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Flammenbraut

Flammenbraut

Titel: Flammenbraut
Autoren: Lisa Black
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herum und drehte am Türknauf zur Kammer, ohne den Blick von Arthur Corliss zu nehmen, der weiter seine Bücher auspackte.
    Er betrat den kleinen Raum, ohne dem Mann den Rücken zuzukehren.
    Die Kammer sah genauso aus wie die von Odessa, nur dass hier Regale standen an der nördlichen Wand. Der restliche Platz wurde von einem grob zusammengezimmerten Tisch eingenommen, um den eine Überlaufkante montiert war. Es hing immer noch ein wenig Rauchgeruch in der Luft. Ansonsten roch es nach dem Desinfektionsmittel, das Helen ebenfalls für ihre Waschbecken verwendet hatte, als sie es sich noch hatte leisten können, wie der Rest der Nation besessen gegen Keime vorzugehen. James schnupperte, versuchte den typischen Kupfergeruch nach Blut und Innereien auszumachen, an den er sich aus dem Krieg und von gelegentlichen Besuchen im Leichenschauhaus erinnerte. Nichts.
    Dennoch wandte er der Tür nicht den Rücken zu.
    Er entdeckte die Kartons, von denen Corliss gesprochen hatte. Mindestens fünf stapelten sich auf dem Tisch, und er nahm den obersten, bevor er zurück ins Büro ging. Er kam sich ein wenig lächerlich vor. Er musste sich geirrt haben. Odessa stand nun wieder an der Spitze seiner wenigen Verdächtigen.
    »Ich hoffe, das war erhellend für Sie, Detective.«
    »Oh ja. Die Kammer ist genauso groß wie die von Odessa, wenn ich das richtig sehe. Wo soll der hin?«
    »Auf den Tisch, bitte.« Er packte weiter aus; James ging zurück zur Kammer, um noch einen Karton zu holen.
    Er hörte, wie Corliss zwei Flaschen Mission Orange öffnete. »Hier. Wenn Sie mir schon helfen, kann ich wenigstens für die Erfrischungen sorgen.«
    James hatte seit über einer Woche keine Limonade mehr getrunken, und er hatte zwei Meilen vom Tatort hierherlaufen müssen, da Walter den Wagen genommen hatte. Er nahm die schwarze Glasflasche entgegen und überlegte, dass jeder Drugstore in der Stadt das Getränk verkaufte. Was für ein Idiot er doch gewesen war. Er trank die halbe Flasche in wenigen Zügen aus.
    »Ihr Jungs von der Polizei hattet ein anstrengendes Wochenende, wie ich aus den Zeitungen erfahren habe.« Corliss legte einen Stapel Papier ins Regal, offensichtlich der Neubeginn seiner Zeitungssammlung. »Ein ermordeter junger Mann. Sind Sie und Ihr Partner mit dem Fall beschäftigt?«
    »Nur am Rande.«
    »Erstaunlich, dass so etwas heutzutage noch passieren kann. Aber ich vermute, Rache kommt wohl nie aus der Mode.«
    »Wir konnten bisher erst zwei von vier Toten identifizieren. Wahrscheinlich kannten sie niemanden in der Stadt.« Außer, dachte James, ihren Mörder. Er lehnte sich mit der Hüfte an den Schreibtisch, es war ein langer Tag gewesen. »Andrassy war Abschaum, und die Frau hat nie jemanden gekümmert. Wer sollte gegenüber solchen Leuten Rache empfinden?«
    »Ein Mitglied der Gesellschaft vielleicht. Wenn man bedenkt, was für Menschen sie waren.« Corliss stellte ein weiteres Buch sorgfältig zu den anderen. »Diebe. Parasiten. Eine ganze Armee, Männer, die früher mal Männer waren, die aufgrund der wirtschaftlichen Verwirrungen fast auf den Status von Tieren reduziert wurden.«
    »Ich dachte, Sie … Sie schienen Mitgefühl zu haben mit den …«
    »Den Besitzlosen? Natürlich habe ich das. Es ist nicht ihre Schuld – denken Sie, ich weiß das nicht? Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass sie zu einer Last für die übrigen von uns geworden sind, die immer noch produktive Arbeit leisten.«
    James trank seine Limonadenflasche leer und stellte sie ab. »Jemand hat sie also zum Wohle der Gesellschaft getötet?«
    »Haben die Menschen das nicht schon immer getan?« Corliss nahm das letzte Buch aus dem Karton und stellte diesen auf den anderen leeren. »Soldaten haben im Krieg getötet, um die amerikanische Gesellschaft vor fremden Eindringlingen zu bewahren. Ihr Polizisten sperrt Verbrecher ein, richtet sie manchmal hin, nicht wegen dem, was sie sind, sondern um sie davon abzuhalten, in der Zukunft noch mehr Unrecht zu verüben. Wenn irgendjemand etwas vom Schutz der Gesellschaft verstehen sollte, dann doch wohl Sie, würde ich meinen.«
    Vor Jahren hatte James noch geglaubt, dass genau das der Sinn seiner Arbeit war. Doch wenn er jetzt an seine Abteilung dachte, seine Kollegen, Walters Angebot … sie waren ebenfalls zu Dieben und Parasiten geworden. Der Butcher hätte sich an sie heranmachen sollen anstatt an die Unterdrückten, denn die Cops hatten eine Wahl, welchen Weg sie gehen wollten.
    »Geht es Ihnen gut,
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