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freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani

Titel: freeBook Kein Espresso fuer Commissario Luciani
Autoren: Claudio Paglieri
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galt es nur, etwa fünfzig Leute auf Distanz zu halten,
     ein paar Zeugwarte, Kassierer, Betreuer, Journalisten und Sensationsgeile. »Die Situation ist unter Kontrolle, aber wenn ich
     dir einen Rat geben darf: sieh zu, daß das Stadion geräumt wird. Die Fans der Gastmannschaft sind immer noch da drinnen, und
     sie schäumen vor Wut, weil das Spiel abgebrochen wurde. Wenn wir die zum Bahnhof geleiten, kann die Hölle losbrechen. Und
     hier rücken immer mehr Journalisten und sonstwelche Heinis an; wenn die mitkriegen, was passiert ist, dann weiß ich auch nicht
     …«
    Der Kommissar wandte sich wieder Giampieri zu. »Gibt es Zeugen?«
    |22| »Ich habe den Hausmeister, die Linienrichter und den Mann von der Seitenlinie in ein Zimmer gesteckt. Ach, und den Betreuer
     für den Schiedsrichter. Außerdem sind die Manager der beiden Clubs drinnen, aber die waren auf der Tribüne. Ich wollte nicht,
     daß sie hier weiter die Korridore unsicher machen. Dieser Rebuffo, Mamma mia, der ist noch schlimmer als im Fernsehen.«
    »Du hättest sie nicht zusammenstecken dürfen, Nicola. Und die Spieler, wo sind die?«
    Giampieri schluckte die Kritik ohne Widerrede. »Sie haben sich geduscht. Ich glaube, sie sind bereit zum Abmarsch. Ich dachte,
     es wäre vielleicht besser, sie sofort wegzuschaffen. Zum Tatzeitpunkt waren sie in den Umkleidekabinen, sie haben nichts gesehen.
     Wir könnten sie durch einen Nebenausgang hinausschleusen.«
    »Das kommt nicht in Frage. Warum die Extrawurst? Die Spieler werden erst gehen, wenn ich es sage, und zwar durch den Hauptausgang,
     da können dann die Journalisten über diese stinkenden Geldsäcke herfallen.«
    Vor Wut riß Marco Luciani die Tür dermaßen heftig auf, daß alle im Raum auf die Füße sprangen. Wer gerade herumschlenderte
     oder plauderte, blieb wie versteinert stehen.
    »Guten Tag. Ich bin Kommissar Luciani«, knurrte er.
    Ein großer Mann mit graumeliertem Haar trat als erster vor und streckte Luciani die Hand hin. Er hatte eine scharf geschnittene
     Nase und ein falsches Lächeln. Bekleidet war er mit einem grauen Zweireiher und schwarzweiß gestreifter Krawatte. Er sah aus
     wie ein Börsenhai aus einem Film der achtziger Jahre.
    »Sehr erfreut, Herr Kommissar. Ich bin Alfredo Rebuffo, der Manager von …«
    Der Kommissar ignorierte Rebuffos Hand, die verwaist in der Luft hängenblieb, und wandte sich den Herren zu, |23| die – in schwarzem Dreß – in den jeweils gegenüberliegenden Zimmerecken saßen.
    »Sie sind die Linienrichter, nehme ich an. Könnten Sie Ihre Sachen nehmen und mit aufs Kommissariat kommen? Sie ebenfalls,
     bitte«, sagte er, an den vierten Mann, den Schiedsrichterbetreuer und den Hausmeister gewandt.
    »Falls ich behilflich sein kann …«, schaltete sich erneut der Manager ein.
    »Haben Sie etwas gesehen? Waren Sie hier, als es passierte?«
    »Offen gestanden nicht, Herr Kommissar. Ich war auf der Ehrentribüne, aber kaum hatte ich erfahren …«
    »Hervorragend. Ein Beamter wird Ihre Aussage aufnehmen. Und die Ihres Kollegen.«
    Für einen Moment blitzte in Rebuffos Augen ein Haß auf, den er mit den Lidern wegknipste. Dann setzte er wieder sein schmieriges
     Lächeln auf: »Ich stehe zu Ihrer Verfügung, Herr Kommissar. Sobald Sie die Erlaubnis erteilen, werde ich die Mannschaft zum
     Flugzeug bringen. Ich selbst bleibe für den Fall der Fälle hier in Genua«, sagte er, wobei er Luciani eine Visitenkarte reichte.
    Marco Luciani steckte sie achtlos ein. »Die Mannschaft wird heute nicht mehr ins Flugzeug steigen. Suchen Sie sich ein Hotel
     und halten Sie sich zu meiner Verfügung.«
    Er wollte gerade das Zimmer verlassen, als in die Grabesstille, die sich im Raum ausgebreitet hatte, ein Handyton schrillte.
     Der Kommissar fuhr reflexartig herum – alle im Zimmer waren wie gelähmt. Niemand schien den Anruf entgegennehmen zu wollen.
     Dann wandten sich die Köpfe einer nach dem anderen dem Linienrichter zu, dem die Röte ins Gesicht geschossen war und den die
     Tatsache, daß in seiner Hosentasche das Thema einer klassischen Komposition ertönte, in Angst und Schrecken zu versetzen schien.
     Der Kommissar warf ihm einen Blick zu, der soviel |24| bedeutete wie: »Gehen Sie ran!« Der Mann zog aus der Tasche seiner Shorts ein winziges Handy, ein ultraflaches Modell, das
     silbrig glänzte.
    Als er die Nummer des Anrufers sah, schien sein Teint schlagartig von Rot auf Weiß umzuspringen. Er antwortete hastig: »Hallo
     … ähmm … ich kann jetzt
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