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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch
Autoren: Garry Disher
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Penzance Beach Road angeordnet hatte, als für den nächsten Tag heiße Nordwinde vorhergesagt worden waren. Das daraus resultierende Buschfeuer hatte das halbe Reservat niedergebrannt, Grasland und Zäune, und hatte erst ein paar hundert Meter vor einem Schindelhaus Halt gemacht.
    »Diesmal Müll am Straßenrand«, sagte Tessa, ohne Challis eines Blickes zu würdigen.
    »O nein«, stöhnte er.
    Sie wedelte mit einem Brief in der Faust. »Müllsäcke auf der Five Furlong Road, um genau zu sein. Er hat doch tatsächlich in den Müllsäcken gekramt und einen Brief gefunden, den er netterweise beigefügt hat.« Sie rümpfte die Nase. »Stinkt nach vergammeltem Fisch. Er stammt vom Amt für öffentliche Sicherheit und ist adressiert an eine gewisse Donna Tully; darin wird nach dem Status ihres Zusammenlebens mit einem gewissen Dwayne Andrew Venn gefragt. Der Einmischer will, dass ich Venn und Ms. Tully im Progress als Müllsünder anprangere. Er schreibt auch, er habe eine Kopie an den Bezirk geschickt in der Hoffnung, dass der Anklage erhebt.«
    Challis nickte. Zumindest redete Tessa wieder mit ihm. Er fragte sich, ob ihr die Bedeutung des Namens Tully aufgefallen war. Bestimmt. Sie hatte ausführlich über das Verschwinden von Lisa Tullys Kind berichtet und ihren Lesern gegenüber keinen Zweifel daran gelassen, dass sie glaubte, Bradley Pike würde dahinter stecken.
    Was Dwayne Venn anging, so überlegte Challis, ob er ihr von Ellen Destrys Observierung erzählen sollte.
    Nein.
    »Der Einmischer regt sich einfach über alles auf«, sagte Tessa. »Über das Genie, das an der Kreuzung Coolart Road und Myers Road ›Vorfahrt beachten‹-Schilder hat aufstellen lassen statt Stoppschildern. Die Frau auf Peninsula FM, die immer ›Jaah‹ sagt statt ›Jahr‹ und ›sonst‹ statt ›ansonsten‹. Über die Bewohner der Upper Peninsula, die keine geteerten Straßen oder Wasseranschlüsse wollen und sich für was Besseres halten. Er lebt anscheinend in einem Zustand dauernder Rage.«
    Was ihr aber egal sein konnte. Die wöchentlichen Briefe des Einmischers waren im Progress schon zu einer Institution geworden und lockten weitere Leserbriefe an. Tessa neigte zu der Ansicht, wenn etwas funktionierte, sollte man auch nichts daran ändern.
    Challis schaute zu, wie sie weiter die Papiere auf ihrem Schoß durchging, und während er von der anderen Seite des Kaminfeuers hinübersah, entspannte sich ihr nachdenkliches, kluges, flinkes Gesicht und ließ ein schüchternes, hübsches Lächeln erkennen. »Was gibts?«, fragte er.
    Vielleicht blieb sie über Nacht. Vielleicht auch nicht.
    Sie wedelte mit einem Blatt. »Das ist die Korrekturfahne der Kolumne vom kommenden Dienstag.«
    Er ging am Kamin vorbei, ließ seine Finger über ihre Hand streichen, nahm ihr das Blatt ab und kehrte wieder zu seinem Sessel zurück. Tessa schrieb eine wöchentliche Kolumne für den Progress. Diesmal hatte sie sich auf die abgedrehten Typen, die Spinner gestürzt.
     
    Wenn man den Spinner und dessen kunstvolle Art eingehend würdigen und zwischen einem richtigen und einem Gelegenheitsirren unterscheiden will, dann sollte man das am besten gemeinsam mit einem engen, gleich gesinnten Freund tun. Erst kürzlich ging ich mit einem solchen Freund in Rosebud shoppen, und wir begegneten dort einem Mann, der ein Frettchen an der Leine führte. Unsere Reaktion kam spontan und simultan. Wir schauten uns an und murmelten: »Spinner.«
    Doch die Begriffe ändern sich. Früher mal war ein Mann mit einem riesigen Schlüsselbund am Gürtel ein Spinner. Heute hängen nur noch ein paar Handwerker und fehlgeleitete alte Schwuchteln Schlüsselbunde an ihren Gürtel.
     
    Challis grinste. Er war der »gleich gesinnte Freund« gewesen. »Nett«, sagte er und bemühte sich, wieder gleich gesinnt zu sein.
    Tessa machte sofort ein mürrisches Gesicht, und ihre Züge verhärteten sich. Sie setzte sich aufrecht hin, schlug die Arme übereinander und sah ihn direkt an. »Wie gings der werten Gattin?«
    »Sei nicht so«, sagte Challis, der sich sofort verdrießlich und klein fühlte.
    »Wie denn?«
    Er wandte sein Gesicht zu den Flammen im Kamin.
    Tessa setzte nach: »Großer Notfall, oder? Besteht der Hauch einer Chance, dass sie auf der Intensivstation liegt?«
    Challis wurde vor Zorn ganz rot. »Sie hat sich die Pulsadern aufgeschnitten, wenn du es unbedingt wissen willst.«
    »Ja, aber in welchem Umfang und womit?«
    Er zögerte mit einer Antwort.
    »Kaum ein Kratzer?«
    Er
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