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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen
Autoren: Terry Pratchett
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blieb stehen.
    »Herr?«
    »Ja?«
    »Haben wir den Sieg errungen?«
    Mumm blickte in das runde, rosarote Gesicht.
    »Äh… wir haben keine Niederlage erlitten«, erwiderte er.
    »Wir konnten doch nicht zulassen, daß ein ausländischer Despot die
    Hand gegen Ankh-Morpork erhob, oder?« fragte der Diener.
    »Nein, ich schätze, das konnten wir nicht…«
    »Also haben wir uns richtig verhalten?«
    »Ich denke schon…«
    »Der Gärtner meinte, Lord Vetinari hätte die Klatschianer ausge-
    trickst.«
    »Nicht nur die Klatschianer, sondern auch al e anderen.«
    »Freut mich sehr, Herr. Lady Sybil hält sich im Leicht Rosaroten Salon
    auf, Herr.«
    Sie strickte dort ungeschickt. Als Mumm hereinkam, stand sie auf und
    gab ihm einen Kuß.
    »Ich habe die Neuigkeiten gehört«, sagte Sybil. »Ausgezeichnet.« Sie
    musterte ihren Mann von Kopf bis Fuß. Soweit sie das erkennen konnte,
    schien er in einem Stück zu sein.
    »Ich bin mir nicht sicher, ob wir gewonnen haben…«
    »Daß du lebend zurückgekehrt bist, zählt als Sieg, Sam. Obwohl ich
    das im Beisein von Lady Selachii nicht sagen würde.« Sybil winkte mit
    dem Strickzeug. »Sie hat ein Komitee organisiert, das Socken für die tap-
    feren Soldaten an der Front strickt. Doch jetzt bist du zurück, und ich
    habe noch nicht einmal herausgefunden, wie man die Ferse hinkriegt.
    Lady Selachii dürfte sehr verärgert sein.«
    »Äh… für wie lang hältst du meine Beine?«
    »Oh.« Sybil betrachtete das Ergebnis ihrer Strickbemühungen. »Kannst
    du einen Schal gebrauchen?«
    Mumm hauchte ihr einen Kuß auf die Wange.
    »Ich nehme jetzt ein Bad, und anschließend würde ich gern etwas es-
    sen«, sagte er.
    Das Wasser war nur lauwarm. Mumm glaubte, den Grund dafür zu
    kennen. Wahrscheinlich ging Sybil von der Annahme aus, daß ein heißes
    Bad zu sehr entspannte, während ein Krieg stattfand.
    Er lag mit der Nase dicht über der Wasseroberfläche, als er ferne
    Stimmen vernahm. Kurz darauf öffnete sich die Tür.
    »Fred ist da«, sagte Sybil. »Vetinari möchte dich sprechen.«
    »Schon? Wir haben noch nicht einmal mit dem Essen begonnen .«
    »Wir gehen zusammen, Sam. Er muß endlich damit aufhören, dich zu
    jeder beliebigen Zeit zu sich zu rufen.«
    Mumm versuchte, so ernst und würdevol zu wirken, wie es mit einem
    Schwamm in der Hand möglich ist.
    »Sybil, ich bin der Kommandeur der Wache, und er regiert diese Stadt.
    Er ist kein Lehrer, bei dem du dich darüber beschweren kannst, daß ich
    in Geographie keine guten Leistungen bringe…«
    »Wir gehen zusammen, Sam.«

    Das Boot glitt über die Gleise und verschwand im Wasser.
    Leonard seufzte. Er hatte mit vol er Absicht darauf verzichtet, den
    Korken in die Öffnung zu stopfen. Die Strömung konnte das Boot
    überal hin tragen. Bis zur tiefsten Stelle des Ozeans, hoffte Leonard.
    Unerkannt wanderte er durch die Stadt und erreichte den Palast. Kurze
    Zeit später betrat er den Geheimgang und wich mühelos den verschie-
    denen Fallen aus – immerhin hatte er sie selbst entwickelt.
    Vor der Tür des luftigen Zimmers blieb er stehen und schloß auf. Als
    er auf der anderen Seite stand, schloß er wieder ab und schob den
    Schlüssel unter der Tür durch. Und dann seufzte er erneut.
    So ging es also in der Welt zu. Es war ganz offensichtlich ein verrück-
    ter Ort, bewohnt von vielen Verrückten. Manche Menschen neigten of-
    fenbar dazu, al es in eine Waffe zu verwandeln.
    Er kochte sich Tee, und dieser Vorgang nahm etwas mehr Zeit in An-
    spruch als sonst, weil er einen kleinen Apparat konzipierte, der den Fluß
    von kochendem Wasser verbessern sollte.
    Dann lehnte er sich in seinem speziellen Sessel zurück und zog einen
    Hebel. Gegengewichte sanken. Irgendwo strömte Wasser von einem
    Tank in einen anderen. Teile des Sessels knarrten, veränderten ihre Posi-
    tion und wurden dadurch bequemer.
    Nachdenklich blickte Leonard aus dem Dachfenster. Einige Seevögel
    schwebten vor dem Hintergrund des blauen Himmels; sie flogen, ob-
    wohl sie kaum die Flügel bewegten…
    Nach einer Weile begann Leonard zu zeichnen.

    »Lady Sybil? Das ist eine Überraschung«, sagte Lord Vetinari. »Guten Abend, Sir Samuel. Du trägst einen hübschen Schal. Hauptmann Karotte… Bitte nehmt Platz. Wir haben viel zu besprechen.«
    Sie setzten sich.
    »Zunächst einmal…« fuhr der Patrizier fort. »Ich habe eine Proklama-
    tion für die Ausrufer vorbereitet. Es sind gute Neuigkeiten.«
    »Der Krieg ist offiziell zu Ende?« fragte
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