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Flinx

Flinx

Titel: Flinx
Autoren: Alan Dean Foster
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größeren Stadt jenseits des Marktes. Er arbeitete dauernd daran, seinen Kenntnisstand zu erweitern, und bedrängte die Ladenbesitzer mit hartnäckigen Fragen, wobei er sich nie mit einem ›ich weiß nicht‹ zufrieden gab. Mutter Mastiff legte ihm keine Beschränkungen auf.
    Niemand hatte ihr je gesagt, dass es unpassend wäre, einen Achtjährigen frei in einer Stadt herumlaufen zu lassen, die so gefährlich war wie Drallar. Da sie nie zuvor ein Kind großgezogen hatte, konnte sie immer auf Unwissenheit plädieren, und da er pflichtschuldig jeden Abend unverletzt zurückkehrte, sah sie keinen Anlass, an dieser Praxis etwas zu ändern, auch wenn einige ihrer Nachbarn Missbilligung äußerten.
    »So geht man nicht mit einem Jungen in so zartem Alter um«, ermahnten sie sie. »Wenn du nicht vorsichtig bist, wirst du ihn verlieren. Eines Abends wird er von diesen einsamen Streifzügen nicht mehr nach Hause zurückkommen.«
    »Ein Junge ist er, aber keineswegs zart«, antwortete sie dann. »Der Junge ist clever, und nicht nur für sein Alter. Ich mache mir um ihn keine Sorgen. Und außerdem hätte ich gar nicht die Zeit dazu. Ganz gleich, was ihm widerfährt, jedenfalls ist er besser dran als unter der Obhut der Regierung.«
    »Wenn er irgendwo einmal in der Gosse liegt und tot ist, ist er bestimmt nicht mehr besser dran«, warnten sie sie.
    »Dazu wird es nicht kommen«, pflegte sie darauf voll Zuversicht zu antworten.
    »Es wird dir noch leid tun«, sagten sie. »Warte es nur ab!«
    »Ich warte jetzt schon seit neunzig Jahren ab«, war ihre Standardantwort darauf, »und bis jetzt bin ich noch nie überrascht worden. Ich rechne nicht damit, dass dieser Junge den Rekord brechen wird.«
    Aber darin irrte sie.
     
    Es war früher Nachmittag. Der morgendliche Nebel war von einem kräftigen Regen abgelöst worden. Sie überlegte, ob sie den Jungen wegschicken sollte, damit er etwas zu essen hole, oder ob sie besser noch warten sollte. Ein halbes Dutzend Leute schlenderte im Laden herum und wartete, dass der Regenguss ein Ende nehme - eine ungewöhnlich große Zahl, auch wenn man den Regen berücksichtigte.
    Nach einer ganzen Weile schlenderte Flinx zu ihr herüber und zupfte scheu an ihrem wallenden Rock. »Mutter Mastiff?«
    »Was ist denn, Junge? Stör mich jetzt nicht!« Sie wandte sich wieder dem Kunden zu, der ihren antiken Schmuck inspizierte, der sich in einem verschlossenen Schaukasten ganz hinten im Laden befand. Es kam selten vor, dass sie von dem teuren Zeug ein Stück verkaufte. Aber wenn sie das tat, brachte es ihr beträchtlichen Profit.
    Der Junge ließ nicht locker, und sie herrschte ihn an: »Ich hab dir doch gesagt, Flinx, nicht jetzt!«
    »Es ist aber sehr wichtig, Mutter.«
    Sie seufzte verzweifelt und sah den Außenweltler um Nachsicht heischend an. »Entschuldigen Sie mich bitte einen Augenblick, guter Herr. Sie wissen ja, Kinder ...«
    Der Mann lächelte geistesabwesend und schien völlig in ein Collier aus eigenartigem Metall und abgewetztem von innen heraus glänzenden Holzstücken vertieft.
    »Was ist denn, Flinx?« fragte sie ihn verärgert. »Hoffentlich ist es etwas Wichtiges. Du weißt, dass ich nicht gestört werden möchte, wenn ich mitten ...«
    Er unterbrach sie und deutete zum anderen Ende des Ladens. »Siehst du den Mann dort drüben?«
    Sie blickte auf. Der Mann, auf den er zeigte, war kahlköpfig und trug einen säuberlich gestutzten Bart und Ohrringe. Statt dem leichten Slicker, wie ihn die Bewohner von Moth bevorzugten, trug er einen schweren Außerplanetmantel aus schwarzem Material. Seine weichen Züge wollten nicht ganz zu seiner imposanten Größe passen, und sein Mund wirkte beinahe zart. Abgesehen von den Ohrringen trug er keinerlei Schmuck. Seine Stiefel wiesen ihn als einen Besucher von Außerplanet aus - sie waren relativ sauber.
    »Ich sehe ihn. Was ist mit ihm?«
    »Er hat Schmuck aus den Schaukästen gestohlen.«
    Mutter Mastiff runzelte die Stirn. »Bist du sicher, Junge?« Ihre Stimme klang besorgt. »Er ist ein Außenweltler, und so wie er aussieht, ein ziemlich wohlhabender. Wenn wir falsche Anklage gegen ihn ...«
    »Ich bin ganz sicher, Mutter.«
    »Du hast ihn stehlen gesehen?«
    »Nein, gesehen habe ich ihn nicht.«
    »Wovon, zum Teufel, redest du dann?« fragte sie leise und anklagend.
    »Sieh dir den Schaukasten an«, drängte er.
    Sie zögerte, zuckte dann aber die Achseln. »Das schadet ja wohl nichts.« Was war nur in den Jungen gefahren? Sie ging auf den
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