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For the Win - Roman

For the Win - Roman

Titel: For the Win - Roman
Autoren: Cory Doctorow
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diese wie wütende Heuschrecken den Boden in allen Richtungen bedeckten. Und danach scheuchten sie die Zombies zur Schlucht.
    Kurz bevor sie in Sichtweite kamen, ließ sich Malas Vorhut dann in einem scheinbaren Akt der Feigheit zurückfallen und rannte davon. Angespornt von falscher Hoffnung nahmen die Feinde die Verfolgung auf – bis sie die Harrier bemerkten, die direkt auf sie zuhielten, eine unaufhaltsame, alles mit sich reißende Zombieplage im Schlepptau. Meistens waren sie viel zu erschrocken, um überhaupt zu reagieren, und schossen nicht mal, wenn die Harrier direkt durch sie hindurchpflügten und den letzten verbliebenen Ausgang der Schlucht in die Luft sprengten. Danach war es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Zombies ihre Gegner überwältigt und verschlungen hatten, während Mala sich kichernd zurücklehnte und eine Süßigkeit aß oder sich einen Tee aus dem Samowar auf der Theke holte. Sie empfand den Klang, mit dem die Zombies die gegnerischen Armeen zerfleischten und an ihren Knochen nagten, als außerordentlich befriedigend.
    Zuerst war Yasmin von den vielen Explosionen und den Zombies und dem ekelerregenden Anblick von Eingeweiden leicht verstört. Doch nach und nach begriff sie, dass Malas strategisches Geschick selbst die größten gegnerischen Armeen vernichten konnte, und überwand die Zimperlichkeit.
    So legten sie los und zogen schnell auch Publikum an: erst die verächtlich johlenden Jungs, die nach und nach verstummten, als sie ganze Armeen vor Mala in die Knie gehen sahen, und schließlich begannen, sie ohne jeden Spott General Robotwallah zu nennen. Dann die Mädchen, die erst schüchtern über die Schultern der Jungen spähten, bald aber jubelten und hüpften und bei jedem neuen Sieg vor Aufregung mit den Fäusten gegen die Wand schlugen und mit den Füßen stampften.
    Das Spielen war aber nicht billig. Malas sorgsam gehüteter Vorrat an Rupien schwand dahin und wurde nur von anderen Spielern aufgestockt, die ihr hier und da eine Kleinigkeit dafür gaben, dass sie ihnen ein paar Tricks beibrachte. Sie wusste, dass sie sich auch von den Jungs etwas hätte leihen können – es gab bereits erbitterten Streit um das Recht, ihr beim Getränkehändler an der Ecke eine Masala Coke kaufen zu dürfen (eine prickelnd scharfe, explosive Mischung aus schäumender Cola, indischen Gewürzen und zerstoßenem Eis, die Wunder gegen die trockene Kehle wirkte, die ihr ständiger Begleiter in Dharavi war).
    Aber nette Mädchen vom Dorf ließen sich von Jungs nichts schenken. Jungs wollten immer etwas im Gegenzug. Das hatten das Kino und das tägliche Leben Mala gelehrt. Sie wusste, was aus Mädchen wurde, die erlaubten, dass die Jungs sich um sie kümmerten. Es gab immer eine Zeche zu zahlen.
    Als der Fremde das erste Mal vor ihr stand, dachte sie daher an nette Mädchen und an Jungs und ihre Erwartungen, sprach nicht mit ihm und schaute ihn auch nicht an. Sie wusste zwar nicht, was er wollte, aber er würde es nicht von ihr kriegen. Als er sich also von seinem Stuhl an der Theke erhob, während sie das Café betrat, und sich ihr in den Weg stellte, in seinem schicken Leinenanzug und teuren Schuhen, mit seinem kurzen, nach hinten gegelten Haar und dem kleinen Oberlippenbart, wich sie ihm aus und tat so, als ob sie nicht hörte, was er sagte: »Entschuldigung, Miss« und »Miss? Miss? Bitte, nur einen Moment Ihrer Zeit.«
    Doch Mrs. Dotta, die Besitzerin des Cafés, rief ihr zu: »Mala, hör den Mann an, hör dir an, was er zu sagen hat. In meinem Laden wirst du nicht unhöflich sein – nein, wirst du nicht!« Und weil Mrs. Dotta auch vom Dorf kam und Malas Mutter gesagt hatte, sie dürfe zwar spielen, aber nur in Mrs. Dottas Café (weil Mrs. Dotta die Sorte Mensch zu sein schien, der man vertrauen konnte, dass sie nichts mit Drogen oder Kriminalität zu tun hatte), blieb Mala stehen und sah den Mann schweigend und erwartungsvoll an.
    »Ah«, sagte er. »Danke.« Er nickte Mrs. Dotta zu. »Danke sehr.« Er wandte sich wieder ihr und der Armee von Jungen und Mädchen zu, die sich um sie scharten, ihrer Armee – den Jugendlichen, die sie General Robotwallah nannten und es auch so meinten.
    »Ich habe gehört, dass du eine sehr gute Spielerin bist«, sagte er. Mala wackelte mit dem Kinn vor und zurück und schloss halb die Augen. Das hieß: Ja, ich bin eine gute Spielerin. So gut, dass ich nicht damit angeben muss.
    »Sie ist doch eine gute Spielerin, oder nicht?«
    Mala drehte sich zu ihrer Armee um,
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