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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut
Autoren: Lisa Black
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verteilt wurden wie die Samen für eine grausige Ernte. Der Killer war niemals gefasst worden, und bis auf drei waren seine Opfer bis heute nicht identifiziert.
    Die meisten Leichenteile waren in oder nahe dem einsam gelegenen Tal von Kingsbury Run gefunden worden. Die Presse würde sich auf das hier stürzen wie Katzen auf eine offene Dose Thunfisch.
    »Verdammt«, sagte Theresa.
    »Exakt«, pflichtete Frank ihr bei.
    Sechs Cents. Hatte der Mörder sein Opfer ausgeraubt und die Münzen zurückgelassen? Oder waren sechs Cents damals eine normale Summe gewesen, die man in der Hosentasche mit sich herumtrug? Theresa blickte auf den Schädel, als ob der ihr eine Antwort geben könnte. Warum war er hier eingemauert worden? Hatte ihn denn niemand vermisst? »Wer war der damalige Besitzer, wie konnte man hier Mauern hochziehen, ohne dass jemand etwas bemerkt hat? War das hier ein großer Raum oder mehrere Apartments?«
    »Ich bin mir da selbst noch nicht so recht im Klaren«, erklärte Frank. »He, Mr. Lansky!«
    Der Mann näherte sich, seine unangezündete Zigarre wie einen Talisman vor sich hertragend, und blieb bei den Kanthölzern stehen, die die Begrenzungen der kleinen Kammer kennzeichneten. Er erzählte, was er vor drei Wochen, zu Beginn der Abrissarbeiten, vorgefunden hatte. Sein Blick war die ganze Zeit auf die Knochen auf dem Tisch gerichtet.
    »Die Südseite des Erdgeschosses wies schwere Brandschäden auf, alles war geschwärzt. Das Obergeschoss hingegen war in recht gutem Zustand. Der Flur verlief in der Mitte des Gebäudes, sodass die Büros Fenster zur Außenseite hin hatten.«
    »Wie viele Einheiten gab es hier im Erdgeschoss?«, erkundigte sich Theresa.
    »Vier oder fünf. Ich habe nicht so genau darauf geachtet. Der Vielzahl verschiedener Materialien nach zu schließen, wurden hier im Laufe der Jahre unzählige Male Wände eingezogen und wieder herausgerissen. Ich habe keine Ahnung, wie es hier ursprünglich ausgesehen hat.«
    »Gab es ein Abwassersystem? Abflussrohre?«
    »Klar. Sämtliche Einheiten verfügten über Waschräume mit Toiletten und Waschbecken, mindestens vier auf jedem Stockwerk. Wir haben alles rausgerissen.«
    »Wozu gehörte diese kleine Kammer?«
    Er wandte den Blick gerade lange genug von der Leiche ab, um Theresa – und vor allem ihre Beine in der Khakihose – zu mustern.
    Sie formulierte ihre Frage um. »Wo befand sich die Tür?«
    »Welche Tür?«, erwiderte er schließlich.
    »Die Tür, die in diesen Raum führte«, erklärte sie geduldiger, als ihr eigentlich zumute war.
    Er hielt die kalte Zigarre an seine Lippen, und Theresa hätte schwören können, dass er daran zog. »Das versuche ich Ihnen doch gerade zu erklären. Es gab keine Tür. Nirgends. Wenn eine existiert hätte, dann hätten wir das Zimmer ausgeräumt, bevor wir mit den Vorschlaghämmern angerückt sind. Es war so verdammt dunkel hier drin, dass meine Jungs schon die halbe gegenüberliegende Wand erledigt hatten, ehe sie … das hier entdeckten.«
    Theresa leuchtete mit der Halogenlampe auf das, was von den restlichen Wänden übrig geblieben war. Sie schienen unbeschädigt, aber auch unvollendet zu sein – nichts als grobe Holzlatten, durch deren Ritzen der Putz von der anderen Seite drang.
    Da klingelte Franks Handy, und er ging ein paar Schritte beiseite, um den Anruf entgegenzunehmen.
    »Man hat die Tür zugemauert?«, fragte Theresa an Mr. Lansky gewandt.
    »Keine Ziegel. Putz und Holz.«
    »Man hat die Tür also verputzt?«, bohrte Theresa weiter.
    »Oder es gab nie eine Tür, und wer auch immer das hier« – er nickte voller Abscheu in Richtung der Leiche – »getan hat, hat eine ganz neue Wand eingezogen.«
    »Oder der Eingang befand sich in der Wand, die Ihre Leute bereits eingerissen hatten.«
    »Nein«, wehrte der Bauleiter ab. »Das hätten die Jungs bemerkt. Keine Tür, keine Abformung. Sie meinten, da waren einfach nur Putz und Holzlatten, nichts Auffälliges auf der gesamten Wandlänge. In der südwestlichen Ecke fanden sich einige Trockenputzbereiche, doch in mindestens zehn Meter Entfernung. Ich sage Ihnen doch, das Gebäude ist alt, die Wände sind wahrscheinlich unzählige Male versetzt worden.«
    »Aber niemand hat je diese Kammer hier gefunden.«
    Er erschauderte. »Oder jemand hat sie entdeckt, aber niemandem davon erzählt. Brauchen Sie sonst noch was von mir? Ich würde meine Jungs auf eine andere Baustelle schicken, wenn wir heute hier nichts mehr machen können …«
    »Nein, heute
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