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Flug ins Gestern

Flug ins Gestern

Titel: Flug ins Gestern
Autoren: A. Bertram Chandler
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temporale Gleitfeld sich aufbaute, hatten alle Männer und Frauen an Bord der Quest das Gefühl des Verlorenseins, der Orientierungslosigkeit in Zeit und Raum, wie schon unzählige Male zuvor.
    Was Grimes anbetraf, so fühlte er weder die Offenbarung des Unendlichen noch Angst, sondern nur eine plötzliche Einsamkeit. Er würde irgendwann versuchen müssen herauszufinden, was dahintersteckte, denn die ungeheure Intensität des Gefühls beunruhigte ihn. Er war allein, allein wie nie zuvor in seinem Leben. In seiner eigenen Zeit hatte er die Unendlichkeit paralleler Universen kennengelernt. Jenseits des Randes der expandierenden Galaxis waren die Grenzen zwischen den Universen fließend. In dieser unbekannten Zeit, in die er, sein Schiff und seine Leute, vom Eindringling geschleudert worden waren, gab es keine Paralleluniversen. Und wenn es sie doch gab, existierte dort keine zweite Faraway Quest, kein zweiter Grimes. Er war allein, allein mit seinem Schiff.
    Plötzlich normalisierten sich die Geräusche, Perspektiven und Farben wieder. Voraus schimmerte die galaktische Scheibe, hell und erhaben.
    Die Reise hatte begonnen.
    »Gute Hoffnung ist das halbe Ziel«, sagte Grimes scherzhaft.
    »Wenn du meinst«, murmelte Sonja.
     

 
2.
     
    Grimes, auf den Randwelten ein anerkannter Fachmann auf dem Gebiet früher terranischer Seefahrt, kannte natürlich das Gesetz von Oleron, und er wußte, daß es aus den Pioniertagen der Seefahrt stammte, auch wenn man damals schon das zwanzigste Jahrhundert geschrieben hatte. Soweit Grimes informiert war, hatte noch nie ein Raumkapitän versucht, auf eigene Faust den Heimatplaneten zu suchen – kein Kapitän der Rim Runners. Aber es gab immer ein erstes Mal. Er, Grimes, hatte seinen Entschluß gefaßt. Er wollte die Erde finden, und nichts würde ihn davon abbringen. Grimes hoffte, daß irgend jemand an Bord der Faraway Quest eine brauchbare Idee haben würde, wie das unmöglich Scheinende erreicht werden könnte, ganz egal, wie phantastisch diese Idee war.
    Die Erde, Heimat aller Menschen – ein Sandkorn zwischen den unzähligen Sternen, in die das alte Schiff mit einem Vielfachen der Lichtgeschwindigkeit hineinraste. Und nirgendwo stand ein Carlotti-Empfänger.
    »Das Gesetz von Oleron?« fragte Sonja, als sie und ihr Mann in der Kajüte des Kommodores noch einen Drink zu sich nahmen, bevor es zur Versammlung ging, die in der Messe stattfinden würde. »Was um alles in der Welt ist das nun wieder? Klär mich auf, John.«
    »Es ist ein sehr altes Gesetz, und ich bezweifle, daß du’s heute noch in irgendeinem Buch über die Seefahrt finden wirst. Was sage ich, heute? Ich meine jene Zeit, die unser Heute war oder irgendwann wieder sein wird, bevor sich der Eindringling entschließen wird, uns eine Probe seiner Macht zu geben und uns aus unserer Zeit zu reißen. Stell dir ein Schiff vor, eine dieser frühen schwimmenden Kisten, das auf eine Sandbank getrieben wird oder mit einem Eisberg kollidiert, irgendeine völlig hoffnungslose Lage für die Mannschaft. Der Kapitän ruft, nachdem er alles Erdenkliche getan hat, um den Kahn wieder flottzumachen, seine Leute auf dem Deck zusammen und fragt: ›Also, Männer, wir sitzen fest. Hat einer von euch Bastarden eine Idee, wie wir aus dem Dreck wieder herauskommen?‹«
    »Ich bin sicher, daß er diese Worte nicht gebrauchte, John.«
    »Mag sein, vielleicht nicht, vielleicht viel schlimmere. Jedenfalls wartete er, bis einer der Leute eine Idee hatte und stellte sie dann zur Abstimmung.«
    »Eine geistreiche Art und Weise, ein Schiff zu retten.«
    »Hmm. Ja. Aber manchmal hatte sie Erfolg. Zum Beispiel im Zweiten Weltkrieg, als die ansonsten neutralen Schweden für die Amerikaner Frachten beförderten. Ihre Schiffe überquerten den Atlantik mitten in den großen alliierten Konvois. Einer dieser Konvois wurde von einem Hilfskreuzer begleitet, der Jervis Bay, einem umgebauten Passagierschiff, das nun mit Fünfzehn Zentimeter-Kanonen und kleineren Geschützen bewaffnet war. Der Konvoi wurde in der Abenddämmerung von einem deutschen schweren Kreuzer angegriffen, der der Jervis Bay an Schnelligkeit und Feuerkraft weit überlegen war. Der Konvoi zerstreute sich, und die Jervis Bay stellte sich dem Feind, aber ihre Kanonen konnten nichts gegen den Deutschen ausrichten. Sie reichten nicht weit genug, dafür befand sie selbst sich aber in der Reichweite der Kanonen des Gegners. Die Jervis Bay wurde versenkt, aber die meisten Schiffe des Konvois
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