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Fluch, Der: Roman

Fluch, Der: Roman

Titel: Fluch, Der: Roman
Autoren: Stephen King
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du kannst alles Schöne verderben, das wir gerade zusammen erlebt haben, aber ich liebe dich, und ich werde das sagen, was ich sagen muß. Wenn jemand abnimmt, obwohl er keine Diät hält, kann das bedeuten, daß er krank ist. Es ist eines der sieben Warnzeichen für Krebs.« Sie warf das Taschentuch zurück in seine Richtung. Seine Finger berührten ihre Hand, als er es auffing. Sie war sehr kalt.
    Nun, jetzt war's heraus. Das Wort Krebs. Reimt sich auf leb's und Gott geb's. Gott wußte, daß dieses Wort mehr als einmal in seinen Gedanken aufgetaucht war, seit er auf der Jahrmarktswaage vor dem Schuhgeschäft gestanden hatte.
    Es war vor ihm aufgeschossen, wie das hämische Gesicht eines Kastenteufels, und er hatte sich davon abgewandt, wie man sich von den alten Bettelweibern abwandte, die, sich langsam vor und zurückwiegend, in ihren eigenartigen kleinen, verdreckten Ecken vor dem Grand-Central-Bahnhof saßen ...
    oder wie man sich von den herumtollenden Zigeunerkindern abwandte, die zusammen mit der anderen Zigeunerbagage gekommen waren. Die Zigeunerkinder sangen mit hellen Stimmen, die zugleich monoton und auf seltsame Weise lieblich klangen. Die Zigeunerkinder liefen auf ihren Händen und brachten es irgendwie fertig, mit ihren nackten, schmutzigen Zehen Tambourine zu halten. Die Zigeunerkinder jonglierten. Die Zigeunerkinder stellten die Frisbee-Champions der Stadt in den Schatten, indem sie zwei oder drei dieser rotierenden Plastikscheiben gleichzeitig auf ihren Fingern, Daumen, ja, auf ihren Nasen tanzen ließen. Und während sie all diese Dinge taten, lachten sie. Alle schienen sie Hautkrankheiten oder schielende Augen oder Hasenscharten zu haben. Wenn man sich plötzlich so einer komischen Kombination von Geschicktheit und Häßlichkeit gegenübersah, was konnte man da anderes tun, als sich abwenden? Bettelweiber, Zigeunerkinder und Krebs. Selbst der verwirrende Lauf seiner Gedanken machten ihm angst.
    Trotzdem, es war vielleicht besser, das Wort jetzt ausgesprochen zu haben.
    »Ich fühle mich wohl«, wiederholte er nun wohl zum sechstenmal, seit Heidi ihn in jener Nacht gefragt hatte/ob es ihm gut ginge. Und verdammt noch mal, es stimmte auch!
    »Außerdem habe ich mich in letzter Zeit viel bewegt.«
    Auch das stimmte... zumindest für die letzten fünf Tage.
    Sie hatten den Labyrinthpfad gemeinsam bestiegen, und obwohl er den ganzen Weg über tief durchatmen und an den engsten Stellen den Bauch einziehen mußte, war er niemals ernsthaft in Gefahr gewesen steckenzubleiben. Heidi war es, der langsam die Puste ausgegangen war und die zweimal um eine Rast hatte bitten müssen. Diplomatisch freundlich hatte er ihre Zigaretten nicht erwähnt.
    »Ich bin sicher, daß du dich wohl fühlst«, sagte sie jetzt,
    »und das ist ausgezeichnet. Aber eine Untersuchung würde dir nicht schaden. Du hast dich seit über achtzehn Monaten nicht mehr untersuchen lassen, und ich bin sicher, Dr. Houston wird dich schon vermissen.«
    »Ich glaube, er ist ein kleiner Drogenfreak«, murmelte Halleck.
    »Wie bitte?«
    »Ach, nichts.«
    »Ich sag' dir was, Billy, du kannst nicht einfach durch etwas sportliche Betätigung beinahe zwanzig Pfund in zwei Wochen abnehmen.«
    »Ich bin nicht krank!«
    »Dann tu mir einfach einen Gefallen.«
    Den Rest des Weges schwiegen sie. Billy hätte Heidi gern an sich gezogen und sie beruhigt, klar, in Ordnung, er würde tun, was sie wünschte. Doch ihm war ein Gedanke gekommen. Ein entsetzlich absurder Gedanke. Absurd, aber nichtsdestoweniger gruselig.
    Vielleicht haben die Zigeuner einen neuen Stil bei ihren Flüchen –wie steht's denn mit dieser Möglichkeit, Freunde? Früher haben sie einen in einen Werwolf verwandelt oder nachts einen Dämonen geschickt, der einem den Kopf abriß oder irgendwas in der Richtung, aber alles verändert sich, nicht wahr? Was, wenn der Alte mich angefaßt und mir Krebs verpaßt hat? Sie hat recht, es ist eines der Anzeichen – zwanzig Pfund einfach, so, ohne Grund, abzunehmen ist genauso ein Vorzeichen kommenden Unheils, wie der Spiegel, der einfach von der Wand fällt. Lungenkrebs... Leukämie ... Tumore.
    Es war verrückt, aber der Gedanke ließ sich nicht mehr verdrängen: Was, wenn er mich angefaßt und mir Krebs verpaßt hat?
    Linda begrüßte sie mit überschwenglichen Umarmungen und holte zu beider Erstaunen eine wohlgeratene Lasagne aus dem Backofen, die sie ihnen auf Papptellern servierte, wobei sie den Lasagnespezialisten par exellence, den Kater
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