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Frauen lügen

Frauen lügen

Titel: Frauen lügen
Autoren: Eva Ehley
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zugelegt, findet Winterberg. Die sehr schlanke mittelgroße Kollegin besitzt eindeutig das gewisse Etwas, das durch ihre kühle, fast schon unnahbare Ausstrahlung nur noch betont wird. Auch jetzt nach etlichen Stunden fieberhafter Ermittlungen wirkt die Jungkommissarin wie frisch geduscht. Selbst die Schatten unter ihren Augen betonen nur den Charme des ebenmäßigen Gesichts, das von langem dunklem Haar umrahmt ist. Immer wieder fragt sich Winterberg, ob Silja wohl um ihre unterkühlte Attraktivität weiß.
    »Aber wenn du recht hättest, Sven, dann hieße das doch, dass wir es mit Brandstiftung zu tun haben. Das kann ich nicht glauben, nicht hier auf Sylt. Andererseits ist es schon merkwürdig, wenn in einer Nacht gleich an zwei Stellen Großfeuer ausbrechen. Gewitter hin oder her. Das hatten wir noch nie. Selbst damals nicht, als Axel Springers Trutzburg am Kampener Watt brannte.«
    »Du meinst den Klenderhof? Das ist doch ewig her. Aber davon mal ganz abgesehen, damals war es auch Brandstiftung. Man hat den Täter nie gefunden – bis er sich vor ein oder zwei Jahren zu dem Anschlag bekannt hat.«
    »Kunststück, die Tat ist längst verjährt.«
    »Hoffentlich brauchen wir diesmal nicht auch so lange, bis wir wissen, wer’s war.« Nervös nippt Sven an seinem Kaffeebecher.
    »Dir ist es also tatsächlich ernst mit der Brandstifter-These?«
    »Lass mir noch ein wenig Zeit. In einer Stunde spreche ich mit dem Bahnangestellten, der letzte Nacht in Morsum Dienst hatte, dann sehen wir weiter.«

Montag, 15 . August, 7.30  Uhr,
Bahnhof Morsum
    »Und Sie haben wirklich nichts Ungewöhnliches bemerkt, Herr Zwinger?«
    »Der Sturm war ja schon ungewöhnlich genug. Und dann der Regen, es hat gepladdert, als solle die Insel absaufen. Natürlich habe ich mich da nicht weiter draußen vor dem Bahnhof umgesehen. Ist ja auch nicht meine Aufgabe.«
    Nervös reibt sich Kurt Zwinger die breiten Hände. Er ist Anfang sechzig und von stämmiger Statur. Seine Augen sind gerötet, das Gesicht wirkt übernächtigt. Auch er hat nur wenige Stunden geschlafen.
    »Und was ist Ihre Aufgabe genau?«
    »Ich muss vor allem die Straßenschranke dort hinten hoch- und runterlassen. Wir haben hier immer noch so eine Kurbel für den Handbetrieb auf dem Bahnsteig. Zwar ist sie seit ein paar Jahren überdacht, aber bei dem Schietwetter kommt der Regen ja von allen Seiten.«
    Sven Winterberg mustert die hüfthohe Kurbel unter dem Plexiglasdach.
    »Von hier aus können Sie den Bahnsteig ja bestens im Auge behalten.«
    »Ist aber meist nicht viel los.«
    »Keine Unregelmäßigkeiten? Prügeleien oder Schmierereien?«
    »Eigentlich nicht. In Westerland haben sie damit schon mehr Probleme. Da kommen dann die jungen Leute aus den Discos, haben zu viel getrunken und oft kein Bett für die Nacht. Dann fangen die an durchzudrehen. Aber das wisst ihr bei der Polizei ja besser als ich. Und bei uns in Morsum geht es zum Glück gesitteter zu.«
    »Aber Sie haben schon ein Auge auf die Ein- und Aussteigenden?«
    »Klar. Wäre ja sonst auch zu langweilig. Oft überlege ich mir, was die machen. Beruflich meine ich. Und ob sie hier wohnen, oder jemanden besuchen wollen.«
    »Eigentlich müssten Sie doch viele der Reisenden kennen.«
    »Sicher. Unsere Westerland-Pendler fahren jeden Morgen und Abend die Strecke. Aber in der Nacht ist das anders. Wer kommt schon regelmäßig so spät nach Hause. Da gibt es nur einige Frauen, die ich häufiger sehe.« Kurt Zwinger wirft Kommissar Winterberg einen kumpelhaften Blick zu. »Das sind Bardamen, wenn sie mich fragen. Wer sonst arbeitet in Westerland so lange.«
    »Und gestern Abend war alles wie sonst?«
    Kurt Zwinger nickt bedächtig. »Alles wie üblich. Vielleicht ein bisschen weniger los als sonst – aber das war bei diesem Schietwetter auch kein Wunder.«
    »Okay, dann beschreiben Sie mal genau, was Sie getan und gesehen haben, nachdem der letzte Zug durch war.«
    »Das war um 1.58  Uhr, der Zug kam aus Niebüll und endete in Westerland. Danach gibt’s keine Verbindung mehr. Der letzte Zug aufs Festland war schon um 1.09  Uhr durch. Früher war das ja noch ganz anders …«
    Kurt Zwinger holt tief Luft, um endlich einmal in aller Ruhe von vergangenen Herrlichkeiten schwärmen zu können. Sven Winterberg unterbricht ihn höflich aber bestimmt.
    »Es geht jetzt aber um gestern, Herr Zwinger, und nicht so sehr um früher.«
    »Ja, schon klar. Also gestern …«, Enttäuschung schwingt in der Stimme des
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