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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut
Autoren: Lisa Black
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Detective? Ich hoffe, ich habe Sie nicht verärgert.«
    »Nein …«
    »Könnten Sie mir noch einen Karton holen? Dann werde ich es wohl für heute gut sein lassen.«
    James folgte der Bitte, denn sie verschaffte ihm Zeit, seinen nächsten Schritt zu überlegen. Vielleicht könnte er den Hund streicheln und dabei ein paar Haare aufsammeln. Würde die Bertillon-Einheit einen hellhaarigen Hund von einem anderen unterscheiden können? Oder hatte Walter recht, und James jagte einem Schatten hinterher, nur um nicht von Ness’ Truppe verfolgt zu werden? Er nahm einen Karton von dem Tisch in der Kammer und legte dabei einige unregelmäßige Flecken auf dem rohen Holz frei. Gleichzeitig erkannte er, dass das, was wie ein extra Tischbein aussah, in Wirklichkeit ein Schlauch war, der vom Tisch in den Fußboden führte. Das hätte ihm etwas sagen müssen, dessen war er sich sicher, doch er konnte es nicht ganz begreifen. Der Tag war zu lang gewesen, und die Vorstellung, am Montagmorgen keinen Job mehr zu haben, belastete ihn.
    Corliss nahm den Karton entgegen, öffnete ihn, packte die Bücher aus. Er schien nicht gefährlicher als sein Hund zu sein.
    »Wozu dient denn der Tisch in Ihrer Kammer?«, fragte James.
    »Dieser Raum lässt Ihnen wirklich keine Ruhe, nicht wahr? Der Tisch ist für Pläne und andere große Zeichnungen, die sonst nicht vernünftig auf ein Regal passen, und die Umrandung hindert sie am Herunterfallen.«
    »Und wofür der Schlauch?«
    »Wie bitte?«
    »Der Schlauch. Sieht aus wie ein Abfluss, der in den Boden geht.« Was war nur mit ihm los? Er klang wirr.
    »Der ist zum Reinigen. Ich bastele immer noch gern an Teilen von Lokomotiven herum. Früher war ich ein guter Mechaniker. Ich habe jede Arbeit bei der Eisenbahn ausgeübt, die es gibt. So habe ich gelernt, selbst eine Eisenbahnlinie zu betreiben.«
    James unternahm einen weiteren tapferen Versuch, seine gesammelten Verdachtsmomente zu einem Beweis zusammenzubringen. »Auch Kohleschaufeln.«
    »Ja. Ein schmutziger Job, aber es hat mich fit gehalten.«
    Mit einem Mal tanzten Lichtflecken vor James’ Augen. »Und Sie waren ein Bulle.«
    »Ein Eisenbahnpolizist, ja. Ich habe die Parasitenarmee davon abgehalten, ein funktionierendes System zugrunde zu richten. Wie Sie.«
    »Nein«, antwortete James und straffte die Schultern. »Nicht wie ich.«
    Arthur Corliss war also wirklich der Torso-Mörder. James musste zwingend Verstärkung holen, um ihn zu verhaften. Er fühlte sich zu schwach, um nur ein Paar Handschellen hochzuheben, ganz zu schweigen davon, sie jemandem anzulegen. Er wollte zur Bürotür gehen und hielt sich dabei mit einer Hand am Schreibtisch fest. Um die Ecke gab es eine Telefonzelle, von dort würde er das Revier benachrichtigen können …
    »Wohin gehen Sie, Detective?«
    »Muss … muss …« Er schaffte es nicht bis zur Tür.
    Corliss packte ihn an der Schulter und drehte ihn so mühelos herum wie eine Puppe.
    Wut und Angst brannten in James’ Armen und ließen ihn Corliss einen Schritt zurückschieben, was beide überraschte. Doch mehr hatte er Corliss nicht entgegenzusetzen, als dieser James’ Kragen mit der linken Hand packte und mit der rechten den Dienstrevolver aus dem Holster zog.
    Keine gute Entwicklung, dachte James. Dann betätigte Corliss den Abzug, und James’ Körper stand in Flammen.
    Er fühlte sich, als wäre er innerlich explodiert, und wunderte sich gleichzeitig, dass die Holzdielen unter ihm nicht mit Blut besudelt waren, als er langsam zu Boden sackte.
    Mit letzter Kraft beharrte James, bevor er das Bewusstsein verlor: »Nicht wie ich.«
    »Wenn Sie das sagen«, lenkte Corliss ein. Dann packte er James’ Hände und zog ihn in die kleine Abstellkammer.
    Helen, dachte James noch. Johnny.

46
    Samstag, 11. September
    Theresa roch die Erde, bevor sie sie fühlte. Kalt und fest drückte sie sich an ihren Rücken und ihre Beine; eigentlich hätte es fast bequem sein können, doch irgendwie war es das nicht. Ihr Kopf schmerzte, ihr Kiefer fühlte sich steif an, und sie war bis ins Mark durchgefroren. Sie zitterte unkontrolliert. Erst da erkannte sie, dass ihre Beine gefesselt waren.
    Um sie herum war es dunkel, sie konnte kaum etwas erkennen, aber das war auch nicht nötig. Sie wusste auch so, wo sie sich befand.
    Corliss hatte sie in den Keller des Gebäudes 4950 Pullman gebracht, wahrscheinlich unter den Raum, in dem James Miller all die Jahre gelegen hatte.
    Warum hatte Edward sie nicht getötet?
    Da vernahm sie eine
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