Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fleischessünde (German Edition)

Fleischessünde (German Edition)

Titel: Fleischessünde (German Edition)
Autoren: Eve Silver
Vom Netzwerk:
aussieht.“
    Die reine Willkür war es gewiss nicht, die Sutekh bewegt hatte, an diesem Tag als Lokan in Erscheinung zu treten. Es war eine Erinnerung an den Sohn und eine Mahnung zugleich, ein Zeichen, dass Lokan in seinem Herzen und in dem seiner verbliebenen Söhne weiterlebte, dessen Ermordung noch ungesühnt war.
    Calliope drehte sich um und blickte auf den breiten blutroten Strom hinter sich. „Die anderen kommen.“
    Die Boote kamen näher, an Bord waren die weiteren Teilnehmer des Treffens, das über das Schicksal aller entscheiden sollte. Im ersten der Boote stand am Bug eine Frau von auffallender Schönheit mit nachtschwarzem Haar, gekleidet in ein weißes, durchsichtiges Gewand, das sich an ihren Körper schmiegte.
    „Isis“, bemerkte Dagan.
    Malthus merkte, wie Calliope in Ehrfurcht erstarrte. Verwunderlich war das nicht, denn sie sah sie zum ersten Mal leibhaftig. Isis war die erhabene Göttin, der Schoß allen Lebens, und sie warauch Calliopes Ahnin, man könnte sagen, ihre Mutter, denn aus ihr war die Linie hervorgegangen, der Calliope angehörte. Sie war die Erste gewesen, die vom Blut anderer getrunken hatte. Malthus musste daran denken, mit welchen Gefühlen er zum ersten Mal Sutekh gegenübergetreten war.
    Isis hob den Blick und richtete ihn auf Calliope. Ihre Miene wirkte verschlossen. Dann streifte ihr Blick Malthus, bevor sie sich abwendete. Die eine Sekunde, in der ihr Blick auf ihn gefallen war, genügte, um Malthus das Gefühl zu geben, dass die Göttin bis in seine Seele hinabschaute. Es hatte etwas Beunruhigendes.
    Hinter Isis stand ein muskulöser Mann mit dem Kopf eines Falken. Horus, Sohn der Isis, den sie von Osiris empfangen hatte, nachdem sie ihren Bruder und Gemahl aus seinen Leichenteilen zusammengesetzt und ins Leben zurückgeholt hatte.
    „Sie hat keine Leibwache bei sich“, stellte Malthus fest.
    „Was bedeutet, dass sie entweder sehr tapfer ist, sehr leichtsinnig oder etwas weiß, wovon wir nichts wissen.“
    „Zum Beispiel wo unsere Partnerinnen abgeblieben sind“, ergänzte Dagan mit unterdrücktem Zorn.
    „Das würde passen“, meinte Malthus. „Das würde auch erklären, warum es keine Spuren eines Kampfes gegeben hat. Ihrer Göttin wären Roxy und Naphré gefolgt, wenn sie von ihr gerufen worden wären.“ In Isis’ Boot waren jedoch weder Roxy noch Naphré zu entdecken.
    „Ich hätte große Lust, jemanden zu töten“, sagte Alastor, den zweifellos die kalte Wut gepackt hatte.
    „Nicht nur du allein“, bestätigte Dagan.
    Malthus warf einen Blick auf Calliope. Unter den gegebenen Umständen erschien ihm die Selbstbeherrschung seiner Brüder geradezu bewundernswert. Er wüsste nicht, wie er reagieren würde. Wenn man ihm Calliope plötzlich genommen hätte, wäre er schwer davon abzubringen, ein Gemetzel zu veranstalten.
    Nach Isis traf als Nächster Asmodeus ein. Er hatte ein Heer von weiblichen Kriegern im Gefolge. Ohne Isis eines Blickes zuwürdigen, begab er sich auf direktem Weg zu Sutekh und umarmte ihn zur Begrüßung. Asmodeus schaute seinem Gegenüber ins Gesicht – Lokans Gesicht – und sagte: „Der Verlust eines Sohns ist ein Schmerz, der niemandem zugemutet werden dürfte.“ Die Worte waren von Asmodeus eindeutig dazu bestimmt, seine Allianz mit Sutekh zu bekräftigen.
    „Schau einer an“, sagte Malthus so leise, dass es nur seine Brüder und Calliope hören konnten. „Das sieht doch hier so aus, als hätte Asmodeus seine Leute zu Kuznetsov geschickt, um Hochwürden in Geschenkpapier verpackt Sutekh zu überreichen.“
    „Entweder das, oder er hat Mist gebaut, weil er Kuznetsov beschützen sollte“, spekulierte Dagan. „Jetzt weiß er nicht so recht, was ihm blüht, und deshalb wirft er sich seinem alten Vertrauten Sutekh in die Arme.“
    „Was darauf hinausläuft, dass er seine Verbündeten wechselt wie seine Hemden“, ergänzte Alastor.
    „Tun sie das nicht alle?“, bemerkte Calliope, die sich sehr bemühte, sich ihre Nervosität nicht anmerken zu lassen.
    Das nächste Boot legte am Ufer an. Ihm entstiegen acht Frauen, jede in ein dichtes, graues Gewand gehüllt, das sich bei näherem Hinsehen aber als eine dichte, wimmelnde Schicht von Spinnen, Schaben, Tausendfüßlern und Maden entpuppte, die die ganze Gestalt einhüllte. Auch ihre Gesichter waren nicht zu erkennen, ebenso wenig Hände und Füße.
    „Die Shikome“, murmelte Alastor und deutete ein Kopfnicken an, als eine von ihnen erst ihn und dann Malthus flüchtig
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher