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Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)

Titel: Franziskus - Zeichen der Hoffnung: Das Erbe Benedikts XVI. und die Schicksalswahl des neuen Papstes (German Edition)
Autoren: Andreas Englisch
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Viganò hat auch den tristen Teil der Welt gesehen, und das hat ihn geprägt. Für Verschwendung, Prunk, Egoismus in der Kirche hat er kein Verständnis.
    Als ihn Papst Benedikt XVI . am 16. Juli 2009 zum Generalsekretär des Governatorats macht, schwant vielen Böses. Eigentlich wird unter den Bischöfen der Kurie dieser Job als oberster Verwaltungsboss des Vatikans immer etwas belächelt, weil der zuständige Kirchenmann ganz wenig mit dem lieben Gott, dafür umso mehr mit Geld zu tun hat. Dabei ist der Generalsekretär des Governatorats nicht der Chef – das ist der Gouverneur –, aber die eigentliche Arbeit macht natürlich nicht der Chef, sondern der Generalsekretär. Er muss sich mit den höchst irdischen Angelegenheiten der Gottesmänner auseinandersetzen. Es geht um eine Unzahl von Verträgen und Genehmigungen – etwa um die, dass der Billigsprit des Papstes an der Vatikantankstelle auch verfügbar ist, was einer Familie pro Jahr etwa ein Monatsgehalt erspart. Es geht um Verhandlungen um die Gehaltserhöhungen der Angestellten und um die Verwaltung des gigantischen Immobilienbesitzes des Vatikans, und es geht natürlich um Aufträge zur Beschaffung. Einen legendären Ruf als Spezialist für die Beschaffung hatte der US -Kardinal Edmund Casimir Szoka, Verwaltungschef der Vatikanstadt von 1997 bis 2006. Ihm gelang es, dem US -Autobauer Ford extrem günstige Konditionen für die Lieferung von Autos an den Vatikan abzuhandeln. Seitdem fahren die meisten Vatikanmitarbeiter, die ein Anrecht auf einen Dienstwagen haben, einen Ford.
    Bischof Renato Boccardo war zwischen Frühjahr 2005 und Sommer 2009 Generalsekretär des Governatorats. Ich hatte mich mit ihm mehrfach über diesen Job unterhalten und ihn auch wiederholt zum Thema interviewt. Boccardo hatte nicht damit hinter dem Berg gehalten, dass es eine nervenaufreibende Tätigkeit war, weil auf so viele Interessen Rücksicht genommen werden musste. Der mit 68 Jahren noch relativ junge Viganò trat 2009 voller Elan seinen Job an. Mindestens fünf Jahre sollte er auf dem Posten bleiben, doch nach zwei Jahren war Schluss: Er hatte etwas gefunden, wonach er nicht hätte suchen sollen, weil es das eigentlich gar nicht geben konnte: Korruption in der Kirche.
    Ich erinnere mich daran, dass Viganò im Herbst 2009 nach seiner Ernennung auf einem Empfang darüber sprach, dass er künftig die Vetternwirtschaft im Vatikan nicht mehr dulden werde. In den ersten Monaten seiner Amtszeit will Viganò genau diese gängige Praxis unterbinden, die darin besteht, Verwandte im Vatikan unterzubringen. Seit Jahrhunderten haben immer wieder Menschen, die einen Posten im Vatikan ergattert hatten, den Versuch unternommen, auch noch Schwester oder Bruder, Neffe oder Cousin in der Verwaltung des Papststaates unterzubringen – meistens mit Erfolg. Aber im Lauf der Jahre 2010 und 2011 muss Carlo Maria Viganò die Erfahrung machen, dass es im Staat des Papstes weitaus Schlimmeres gibt als das Verschachern von Posten, nämlich Bestechung in hohem Ausmaß.
    Die Korruptionsfälle haben fast immer mit dem gleichen Mechanismus zu tun. Der Vatikan ist einer der größten Besitzer von Immobilien in Italien. Deswegen müssen im Namen des Papstes auch ständig Bauaufträge vergeben werden zur Instandhaltung oder Restaurierung von Gebäuden. Viele Unternehmen arbeiten seit Jahrzehnten, manche seit über 100 Jahren für den Vatikan. Konkurrenz ist unerwünscht, was dazu führt, dass der Vatikan für viele Leistungen viel zu viel bezahlt und eine ziemlich mächtige Gruppe von Unternehmen möchte, dass das auch genau so bleibt.
    Doch Viganò lässt sich nicht einschüchtern. Die Warnungen, dass es übel für ihn ausgehen könnte, überhört er. Im Jahr 2011 findet Bischof Viganò schließlich eindeutige Anzeichen dafür, dass es tatsächlich weitverbreitete Korruption im Vatikan gibt.
    Auch ich habe mich mehrfach mit Herren unterhalten, die mehr oder weniger offen zugaben, zu dem korrupten System im Vatikan beigetragen und davon profitiert zu haben. Sie hatten allesamt ein sehr geringes Unrechtsbewusstsein und waren einfach der Meinung, dass alles so bequem bleiben sollte wie bisher.
    Seinen Feinden bleibt die Arbeit Viganòs natürlich nicht verborgen. Was jetzt beginnt, ist ein Kampf, der von Viganòs Lebenserfahrung geprägt ist. Viganò hatte in Nigeria Priester gesehen, die an vorderster Front kämpften und ihr Leben riskierten. Dass im Hauptquartier der Christenheit, im Vatikan, hingegen Geldgier
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