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Fliegende Fetzen

Fliegende Fetzen

Titel: Fliegende Fetzen
Autoren: Terry Pratchett
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war bereits rot an-
    gelaufen.
    »Das Dokument ist von den offiziel en Repräsentanten der wichtigsten
    Gilden unterschrieben, Herr Kommandeur«, sagte Karotte gerade. »Al e
    sind vertreten, bis auf die Gilde der Bettler und Näherinnen.«
    »Tatsächlich? Und wenn schon! Wie können sie sich erdreisten, mir ei-ne solche Anweisung zu erteilen?«
    Angua beobachtete, wie ein Schatten von Schmerz über Karottes Mie-
    ne huschte.
    »Äh… jemand muß solche Befehle herausgeben, Herr Kommandeur. Es
    steht uns nicht zu, in diesem Punkt eigene Entscheidungen zu treffen.
    Dieser Aspekt hat… äh… zentrale Bedeutung.«
    »Ja, aber… derartige Anweisungen…«
    »Außerdem nehme ich an, daß darin der Wille des Volkes zum Aus-
    druck kommt…«
    »Des Volkes? Komm mir bloß nicht mit dem Unsinn! Man hätte uns
    alle niedergemetzelt, wenn es zu einem Kampf gekommen wäre! Dann gäbe es jetzt niemanden mehr, der irgendwen verhaften könnte…«
    »Rechtlich gesehen scheint hiermit alles in Ordnung zu sein, Herr
    Kommandeur.«
    »Das ist doch… lächerlich!«
    »Es ist keineswegs so, daß wir irgendwelche Vorwürfe gegen ihn erheben, Herr Kommandeur. Wir müssen nur dafür sorgen, daß er in der
    Rattenkammer erscheint. Nun, Herr Kommandeur, du hast eine sehr
    anstrengende Zeit hinter dir…«
    »Aber… Vetinari verhaften? Ich kann nicht…«
    Mumm verharrte, denn plötzlich verstand er. Darum ging es ja gerade.
    Wenn man jeden verhaften konnte, so blieb einem nichts anderes übrig,
    als tatsächlich jeden zu verhaften. Man konnte nicht sagen, »aber ihn nicht«. Ahmed hätte jetzt sicher gekichert, dachte Mumm. Und Altes
    Steingesicht drehte sich vielleicht in seinen fünf Gräbern um.
    »Ich kann doch, oder?« brachte er kummervoll hervor. »Oh, na schön.
    Gib einen Steckbrief heraus, Dorfl.«
    »Das Ist Nicht Nötig, Herr Kommandeur.«
    Die Menge wich beiseite, als Lord Vetinari den Kai entlangging, gefolgt
    von Nobby und Colon. Besser gesagt: Wenn es nicht Colon war, mußte
    es ein sonderbar deformiertes Kamel sein.
    »Ich glaube, ich habe die wichtigsten Dinge gehört, Kommandeur«,
    sagte der Patrizier. »Bitte walte deines Amtes.«
    »Du brauchst nur den Palast aufzusuchen, Herr. Ich schlage vor,
    wir…«
    »Willst du mir keine Handschellen anlegen?«
    Mumms Kinnlade klappte nach unten. »Warum sollte ich das?«
    »Verrat ist ein sehr schlimmes Verbrechen, Sir Samuel. Ich glaube, ich
    sollte Handschellen verlangen .«
    »Na schön, wenn du darauf bestehst.« Mumm nickte Dorfl zu. »Leg
    ihm Handschel en an.«
    »Du hast nicht zufällig Ketten dabei?« fragte der Patrizier, als Dorfl der Aufforderung des Kommandeurs nachkam. »Wir sol ten nach der Tradition vorgehen…«
    »Nein. Wir haben keine Ketten.«
    »Ich wollte behilflich sein, Sir Samuel. Gehen wir jetzt?«
    Die Menge jubelte nicht. Die Leute warteten einfach, wie ein Publi-
    kum, das beobachten wol te, wie der Trick funktionierte. Sie wichen bei-
    seite, als Lord Vetinari in Richtung Stadtmitte ging.
    Nach einigen Schritten blieb er stehen und drehte sich um.
    »Wie war das andere noch… Ah, ja. Ich werde nicht an eine Hürde ge-
    bunden und durch die Stadt gezogen?«
    »Das ist nur bei einer Hinrichtung nötig, Herr«, erwiderte Karotte
    munter. »Traditionell werden Verräter tatsächlich an eine Hürde gebun-
    den und daran zum Exekutionsort geschleift. Anschließend werden sie
    gehängt, gestreckt und gevierteilt.« Karotte zögerte kurz. »Eigentlich
    braucht sich der Verurteilte nur vor dem Hängen zu fürchten. Den Rest
    spürt er nicht mehr.«
    »Das beruhigt mich sehr«, erwiderte Lord Vetinari. »Habt ihr eine
    Hürde?«
    »Nein!« schnappte Mumm.
    »Ach? Nun, ich glaube, in der Glatten Gasse gibt es ein Sportgeschäft.
    Nur für den Fal , Sir Samuel.«

    Eine Gestalt trat durch den Sand in der Nähe von Gebra und blieb ste-
    hen, als dicht über dem Boden eine hoffnungsvol e Stimme erklang.
    »Bimmel-bimmel-bamm?«
    Der Disorganizer spürte, wie er aufgehoben wurde.
    WAS BIST DU FÜR EIN DING?
    »Ich bin der Disorganizer Mk II, mit vielen nützlichen und schwer zu
    benutzenden Funktionsmerkmalen. Hier Name Einfügen.«
    ZUM BEISPIEL?
    Selbst im kleinen Selbst des Disorganizers keimte ein wenig Unbeha-
    gen. Die Stimme, mit der er sprach, klang irgendwie nicht richtig.
    »Ich weiß, wie spät es überal ist«, erwiderte der Apparat versuchsweise.
    ICH EBENFALLS.
    »Äh… ich kann ein Adressenverzeichnis führen und immer aktuel hal-
    ten…«
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