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Frauen fragen Feuerstein

Frauen fragen Feuerstein

Titel: Frauen fragen Feuerstein
Autoren: Herbert Feuerstein
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gestreichelt oder wenigstens mal in den Arm genommen?

    Doch, einmal, als ich mit etwa 12 im Krankenhaus auf Leben und Tod operiert wurde. Da kam sie am Vorabend zu mir, um sich zu verabschieden, weil ich am nächsten Tag unters Messer musste, Sie war plötzlich ganz zärtlich und beugte sich über mich. Vor Rührung und Verlegenheit lag ich ganz verkrampft da.

    Von diesem Tag an liebten Sie Ihre böse Mutter?

    Am Tag nach der Operation kam sie und war wieder völlig normal. Wahrscheinlich war sie enttäuscht, dass ich noch lebte, denn um die Wahrheit zu sagen: Ich war ein grässliches Kind, arrogant, verlogen, heimtückisch. Aber heimlich hoffte ich, bald wieder mal ganz fürchterlich krank zu werden, damit Mama zärtlich sein würde. Aber das Schicksal war unbarmherzig: Ich blieb gesund.

    Wollten Sie Ihre Mutter umbringen!

    Nein, ich empfand das als Norm, ich kannte es nicht anders. Lieber wollte ich mich selber umbringen, weil ich mich ständig schuldig fühlte. Ihr Schlüsselsatz war ja auch immer: »Wenn du bloß nicht wärst... «

    Was Sie da sagen, erschreckt mich. Ihre Mutter war fies. Trotzdem behaupten Sie, Ihre Mutter hätte Sie zum Komiker gemacht?

    Das Wort »Komiker« mag ich nicht so gern, als Berufsbezeichnung im Reisepass ist das peinlich. Nennen wir es lieber »komische Kreativität«. Ohne diese Mutter und ohne ihren Psychoterror wären die kreativen Anlagen verkümmert, und ich wäre heute Hausmeister. Ich bin sicher, dass das, was ich als schauspielerisches Talent zu verkaufen versuche, absolut von ihr kommt. Sie konnte wunderbar ihre Umgebung terrorisieren, pathetische Ausbrüche haben und große Nummern abziehen.

    Und jetzt sind Sie ständig auf der Suche nach der Überfrau , die Ihnen den Mutterkomplex, austreibt?

    Umgekehrt, Überfrauen suchen mich. Sie spüren, dass hier eine Mutter versagt hat, und möchten es gutmachen. Ich kann mich vor Mutter-Bewerberinnen kaum retten. Schlimmer noch: Psychologisch angehauchte Leihmütter reden mir ein, ich müsste mich endlich selber lieben lernen. Das gibt dann endlose Diskussionen und ödet mich fürchterlich an, Ich finde, man sollte das Recht auf Selbsthass in die Verfassung aufnehmen, dann wäre endlich Ruhe.

    Irgendjemand, aus Ihrem Bekanntenkreis hat mir erzählt, Sie hätten einen Lolitakomplex .

    Da ist was dran: Eine Frau, die mir nahe kommt, darf mich auf keinen Fall an meine Mutter erinnern. Also muss sie jünger als 30 sein. Das ist keine Altersfrage, sondern seelische Notwehr. Noch wichtiger freilich sind Intelligenz und Persönlichkeit. Meine Traumfrau war immer schon eine zwanzigjährige Nobelpreisträgerin für Chemie. 3

    Sie sollen ein ziemlich passabler Liebhaber sein.

    Ich bin hinreißend im Bett. Ein Jammer, dass ich mich nicht mag — ich könnte mit mir allein so glücklich sein.

    An Frauen wird’s nicht mangeln, da Sie dank permanenter TV-Präsenz eine gewisse Popularität besitzen.

    Wenn ich mich verliebe, bin ich hilflos, weil ich nicht damit umgehen kann. Ich weiß nicht, was man sagt, ich kenne nicht mal die richtigen Bewegungen, ich sage dann immer so Sachen, die ich in »Bravo« gelesen habe, Oder ich versuche, komisch zu sein, um die Angebetete zu amüsieren, werde aber missverstanden und kriege eine Ohrfeige. Ich habe immer schon Frauen, die mir gefielen, zunächst beleidigt.

    Sie suchen Opfer, weil Sie sich selbst nicht lieben ? Haben Sie es schon mal mit einem Quickie versucht ?

    Ständig. Aber das scheitert schon daran, dass ich so langsam beim Ausziehen bin. Außerdem habe ich das Handicap, dass ich um meiner selbst willen geliebt werden muss. Bezahlte Liebe bringt mir gar nichts, obwohl sie mich reizt, Deshalb schicke ich an Puffs immer nur Geld per Post, gehe aber selber nicht hin.

    Wie ist es mit starken Frauen ? Ihr Kollege Alfred, Biolek beispielsweise schätzt die innige Freundschaft mit Alice Schwarzer.

    Ich kenne Alice sogar länger als Bio, bei der Zeitschrift Pardon waren wir mal Kollegen, und so um 1970 rum half sie mir in Paris als Dolmetscherin, wenn ich geschäftlich hin musste. Wir haben eine kumpelhafte Freundschaft, in der sie mich von Anfang an kastriert hat und »Das Feuersteinchen« nennt. Das macht den Umgang sehr locker, und wenn ich mit ihr rede, habe ich eine noch höhere Stimme als ohnehin schon. Weil ich leicht erschrecke, habe ich manchmal Schwierigkeiten mit ihrer etwas zu lauten Art. Aber ich schätze und bewundere sie wahnsinnig. Ihr Humor ist wunderbar krank, und sie
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