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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
Autoren: Poul Anderson
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radikal. Sie zündete sich am Stummel der letzten eine neue Zigarette an und rauchte eine Weile mit geschlossenen Augen, die Stirn auf die Knie gelegt. Als sie wieder aufblickte, sagte sie:
    »Ich erinnere mich jetzt wieder, Fremdweltler. An Dinge, die ich in Büchern gelesen habe. Sogar in einigen sehr alten, von denen die Bioaufsicht glaubt, sie hätte sie schon längst alle verbrannt. Im Gegensatz zu den meisten weiß ich, wie die Oberherren an die Macht gelangt sind. Und wir können sie nicht stürzen. Zumindest nicht, ohne zu sterben.« Sie reckte sich wie eine Katze. »Und mir gefällt das Leben.«
    »Mir ist klar, dass nur die Bioaufsicht weiß, wie man das Antitoxin herstellt«, sagte Flandry. »Aber wenn man die Techniker mit vorgehaltener Waffe zwingt …«
    »Hör mir gut zu«, unterbrach ihn Luang. »Als Unan Besar kolonisiert wurde, war die Bioaufsicht nur ein Zweig der Regierung. Es kam zu Schwierigkeiten, von denen ich nicht viel weiß: Dummheit und Korruption. Die Bioaufsicht war mit Männern besetzt, die sehr schlau waren und … Wie war das Wort? Fromm? Sie wollten nur das Beste für den Planeten, und deshalb gaben sie eine Verlautbarung heraus, in der sie ein bestimmtes Reformprogramm verlangten. Dem Rest der Regierung gefiel das nicht. Aber die Bioaufsicht stand neben den großen Fermentern, in denen das Antitoxin hergestellt wird. Der Vorgang muss die ganze Zeit überwacht werden, verstehst du, sonst geht es schief. Wenn nur ein Mann einmal den falschen Knopf drückt, kann er den ganzen Schub verderben. Die Bioaufsicht konnte nicht angegriffen werden, ohne die Gefahr heraufzubeschwören, die Fermenter zu vernichten. Die Menschen hatten Angst, dass sie keine Medizin mehr bekommen würden. Sie zwangen die Regierungsleute, die Belagerung der Bioaufsicht zu beenden und nachzugeben.
    Danach war die Bioaufsicht die einzige Regierung. Die Leute sagten, sie würden nicht ewig herrschen, sondern nur so lange, bis auf Unan Besar die beste Gesellschaftsordnung eingerichtet ist. Eine, die sorgfältig geplant war und fortbestehen sollte.«
    »Ich verstehe«, sagte Flandry mit dem Grinsen eines Kojoten. »Sie waren Wissenschaftler und wollten eine rationale Zivilisation errichten. Wahrscheinlich hingen sie der ein oder anderen Art von Psychotechnokratie an, damals eine sehr populäre Theorie. Wann werden die Intellektuellen endlich lernen, dass eine wissenschaftliche Regierungsform ein Widerspruch in sich ist? Da die Menschen nie in das perfekte Schema passten – und da das Schema per definitionem perfekt war, mussten die Menschen schuld sein –, sah die Bioaufsicht nie einen Grund, ihre Macht aufzugeben. Nach einigen Generationen hatte sie sich zu einer altmodischen Oligarchie entwickelt. Das passiert bei solchen Regierungen immer.«
    »Nicht ganz.« Flandry war sich nicht sicher, wie weit das Mädchen ihm hatte folgen können. Notgedrungen hatte er viele anglische Ausdrücke benutzt und gehofft, dass es in Pulao verwandte Wörter gab. Doch ihr Blick haftete fest auf ihm, und sie sprach fast mit der Distanz einer Gelehrten. »Die Bioaufsicht war schon immer die Bioaufsicht. Ich meine, sie haben immer vielversprechende Jungen rekrutiert und sie ausgebildet, um die Fermenter zu bedienen. Nur nach langer Dienstzeit, nach einem Aufstieg Stufe um Stufe, kann ein Mitglied hoffen, in den regierenden Ausschuss aufgenommen zu werden.«
    »Aha … Es ist also noch immer eine Technikerherrschaft«, sagte Flandry. »Seltsam. Aufgrund seiner Mentalität eignet sich der Wissenschaftler nicht gut zum Regieren. Ich hätte erwartet, dass die Bioaufsicht Verwaltungsfachleute einstellen würde, die am Ende alle wichtigen Entscheidungen selbst treffen.«
    »So etwas ist einmal passiert, vor etwa zweihundert Jahren«, erklärte Luang. »Aber es gab Streit. Das Korps der Mietlingsexperten begann, unabhängig Befehle zu erteilen. Mehrere Mitglieder der Bioaufsicht bemerkten, dass sie nur noch als Galionsfigur dienten. Einer von ihnen, Weda Tawar – von ihm stehen überall auf der Welt Statuen –, wartete, bis er wieder Wache hatte. Dann drohte er, alle Fermenter zu zerstören, falls sich die Mietlinge ihm nicht ergaben. Seine Mitverschwörer hatten schon die wenigen Raumschiffe in ihre Gewalt gebracht und waren bereit, sie zu sprengen. Jeder Mensch auf Unan Besar wäre gestorben. Die Mietlinge kapitulierten.
    Seitdem hat die Bioaufsicht immer alleine regiert. Und während seines Noviziats wird jedem Mitglied gezeigt, wie man
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