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Flying Moon (German Edition)

Flying Moon (German Edition)

Titel: Flying Moon (German Edition)
Autoren: Katrin Bongard
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aus der Sitzgruppe auf, in der er gewartet hatte. Er trug seine abgewetzte Lederjacke und war unrasiert.
    »Moon! Was macht ihr für Sachen!«
    Er umarmte mich und Lion. »Eure Mutter ist vollkommen aufgelöst. Wieso ist Lion weggelaufen?«
    »Die Leute vom Amt waren da«, sagte ich nüchtern.
    »Verdammt! Ich sollte das machen, oder?«
    Pa ließ mich los und fuhr sich mit einer nervösen Geste durch das Haar.
    »Okay. Wir müssen uns unterhalten. Können wir in dein Zimmer gehen?«
    In meinem Zimmer setzte Pa sich in einen Sessel und Lion und ich ihm gegenüber auf das Bett. Mein Vater beugte sich vor, fuhr sich über das Gesicht und erklärte Lion dann ruhig und sachlich, dass es keine Lösung wäre, wenn er einfach weg rannte. Lion, der gerade noch gut gelaunt gewesen war, kniff genervt die Lippen zusammen. Ich versuchte, Lion zu verteidigen, aber mein Vater winkte ärgerlich ab.
    »Moon, du kannst ihn nicht immer in Schutz nehmen. Das war eine große Dummheit. Und übrigens – du hättest mir sagen können, dass du mit Lasse Paulsen drehst. Und erzähl mir nicht, dass ich mich irre, ich kenne die Besetzungsliste!«
    »Bist du deswegen hier?«, fragte Lion verdutzt.
    »Es war einfach nur«, verteidigte ich mich, und spürte, wie sinnlos es war.
    »Was hast du gegen ihn?«
    Mein Vater sprang auf.
    »Was ich gegen ihn habe? Er hat dich vor zwei Jahren betrunken gemacht. Denkst du, das ist ihm aus Versehen passiert?«
    »Ich denke nur, dass du das nicht beurteilen kannst.«
    »Doch, Moon«, sagte mein Vater aufgebracht. »Denn ich kenne ihn besser als du. Lasse Paulsen ist nicht der nette Typ von nebenan.«
    Auch ich sprang auf. »Und du? Er hat mir erzählt, du wolltest ihn anzeigen und dass Nora ihn aus allen Filmprojekten geworfen hast.«
    Die Stimme meines Vaters wurde ruhig. »Nein, Moon, Nora hätte ihm so oder so gekündigt. Er war bei den letzten Projekten ständig bekifft und unpünktlich.«
    »Aber hier ist er es nicht. Vielleicht hat er sich geändert?«
    »Gerändert?« Mein Vater lachte kurz auf.
    Ich sah zu Lion. »Glaubst du, Menschen können sich nicht verändern? Dann denkst du das also auch von Lion? Warum bist du dann überhaupt hergekommen?«
    »Oh, danke, dass ihr mich wenigstens ab und zu mal erwähnt!«, rief Lion vom Bett aus.
    Mein Vater begann, aufgebracht im Raum auf und ab zu laufen.
    »Pa, er trinkt nicht mehr, er kifft nicht mehr. Das wissen hier alle.«
    »Nun, sicher«, mein Vater blieb stehen und sah mich ernst an. »Kann sein, dass ihn das mit seinem Bruder etwas zur Besinnung gebracht hat.«
    »Bruder?«, fragten Lion und ich gleichzeitig.
    Mein Vater blickte erstaunt von mir zu Lion und wieder zu mir.
    »Hat er dir das nicht erzählt?«
    »Was?«
    »Als Nora ihn rausgeworfen hat, hat sie Lasses Freund Gerion die Rolle angeboten und der hat angenommen. Ole, Lasses großer Bruder, fand das so unmöglich, dass er Gerion krankenhausreif geschlagen hat. Soweit ich weiß, hat er sechs Monate auf Bewährung dafür bekommen und das war noch freundlich. Moon, jetzt guck nicht so. Es war vorhersehbar, Ole Paulsen war die ganze Zeit auf der Überholspur, Drogen, Alkohol und es ist wirklich traurig, denn ... he is a great talent , ein unglaublicher Schauspieler. Übrigens Lasses großes Vorbild. Leider.«
    Wir sahen uns alle einen Moment sprachlos an, dann fuhr sich mein Vater müde durch die Haare.
    »Kann ich mich mal kurz frisch machen?«
    Ich zeigte auf eine Tür. Mein Vater verschwand im Bad.
    Lion saß erstarrt auf dem Bett. Mir wurde klar, wie wenig er damals mitbekommen hatte. Im Bad rauschte Wasser.
    »Lion?«
    Doch mein Bruder reagierte nicht. Stattdessen stand er auf, nahm einen Stuhl, schob ihn unter die Klinke des Badezimmers und verkeilte ihn dort. Das Badezimmer ging nach außen auf, mein Vater war eingesperrt.
    »Was wird das, Lion?«
    »Jetzt rede ich mit ihm.«
    Er setzte sich mit dem Rücken vor die Badezimmertür und ich verstand. Dies hier war Lions Sache. Er nickte mir zu.
    »Los, Moon, geh´ auf diese Abschiedsfeier, da willst du doch sowieso die ganze Zeit hin.«
    »Bist du sicher?«
    »Hundertprozentig.«
    Ich war zu ungeduldig für den Fahrstuhl und sprang die letzten Stufen nach unten, als ich Krista und Marco entdeckte. Sie standen an der Rezeption.
    »Krista?«
    Wir umarmten uns.
    »Wir sind auf dem Weg nach Frankreich in den Urlaub und da dachte ich, wir schauen noch mal vorbei!«
    Sie musterte mich kritisch. »Sag mal, willst du so zum Abschlussfest? Oder ist
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