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Flugrausch

Flugrausch

Titel: Flugrausch
Autoren: Garry Disher
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zwischen den Beinen.
    Das machte Venns kleinen Spielkameraden nicht sonderlich glücklich.

3
    Nachdem Dwayne Venn festgenommen und in Untersuchungshaft gebracht worden war, streckte sich Pam Murphy auf der Bank im Spindraum aus, so ausgepowert war sie. Sie war allein, was ihr nur recht war, aber sie wusste, das würde nicht lange so bleiben. Immer trat jemand seine Schicht an oder machte Feierabend, holte oder verstaute was. Es gab zwar getrennte Duschen und Umkleideräume, aber der Spindraum in Waterloo war für Männer und Frauen gleichermaßen. Er war Treffpunkt, Schauplatz, Brunftstätte für sexhungrige junge Männer und Frauen, und normalerweise mied sie ihn wie die Pest, doch jetzt war es ihr egal, müde wie sie war.
    Die Tür zischte an ihrem pneumatischen Öffner auf, und John Tankard kam herein. Ihm hatte schon vorhin die Zunge herausgehangen. Es lag an dem schwarzen BH. An ihrem nackten Oberkörper, als sie vor zwei Stunden hinten in den Falcon stieg, um Dwayne Venn zu überfuhren.
    »Gutes Resultat heute«, sagte er.
    Sie beobachtete ihn aus müden, schweren Augen. Er machte den Gürtel an seiner Uniformjacke auf und löste den Revolver, die Handschellen und all den anderen Dienstkrempel, der an einem baumelte und den Rücken belastete.
    »Ja«, murmelte sie.
    Und das stimmte auch. Zweifellos würde irgendein Klugscheißer von Anwalt Venn auf Kaution herausholen, aber eine Anklage wegen Vergewaltigung, versuchter Vergewaltigung, Freiheitsberaubung, Angriff mit einer tödlichen Waffe und allem anderen, was ihm sonst noch vorgehalten werden konnte, war ihm sicher. Außerdem würde er auf der Liste der Sexualstraftäter landen, was ihm lebenslang offizielles Augenmerk einbrachte, wann immer es auf der Halbinsel auch nur den Anschein eines Sexualverbrechens gab.
    Pam ging im Geiste Venns Profil durch: zweiundzwanzig Jahre alt, fit trotz einer Grundernährung aus Bier, Hamburgern und Amphetaminen, arm, mangelhafte Bildung, Gesicht wie eine Kinderzeichnung. Er würde noch vor Erreichen des Durchschnittsalters sterben – an Alkohol, schlechter Gesundheit, Arbeitsunfall, Autounfall. Tausende wie er lebten in schäbigen Mietblocks. Seine Eltern hatten es nicht besser gewusst, er wusste es nicht besser, seine Kinder würden es nicht besser wissen. Junge Männer und Frauen wie Dwayne Venn verbrachten ihr Leben in Gerichtssälen, Gefängnissen, Mietshäusern, auf Sozialämtern. Sie zogen nie fort aus ihrer Gegend. Ihre Freunde kannten sie schon seit der Schule – Freundschaften beruhten auf Nähe, Vertrautheit und gemeinsam erlittenen Benachteiligungen. Kinder bekamen sie mit sechzehn oder siebzehn. Sie waren verschwiegen, gewalttätig, der Albtraum eines jeden Polizisten.
    Als Pam auf die Peninsula kam, überraschten sie die vielen Querverbindungen. Waterloo war zwar die größte Stadt im östlichen Bereich der Halbinsel, wirkte aber im Vergleich zu ihrer Heimatgegend, den ruhelosen inneren Vororten von Melbourne, eher wie ein großes Dorf. Nur ein Beispiel: Venn lebte mit Donna Tully zusammen. Donna war die Schwester von Lisa Tully. Lisa hatte mit Bradley Pike zusammengelebt, bevor dieser ihre kleine Tochter umbrachte und die Leiche verschwinden ließ – falls er es gewesen war; Brad Pike war der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der behauptete, es nicht gewesen zu sein. Nun lebte Lisa bei Donna und Venn. Sie wollte nichts mehr mit Brad Pike zu tun haben, hatte sie gesagt, und sie hatte sogar eine Verfügung erwirkt, dass er nicht in ihre Nähe kommen durfte, doch erst kürzlich hatte Pam Brad Pike in der Gesellschaft von Venn und den Tully-Schwestern gesehen.
    Im Pub, um genau zu sein. Das stelle sich einer vor. Sie waren alle zusammen in die Schule gegangen. Vielleicht reichte das schon als Bindung. Pam kapierte das einfach nicht.
    Dabei war es Pike gewesen, der Venn verpfiffen hatte. Pike hatte sie eines Tages auf der Straße angehalten und ihr eine hanebüchene Geschichte erzählt, dass er verfolgt werde, und gefragt, was man dagegen unternehmen könne, und plötzlich hatte er ihr gesagt, Venn sei der Liebespärchenvergewaltiger. Nein, er wollte nicht ins offizielle Verzeichnis der Informanten. Er wollte auch seinen Namen vor ihren Bossen geheim halten. Sie respektierte das, aber ehrlich gesagt war er seltsam, sie alle zusammen waren seltsam.
    O nein. John Tankard setzt sich ans andere Ende der Bank neben ihre ausgestreckten Füße. Die Holzbeine und die gepolsterte Sitzfläche bogen sich zitternd unter
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