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Fliedernächte: Roman (German Edition)

Fliedernächte: Roman (German Edition)

Titel: Fliedernächte: Roman (German Edition)
Autoren: Nora Roberts
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auch nicht unbedingt davon geträumt, aber jeden Augenblick können neue Gäste eintreffen. Oder ich ruf jetzt Owen an, damit er uns befreit«, sagte sie und zog ihr Handy aus der Tasche.
    »Das tust du nicht.« Er würde vor Scham im Erdboden versinken, einen seiner Brüder zu Hilfe holen zu müssen. Sie zu küssen, war da das geringere Übel.
    Hope verzog den Mund zu einem amüsierten Lächeln. »Mach einfach die Augen zu und denk ans Vaterland.«
    »Haha.« Er trat vor sie, stemmte die Hände links und rechts von ihrem Kopf gegen die Wand. »Na schön, ich hab bereits genügend Zeit vergeudet und will endlich mein Feierabendbier genießen.«
    »Meinetwegen.«
    Er beugte sich vor und verharrte einen Augenblick direkt vor ihrem Mund. Denk nicht nach, sagte sie sich. Zeig bloß keine Reaktion. Weil es nicht das Geringste zu bedeuten hat.
    Hitze brandete in ihr auf, von den Fußsohlen bis zum Kopf, als sein Mund den ihren berührte, und sie musste sich zurückhalten, nicht ihre Arme um ihn zu schlingen. Unbeteiligt allerdings blieb sie ganz und gar nicht.
    Eigentlich hatte er nur sanft mit seinen Lippen über ihren Mund streichen wollen. Wie bei einer guten Freundin. Dann aber versank er in ihrem Geschmack, ihrem verführerischen Duft, in der Hingabe ihres Mundes, der sich seinem willenlos überließ.
    Sie schmeckte einzigartig und geheimnisvoll, ohne dass er es hätte benennen können, und das zog ihn gegen seinen Willen unwiderstehlich an.
    Nur mit allergrößter Kraft gelang es ihm, einen Schritt zurückzuweichen. Er sah, wie sie zitternd ausatmete und nach dem Türknauf griff.
    »Da. Es hat tatsächlich funktioniert.« Ihre Stimme klang belegt.
    »Los, verschwinden wir von hier, bevor sie es sich anders überlegt.«
    Zurück im Flur trat er vor die hell brennende Lampe, hob den Schirm vom Boden auf und schraubte ihn entschlossen fest.
    »Fertig.« Trotzdem blieb er stehen und bedachte sie mit einem durchdringenden Blick.
    Sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch ein Klingeln von unten unterbrach sie.
    »Das sind die neuen Gäste. Ich …«
    »Ich geh dann lieber und verschwinde durch die Hintertür.«
    Sie nickte knapp und lief ins Erdgeschoss.
    Er lauschte dem Klappern ihrer Absätze auf den Holzstufen, atmete tief durch und murmelte erbost: »Spiel mir ja nicht noch mal einen derart blöden Streich.«
    Dann verließ er, seinen Hund dicht auf den Fersen, das Haus und nahm den Duft von Geißblatt und den köstlichen Geschmack von Hopes Lippen als Erinnerung mit sich.

3
    Hope fühlte sich verwirrt und durcheinander und brauchte dringend den Rat einer Freundin. Deshalb rannte sie, nachdem die Gäste gefrühstückt hatten, rasch über die Hauptstraße in die noch nicht geöffnete Pizzeria, wo Clare und Avery bereits an einem Tisch saßen und sich zum wiederholten Mal Hochzeitskleider für Avery auf dem iPad anschauten.
    »Ich hab Muffins mitgebracht.« Hope stellte das Körbchen auf den Tisch und zog die leuchtend rote Stoffserviette von dem dampfenden Gebäck. »Blaubeere, frisch aus dem Ofen. Danke, dass ihr zwei euch Zeit genommen habt.«
    »Schließlich klangst du ziemlich seltsam.« Avery hielt ihre Nase in die duftenden Muffins und nahm einen.
    »Es ist nichts Schlimmes, aber trotzdem eine Sache, über die ich mit euch sprechen will. Oder seid ihr gerade anderweitig beschäftigt?«
    »Wir haben nie zu viel zu tun, um füreinander da zu sein. Setz dich erst mal«, meinte Clare. »Du siehst total erledigt aus, und das kennt man von dir normalerweise nicht.«
    »Bin ich nicht wirklich. Oder nur ein bisschen. Ach, ich weiß nicht …« Kopfschüttelnd nahm Hope Platz. »Ich hatte Probleme mit verschiedenen Lampen …«, begann sie und erzählte der Reihe nach, was geschehen war.
    »Genau das Gleiche hat sie mit Owen und mir gemacht. Ich fand das damals ebenso befremdlich wie süß.«
    »Für mich war es weniger süß als nervig. Ryder hat sogar das Fenster geöffnet und überlegt, ob er übers Dach nach unten klettern soll.«
    »Natürlich hat er das gemacht.«
    Hope starrte Clare entgeistert an. »Wieso natürlich?«
    » Weil Männer so denken.« Amüsiert streichelte Clare Hopes Arm. »Ich kenn mich mit diesen Dingen aus, denn das beginnt bereits bei kleinen Jungs.«
    »Nein, es war einfach dämlich, weil wir schließlich unsere Handys dabeihatten. Ich wollte Owen oder Beckett anrufen, zur Not sogar die Feuerwehr.«
    »Das wäre vernünftig und die Wahl einer jeden Frau gewesen. Nicht so für Männer –
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