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Flinx

Flinx

Titel: Flinx
Autoren: Alan Dean Foster
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werde tun, was ich kann, Mutter«, versicherte er ihr, als sie die kurze Führung beendet hatte.
    »Ich weiß, dass du das wirst, Junge.« Sie ließ sich in ihren Lieblingssessel sinken, eine zu üppig gepolsterte Monstrosität, die mit Gemmacpelz bedeckt war. Die Felle waren praktisch bis auf das blanke Leder abgewetzt, der Stuhl hatte nur noch wenig Wert, aber er war zu bequem, als dass sie sich von ihm hätte trennen wollen. Sie sah zu, wie der Junge sich umdrehte, um die draußen vorüberziehende Menschenmenge zu betrachten. Wie still er ist, dachte sie. Still und intensiv. Sie ließ ihn eine Weile die Passanten studieren, ehe sie ihn zu sich heranwinkte.
    »Wir haben in der Nacht in der Eile einiges übersehen, insbesondere eine Sache.«
    »Was denn?« fragte er.
    »Ich nenne dich die ganze Zeit ›Junge‹. Hast du einen Namen?«
    »Man nennt mich Flinx.«
    »Ist das dein Nachname oder dein Vorname?«
    Er schüttelte langsam den Kopf, und sein Ausdruck wurde unglücklich. »Mutter, ich weiß nicht. So hat man mich genannt.«
    »›Man‹ hat dich so genannt. Wer ist dieser ›man‹? Deine ...« - sie zögerte - »Mutter? Dein Vater?«
    Wieder das langsame Kopfschütteln, bei dem die roten Locken tanzten. »Ich habe keine Mutter und auch keinen Vater. Die Leute haben mich so genannt.«
    »Was für Leute?«
    »Die Leute, die auf mich aufpassten, und die anderen Kinder.«
    Das war nun seltsam. Sie runzelte die Stirn. »Andere Kinder? Dann hast du Brüder und Schwestern?«
    »Ich ...« - er gab sich sichtlich Mühe, sich zu erinnern -»ich glaube nicht. Vielleicht waren wir das. Ich weiß es nicht. Sie waren einfach nur andere Kinder. Ich erinnere mich an sie von ganz früher. Eine seltsame Zeit war das.«
    »Was war so seltsam?«
    »Ich war glücklich.«
    Sie nickte, so als verstünde sie. »So. Du erinnerst dich an eine frühe Zeit, wo du glücklich warst. Und damals haben eine Menge anderer Kinder mit dir zusammengelebt.«
    Er nickte lebhaft. »Jungen und Mädchen. Wir hatten alles, was wir uns wünschen konnten, alles, wonach wir verlangten. Alles mögliche gute Essen und auch Spielsachen und ...«
    Eine wohlhabende Familie, die ruiniert oder ausgerottet worden ist, vielleicht. Sie ließ ihn eine Weile über diese frühe Zeit, die glückliche Zeit, weiterreden. Was für eine Katastrophe hatte den Jungen in seiner frühen Jugend aus der Bahn geworfen?
    »Wie groß war diese Familie?« fragte sie. »Wir wollen sie für den Augenblick deine Familie nennen. Wie viele andere Jungs und Mädchen hat es da gegeben?«
    »Ich erinnere mich nicht genau. Vier.«
    »Kannst du zählen?«
    »Oh, sicher«, sagte er stolz. »Zwei, drei, vier, fünf und noch viel weiter.«
    Das klang wie mehr als einfach nur eine Familie, obwohl man eine Großfamilie noch nicht ganz abtun konnte. »Erinnerst du dich daran, was mit ihnen geschehen ist, mit dir? Ihr wart alle glücklich und ihr hattet eine Menge Freunde. Dann passierte etwas.«
    »Die bösen Leute kamen«, flüsterte er, und sein Gesicht verfinsterte sich. »Sehr böse Leute. Sie sind mit Gewalt dort eingedrungen, wo wir lebten. Die Leute, die auf uns aufpassten und uns zu essen und Spielzeug gaben, haben gegen die bösen Leute gekämpft. Es gab eine Menge Lärm und Schüsse und - und Leute, die rings um mich niederfielen. Sowohl gute wie auch schlechte Leute. Ich stand da und weinte, bis mich jemand aufhob und mich wegtrug. Sie haben mich durch viele Gänge und dunkle Orte getragen. Und ich erinnere mich, dass ich in eine ... eine Art Wagen gebracht wurde.«
    Sie nickte aufmunternd. »Wahrscheinlich. Weiter, Junge!«
    »Man hat mich viel herumbewegt. Das war das Ende der glücklichen Zeit.«
    »Was geschah nach dem?« fragte sie weiter.
    »Das weiß ich nicht genau«, sagte er zögernd. »Es ist so schwer, sich daran zu erinnern.«
    »Ich weiß, dass es dir Schmerzen bereitet, Flinx. Ich muss alles über dich wissen, was ich erfahren kann, damit ich dir nach besten Kräften helfen kann.«
    »Wenn ich es dir sage«, fragte er unsicher, »dann lässt du nicht zu, dass die bösen Leute kommen und mich wegholen?«
    »Nein«, sagte sie, und ihre Stimme klang plötzlich ganz weich. »Nein, ich werde nicht zulassen, dass sie kommen und dich wegholen, Flinx. Keinen lasse ich kommen und dich wegholen! Niemals! Das verspreche ich dir!«
    Er schob sich etwas näher an sie heran und setzte sich auf die Fußstütze des großen Sessels. Er schloss die Augen, um sich besser konzentrieren zu
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