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Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition)
Autoren: Eve Silver
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hinzu. Diese Worte genügten, um deutlich zu machen, dass sie, wie auch immer sie zu Sutekh stehen mochte, dafür sorgen würde, dass Alastor und Naphré wieder zusammenkamen.
    „Es möge beginnen“, erhob Sutekh die Stimme, und aller Augen richteten sich wieder auf ihn. Er stand direkt vor dem steinernen Tisch, auf dem die locker zusammengefügten Körperteile Lokans lagen. „Die Rückkehr Lokans zum Leben soll den Friedensschluss, den ich versprochen habe, besiegeln.“
    Er hob die Hände, und ein bläuliches Feuer hüllte ihn ein, das so hell war, dass es die Augen blendete. Auf einen Wink traten die drei Seelensammler mit ihren Kannen hinzu und gossen daraus Blut über Lokans Körper. Sutekh hob den Blick und fasste einen nach dem anderen seine drei lebenden Söhne scharf ins Auge, während die blauen Flammen um ihn herum noch greller leuchteten.
    Calliope drehte sich der Magen um. Sie wurde von einer unbestimmten Panik ergriffen. Etwas stimmte hier nicht, ging es ihr wieder und wieder durch den Kopf, ganz und gar nicht. Sie starrte auf den Leichnam. Seine Glieder und der ganze Tisch trieften von Blut, das an den Seiten herunterlief und große Lachen auf dem Boden bildete.
    „Das Blut der Isis, das Blut Sutekhs“, rief Sutekh aus.
    Da trat Kai Warin mit einer vierten Kanne vor und goss sie über Lokans Leichnam aus. Calliope stellte sich vor, dass es Lokans Blut war. Sie erinnerte sich an das Video, das sie gesehen hatte, in dem Lokans Blut in einer ovalen Schale aufgefangen wurde. Wo immer die Setnakhts es verwahrt hatten, sie hatten es offenbar zusammen mit dem Blut der ermordeten Isistöchter für diese Zeremonie ausgeliefert.
    Die blauen Flammen, die von Sutekhs erhobenen Händen ausgingen, breiteten sich noch heller als zuvor aus, sodass jetzt Sutekh und der Tisch vor ihm davon eingehüllt wurden.
    Calliopes Puls raste. Sie versuchte, die Übelkeit, die in ihr aufstieg, zu unterdrücken. War sie denn wirklich die Einzige, die merkte, dass hier etwas grundfalsch lief? Sie missgönnte niemandem Lokans mögliche Rückkehr zum Leben. Aber sie spürte deutlich, dass im Hintergrund noch etwas anderes ablief, das wie ein düsterer Schatten über dem Geschehen lag.
    Vor ihren Augen kam Bewegung in die getrennten Körperteile. Sich auf dem glatten steinernen Untergrund windend, krochen sie aufeinander zu, fügten sich selbstständig zusammen. Dann begann das Gewebe an den Berührungspunkten miteinander zu verschmelzen.
    „Das Blut Sutekhs“, rief Sutekh erneut, wobei er den Blick starr auf seine Söhne richtete.
    Einer nach dem anderen traten sie vor, und einer nach dem anderen nahmen sie den Dolch, der ihnen von einem Seelensammler gereicht wurde. Dagan schnitt sich zuerst tief in den Handballen und vergoss das herausschießende Blut über Lokans Leiche. Dann brachte er sich einen weiteren Schnitt bei und schmierte das Blut über die vor ihm ausgestreckten Glieder Lokans. Alastor tat es ihm gleich.
    Dann ergriff Malthus das Messer und trat neben seine Brüder. Die Klinge blitzte auf, als er zum Schnitt ansetzte, und Calliope sah, dass es der Dolch aus Obsidian mit dem geschnitzten Griffwar, den sie selbst in der Hand gehabt hatte, als Beset ihr befohlen hatte, eine Probe ihres Bluts zu geben. Und es war dasselbe Messer, das auf dem Video zu sehen war, als Lokans Brust gehäutet wurde.
    Calliope wollte auf Malthus zugehen, aber sie konnte nicht. Sie war wie auf einen Fleck gebannt und vermochte weder sich zu rühren noch ihre Stimme zu erheben. Wie wahnsinnig hämmerte das Herz in ihrer Brust.
    Wieder loderten die blauen Flammen auf und bildeten einen Feuerball um Lokan und Sutekh. Schwer atmend schaute Calliope zu und erwartete wie die anderen ringsum, dass etwas geschah.
    Aber es geschah – nichts.
    Sutekh fuhr mit dem Kopf herum und starrte sie aus seinen seelenlosen Augen an. „Das Blut der Isis.“ Es war nur ein Flüstern von ihm, das nur Calliope vernahm, aber in ihrem Kopf dröhnte es wie ein wilder Schrei.
    Dann drängte es sie vorwärts, und sie streckte die Hand nach dem Messer aus. All das tat sie nicht aus eigenem Antrieb, sondern aus einem Zwang heraus, gegen den sie sich nicht aufzulehnen vermochte.
    Eine entsetzliche Angst, wie sie sie noch nie verspürt hatte, ergriff sie. Es war eine schreckliche, unerklärliche Gewissheit. Wenn sie jetzt ihr Blut dazugab, würde, das ahnte sie, etwas Furchtbares geschehen. Diese Vorahnung war so gewiss, so greifbar, dass sie nicht verstehen konnte, wie
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