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Freiheit für gequälte Tiere!

Freiheit für gequälte Tiere!

Titel: Freiheit für gequälte Tiere!
Autoren: Stefan Wolf
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den Transportern
gezerrt. Diese Tiere sind unter Qualen gestorben — nach tagelangen Fahrten.“
    Ulrich schluckte. „Ist das —
die Regel?“
    „Es ist der traurige Alltag.
Und die Roheit der Fahrer unfaßlich. Ein Beispiel dazu: wegen einer Motorpanne
blieb ein Lastwagen mit 150 Schafen auf der Autobahn bei Hannover liegen. Der
Fahrer ließ den Transporter samt Fracht einfach abschleppen, ging ins nächste
Hotel und machte sich einen fröhlichen Abend. Um seinen Transporter kümmerte er
sich nicht. Das war ein ehemaliger Möbelwagen, in den man Luftlöcher gebohrt
hatte. Anderntags bemerkte ein Passant, wie dort Beine von Tieren — von Schafen
— herausragten. 73 von den 150 waren in ihrem Gefängnis qualvoll erstickt.“
    „Hören Sie auf!“ sagte Ulrich.
„Mir wird schlecht.“
    Das war nicht übertrieben. Ihm
saß ein Würgen im Hals. „Ich habe Beispiele, so viele Sie wollen. 250 Millionen
Tiere überqueren pro Jahr als Schlachtvieh europäische Grenzen. Dabei geht es
schrecklich zu! Das versichere ich Ihnen. Ein unendliches Leid für die Tiere.
Und völlig unnötig. Nicht ein einziges Schlachttier müßte lebend über diese
endlos weiten Strecken transportiert werden. Daß es doch geschieht — dahinter
steckt nur die Habgier übler Geschäftemacher. Und ein dummes, untaugliches,
grausiges System — gemacht und geduldet von Politikern, die vom gleichen
Kaliber sind. Wollen Sie da mitmachen, Herr Panke? Und sei’s nur als Fahrer —
als Handlanger der Grausamkeit und des Todes?“
    Ulrich wischte sich kalten
Schweiß von der Stirn. „Nein! Bestimmt nicht. Unter keinen Umständen. Ich mag
Tiere. Ich bin nicht verroht. Ich könnte das nicht mitansehen.“
    „Kein anständiger Mensch kann
das.“
    „Vielen Dank für die Auskunft,
Frau Löhberger.“
    Er legte auf.
    Ihm war jetzt tatsächlich übel.
Er öffnete den Kühlschrank, nahm eine Flasche Bier heraus und trank einen
Schluck. Diese Bude, dieses primitive Zimmer! Der Kühlschrank gehörte ihm
nicht. Auch keins der anderen Möbel.
    Was verliere ich eigentlich,
dachte er, wenn ich hier abhaue? Nichts! Und abhauen muß ich. Sonst müßte ich
den Job annehmen als Fahrer. Weigere ich mich, schickt Möngheym mein Geständnis
zur Polizei. Dann gute Nacht! Also mache ich ‘ne Fliege! Ja, ich schnüre mein
Bündel. Untertauchen! Frühling wird’s bald. Ich vagabundiere. Zurück nach
Leipzig — zu meinen Eltern. Zwischendurch ein bißchen Klemm und Klau. Ein paar
Brüche in schicke Häuser — das reicht allemal. Also, Uli, sei nicht blöd! Mach
die Biege!
    Sein Entschluß war gefaßt.
    Unter dem Bett holte er seinen
Rucksack hervor und begann das wenige einzupacken, das ihm gehörte.

    *
     
    Auch dieser Tag ging zu Ende,
und eine kühle Nacht brach an.
    Um 22 Uhr hieß es für das
Haupthaus in der Internatsschule: Licht aus! Im zweiten und dritten Stock waren
die Schüler der Mittelstufe untergebracht, also die 13- bis 15jährigen; und die
brauchten ihren Schlaf.
    Tim lag auf dem Bett und sah
zum Fenster hinaus. Ein runder Mond stand am Himmel. Wolken zogen vorbei. Ab
und zu verdunkelten sie den Erdtrabanten, und ein bedrohlicher Schatten legte
sich über das Land.
    Drüben im Pauker-Silo war noch
Licht. Logo! Erzieher und Lehrer gehen nicht mit den Hühnern schlafen.
    Heute nacht drohte keine
Gefahr. Tim wußte: Niemand würde den nächtlichen Ausflug entdecken. Dr.
Sengblai, der neue EvD (Erzieher vom Dienst ) vernachlässigte seine
Aufgabe. Er war jung und hatte eine Braut in der Stadt.
    Nach dem Abendessen hatte er
Tim, dessen Einsatzfreudigkeit ihm imponierte, beiseite genommen.
    „Du, ich habe zwar Dienst heute
abend. Aber meine Braut hat Theaterkarten.“
    „Toll! Was gibt’s denn?“
    „Shakespeare.“
    „Also King Lear.“ Tim hatte von
der Inszenierung in der Zeitung gelesen.
    „Genau. Dauert fünf Stunden.
Ich seile mich ab — gleich. Muß ja der Direx nicht merken. Du hältst dicht, ja?
Falls heute abend jemand Rabatz macht auf deiner Etage — stauchst du ihn
zusammen, klar?“
    O weh! dachte Tim. Er zieht
mich ins Vertrauen, und ich muß ihn enttäuschen.
    „Bis zehn Uhr, Herr Doktor Tim
grinste — „mache ich das gern. Für danach kann ich nicht garantieren.“
    Erstaunt sah Sengblai ihn an.
„Bist du so müde? Siehst gar nicht so aus. Müde bist du doch nie.“
    „Vertrauen gegen Vertrauen,
Herr Doktor. Klößchen und ich hauen ab. Wir müssen heute nacht eine Beobachtung
durchführen. Ist echt wichtig. Hängt zusammen
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