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Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo

Titel: Flandry 5: Krieger aus dem Nirgendwo
Autoren: Poul Anderson
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Fischer, Dockbullen, Maschinisten, Jäger und Holzfäller aus dem Dschungel, Banditen, Beutelschneider, Spieler und Personen mit weniger leicht zu bestimmendem Broterwerb fläzten sich auf den Bodenmatten: Sie tranken, rauchten, stritten, planten, würfelten, beobachteten die Tänzerin, die zum Klang eines Gamelans aus quietschenden Flöten und einer dumpfen kleinen Trommel die Hüften schwang. Hinter einem Perlenvorhang kicherte hin und wieder ein Freudenmädchen. Hoch auf ihrem Thron beobachtete Madame Udjung die Szene mit jettschwarzen Augen, die fast im Fett verschwanden. Manchmal sagte sie etwas zu dem Messerstecher mit der abgeschnittenen Nase, der für den Fall der Fälle zu ihren Füßen hockte, aber zumeist trank sie Gin und sprach mit dem Ketjil, der auf ihrem Handgelenk saß. Der Vogel war nicht groß, doch sein Schweif fiel hinab wie ein Regen aus goldenem Feuer, und er konnte mit der Stimme einer Frau singen.
    Flandry hörte genug von dem Lärm, um zu wissen, dass er an solch einem Ort war. Doch es gab vermutlich Hunderte davon, und ihm war erst in seinem Zimmer im ersten Obergeschoss die Augenbinde abgenommen worden. Das Zimmer war sauber und ähnelte dem, in das er zuvor eingebrochen war: einfache Möbel, eine Schriftrolle als Wandschmuck, zwei Paravents und eine flache Schale, in der ein Stein und zwei weiße Blüten lagen. Ein kleines Götzenbild aus Holz mit verbundenen Augen, das auf einem Regalbrett stand, hielt eine Glimmlampe in der Hand, deren Licht enthüllte, dass jeder Gegenstand außerordentlich einfach gehalten war. Ein Fenster stand offen und ließ warmen Wind herein, aber Weihrauch überdeckte den Kloakengeruch des Kanals.
    Kemul warf Flandry einen Kilt zu, den der Terraner sich dankbar umlegte. »Na«, sagte der Riese, »was kriegen wir wohl für sein Zeug, wenn wir es gereinigt haben, Luang?«
    Das Mädchen musterte die Kleidungsstücke, die abzulegen man Flandry gezwungen hatte. »Alles aus Synthetikfasern … aber solche Farben und solche Feinheit hat man auf Unan Besar noch nie gesehen.« Sie klang heiser. »Ich würde sagen, dass wir dafür den Tod im Käfig bekommen, Kemul.«
    »Was?«
    Luang warf die Kleidungsstücke auf den Boden und lachte. Sie saß auf der Kommode und trommelte mit den bloßen Fersen gegen die Schubladen. Ihr Kilt war von einem blendenden Weiß, ihr einziger Schmuck die Elfenbeinintarsien auf ihrem Dolchknauf. Nicht dass sie mehr gebraucht hätte. Sie war nicht groß, und ihr Gesicht war nie zu der auswechselbaren Schönheit aller reichen Terranerinnen modelliert worden, aber es war ein lebhaftes Gesicht mit hohen Wangenknochen, einem vollen Mund, einer zierlichen Nase und schmalen, dunklen Augen unter geschwungenen Brauen. Ihr Ponyschnitt hatte die Farbe einer Krähenschwinge; ihr Teint war stumpfgolden, und ihre Figur machte Flandry schmerzhaft bewusst, dass er seit Monaten wie im Zölibat gelebt hatte.
    »Rate doch mal, alter Straßenräuber«, sagte sie mit einem Unterton neckischer Zuneigung. Sie nahm ein Zigarettenetui aus der Tasche und bot dem Terraner eine an. Flandry nahm ein gelbes Stäbchen, steckte es sich in den Mund und zog daran. Nichts geschah. Luang lachte wieder und gab ihm und sich mit einer offenen Flamme Feuer. Sie ließ den Rauch aus den Nasenlöchern strömen, als wolle sie ihre Miene verschleiern. Flandry versuchte es ebenfalls und hustete. Wenn das Tabak sein sollte, dann war der Tabak auf Unan Besar mutiert und hatte sich mit giftiger Tollkirsche gekreuzt.
    »Nun, Kapitän, wie du dich nennst«, sagte Luang, »was sollen wir deiner Meinung nach mit dir tun?«
    Flandry musterte sie eingehend und wünschte sich, die einheimische Mode wäre nicht ganz so knapp. Verdammt, sein Leben hing davon ab, dass er kühl nachdachte. »Du könntest es damit versuchen, dass du mir zuhörst«, sagte er.
    »Das tue ich ja. Aber wer mich in meiner Nachtruhe stört wie du …«
    »Das ging nicht anders!«
    »Oh, ich laste dir die Schwierigkeiten, die du verursacht hast, nicht an.« Luang stellte die Füße auf die Oberkante der Kommode, umschlang die Beine und betrachtete ihn über ihre runden Knie hinweg. »Im Gegenteil, so viel Spaß hatte ich nicht mehr, seit Rawi Einauge unten am Kanal der Freude Amok lief. Wie die fetten Vogelscheuchen gequiekt und sich mitsamt ihrem hübschen Putz in den Kanal geschmissen haben!« Die Schadenfreude verblasste, und sie seufzte. »Es ist natürlich unglücklich ausgegangen, denn der arme alte Rawi musste getötet
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