haar wächst überhaupt nicht in die Länge.«
    »Er ist doch nicht etwa kahl? Wieso redest du dann von einem Jungen, wenn es ein älterer Mann ist?«
    »Das ist er gar nicht. Er ist ungefähr einundzwanzig. Ich weiß gar nicht, was heute mit dir los ist, Susan! Du bist heute so fad! Hast du Ärger? Ist dein David beim Colonel rausgeflogen? Das sollte mich nicht wundern. Na, Thomas gehört zu den Ausdauernden.«
    »David — übrigens nicht mein David! — ist noch an Ort und Stelle, und alles ist bestens in Ordnung. Nach dem Abendessen rief er mich an und berichtete, daß ihm dort alles gut gefalle, besonders die Leute, mit denen er arbeitet. Wie du siehst, ist er nicht so weichlich wie dein Thomas.«
    »Weichlich!! Nein, warte erst mal ab, bis du ihn gesehen hast. Ein großer starker Kerl wie ein Fußballer! So weichlich wie ein Felsbrocken, wenigstens, solange es nicht um seinen Hund geht.«
    »Gut, er ist eben ein völlig anderer Typ. Die Haare braucht man ihm nicht abzuschneiden, da er keine hat.«
    »Du willst schon wieder eine Mißgeburt aus ihm machen. Selbstverständlich hat er Haare, aber so dicke, daß sie ihm nie über den Rücken fallen würden, und wenn er sie noch so lang wachsen ließe. Sie würden weit weg stehen, ganz anders als Davids seidiger Schopf. Thomas’ Haare passen zu seinem Namen, sie sind stark und widerspenstig und stehen ihm in ihrer ganzen Länge starr um den Kopf... Er soll in der Hütte des Schafscherers wohnen; da kann er nachts seinen Hund bei sich behalten. Tagsüber kann er den Männern bei den Zäunen helfen. Das ist doch eine famose Idee.«
    »Das bedeutet, daß dein Thomas seinen Hund wenigstens behalten kann. Was ist es denn für eine Rasse? Hoffentlich kein Wolfshund. Die kann ich zwar ganz gut leiden, aber bei anderen Hunden sind sie gar nicht beliebt, und auf einer Schaffarm können sie gefährlich sein.«
    »Ein Wolfshund ist er bestimmt nicht, obwohl er spitze Ohren hat. Er ist ein Mischling; er hat etwas von einem Labrador, das erinnert mich an den guten alten Mouse; und dann hat er etwas von einem Spaniel. Jedenfalls ist er einfach goldig. Er ist mächtig intelligent und hängt sehr an Thomas, und der ist rührend mit ihm. Natürlich hat ihm der Hund die Suche nach Arbeit sehr erschwert, denn die Menschen sind so dumm und engherzig. Einen Mann mit Hund nehmen sie nicht mal im Auto mit. Ich dagegen habe lieber einen Hund im Wagen als so einen haarigen, bärtigen Kerl, wie sie überall herumlungern. Er hatte schon eine volle Stunde an der Ecke gestanden, wo ich ihn auflas, und wollte gerade zu Fuß losmarschieren.«
    »Wohin wollte er denn? Er ist hoffentlich nicht auch einer, der Arbeit auf dem Lande sucht? Das wäre ja fast ein bißchen viel Zufall.«
    »Ich glaube nicht, daß Thomas speziell an Landarbeit gedacht hat. Er hat zwar schon einmal auf einer Farm gearbeitet, und es hat ihm gut gefallen. Er hatte vorher eine Stelle in einer Fabrik, aber der widerliche Vermieter hat ihn aus seiner elenden Bude rausgeworfen, als er den netten Rufus entdeckte. Weißt du, Thomas hatte ihn tagsüber in seinem Zimmer versteckt, nachts machte er mit ihm große Spaziergänge. Aber ein boshaftes Ehepaar in der Nachbarschaft hat sich beschwert. Was gibt es doch für böse Menschen auf der Welt, Susan!«
    »Na, ich hätte auch nicht gern einen Hund in der Nachbarwohnung in der Stadt. Aber sie hätten Thomas ja warnen können.«
    »Das haben sie auch getan, aber er hat es wohl nicht so ernst genommen. Als ihm der Vermieter kündigte, wollte er sich nach Landarbeit umsehen. Der arme Junge, er ahnte ja nicht, daß viele Farmer sich schlimmer anstellen als die Stadtleute, wenn ein fremder Hund auf ihrer Farm
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