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Flirtverdacht Roman

Flirtverdacht Roman

Titel: Flirtverdacht Roman
Autoren: Jessica Brody
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Miststück« anhörte. Ich war allerdings zu weit entfernt, um dies mit Sicherheit bestätigen zu können.
    Mrs Langleys Rechtsanwältin fuhr fort, als hätte sie den halblauten Kommentar nicht gehört oder einfach bewusst ignoriert. »Also, haben Sie eine Ihrer, sagen wir mal, Mitarbeiterinnen losgeschickt, um den Verdacht zu bestätigen oder auszuräumen?«
    Ich hielt mich weiterhin kerzengerade auf meinem Platz und versuchte, mich möglichst wenig zu bewegen. Mir war klar, dass der gegnerische Anwalt meine Körpersprache genau beobachtete und nach Anzeichen von Unsicherheit Ausschau hielt. Nach irgendeinem Grund, meine Aussage auseinanderzunehmen oder meine Glaubwürdigkeit anzuzweifeln. Und ich wollte den Ausgang des Verfahrens nicht dadurch gefährden, dass ich für einen kurzen Augenblick die Schultern hängen ließ.
    »Ja«, erwiderte ich.
    Die junge Frau im schwarzen Cocktailkleid leerte das Rotweinglas mit einem großen Schluck. Der Mann, der ganz beiläufig auf dem leeren Hocker neben ihr Platz genommen hatte, beobachtete unauffällig, wie sie das Glas mit Nachdruck auf der Theke absetzte.
    »Durstig?«, fragte er, während das Adrenalin durch seine Adern schoss.
    Leider wirkte er in solchen Situationen nie so lässig, wie er es sich gewünscht hätte. Der James-Bond-artige Supertyp, der in seiner Fantasie ähnliche Szenarien stets mit Bravour meisterte, war leider nirgends zu entdecken. Und die Realversion war längst nicht so beeindruckend.
    Das Mädchen wandte sich dem Fremden zu und schenkte ihm ein niedergedrücktes Lächeln. »Ja, scheint so.«
    »Darf ich Ihnen noch etwas bestellen?«
    Sie nickte dankbar. »Ja, gerne. Einen Estancia Pinot, bitte.«
    Bei diesen Worten hellte sich das Gesicht des Mannes auf. »Estancia? Das ist mein Lieblingsweingut!«
    Das Mädchen nickte begeistert, zumindest so begeistert, wie es ihr momentanes Selbstmitleid zuließ. »Ich trinke nie was anderes.«
    »Zwei Gläser von dem Estancia«, sagte er zum Barkeeper, froh darüber, dass die Unterhaltung so reibungslos in Gang kam. Dann wandte er sich wieder der Frau im schwarzen Kleid zu und bewunderte stumm, wie ihr langes, goldenes Haar in perfekten Wellen auf ihre Schultern herabfiel. Fast als wäre es speziell nach seinem Geschmack frisiert worden.
    Sie bemerkte sofort, dass er sie ansah, und verzog die Lippen zu einem schüchternen Lächeln.
    Er schmolz dahin.
    Der Wein kam, und sie stießen an, tranken auf etwas Unverfängliches wie Gesundheit, Glück oder neue Bekanntschaften.
    Nach dem ersten Schluck verfielen beide in Schweigen, ein vielsagendes Schweigen voller Erwartung und Furcht vor Zurückweisung. Aber so musste es sein. Ihr fielen zwar gut zwei Dutzend Gesprächsaufhänger ein, die all seine Ängste sofort zerstreut hätten, aber sie war nicht hier, um das Gespräch in Gang zu setzen. Sie war hier, um zu reagieren. Manchmal war es am schwersten, gar nichts zu sagen. Die Ruhe vor dem Sturm. Das Warten. Aber sie wusste, dass der Ablauf aus einem ganz bestimmten Grund so festgelegt war.
    Und sie wusste außerdem, dass es wahrscheinlich nur noch eine Frage von Sekunden war, bis …
    »Warten Sie auf jemanden?«, fragte er. Gespielt neugierig ließ er den Blick durch die Bar schweifen.
    Die junge Frau seufzte und strich über den Stiel ihres Weinglases. Sie senkte den Blick, und perfekt einstudierte Niedergeschlagenheit machte sich auf ihrem Gesicht breit. »Ich habe auf jemanden gewartet, ja. Auf meinen Freund. Aber der kommt wohl nicht mehr … gar nicht mehr.«
    »Das tut mir leid«, erwiderte der Mann in einem halbherzigen Versuch, aufrichtig zu klingen. »Ich wollte Sie nicht …«
    »Nein, nein, schon in Ordnung«, unterbrach sie ihn hastig. »Vermutlich ist es besser so. Er war sowieso nicht der Richtige für mich.« Sie seufzte. »Zumindest versuche ich mir das einzureden.«
    »Waren Sie denn lange zusammen?«
    Das Mädchen im schwarzen Kleid schien irgendetwas an dieser Frage lustig zu finden und lachte leise auf. »Eigentlich nicht. Knapp einen Monat. Und das ist leider typisch für meine Beziehungen. Wahrscheinlich ist das nicht mal lange genug, um ihn wirklich als meinen Freund zu bezeichnen. Sagen zumindest meine Freundinnen. Tja, Lektion gelernt, nicht wahr?« Sie hob das Weinglas an die Lippen und nahm einen weiteren großen Schluck.
    Eine bessere Gelegenheit, sich vorzustellen, konnte es gar nicht geben. Und er ergriff sie nur zu gerne beim Schopf. »Ich bin übrigens Todd«, sagte er und streckte
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