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Flamme der Leidenschaft - Roman

Flamme der Leidenschaft - Roman

Titel: Flamme der Leidenschaft - Roman
Autoren: Lydia Joyce Eva Malsch
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gleichen Kaliber. Wie Maggie nur zu gut wusste, ließen sich weder ihre Stimme noch ihr Aussehen mit den Qualitäten des kurvenreichen Soprans vergleichen. »Danke«, flüsterte sie nervös, und Perle hob mahnend einen Finger.
    »Nur nicht so schüchtern!« Maggie mochte keine großartige Sängerin sein, aber sie war eine ausgezeichnete Schauspielerin.
    »Danke«, wiederholte Maggie in entschiedenem Ton.
    »Gut. Heute musst du dich wirklich anstrengen. Mr Larson sucht noch einen Sopran für die Hauptrollen.«
    »Für die interessiere ich mich gar nicht«, erwiderte Maggie. Je unauffälliger sie auftrat, desto besser, denn desto länger würde es dauern, bis Danny von ihrem neuen Engagement erfuhr und wieder einmal sein Bestes tat, um sie zu verunglimpfen.
    Sekundenlang drückte Perles Miene gewisse Zweifel aus. Warum, wusste Maggie. In Mr Larsons Chor gab es genug gute Sängerinnen. Er suchte eine neue Primadonna. Und dafür eignete sie sich wohl kaum.
    Nein, beschloss sie energisch, so leicht gebe ich nicht auf.
Auch für sie würden sich Möglichkeiten eröffnen. Die musste sie nur entdecken.
    Perle schüttelte den Kopf, als versuchte sie unangenehme Gedanken zu verscheuchen. »Viel Zeit haben wir nicht mehr, ma petite . Gib mir deinen Hut. Soll ich dir wirklich kein hübscheres Kleid leihen?«
    »O Perle, das wäre sinnlos. Du bist viel größer als ich und üppiger gebaut.« Maggie nahm ihren Hut ab und schwenkte ihn ausdrucksvoll durch die Luft. »Während ich keinerlei Rundungen vorzuweisen habe. In einem deiner Kleider würde ich albern aussehen.«
    Seufzend führte Perle ihre Freundin zu den Kulissen. »Warum hast du nichts Eleganteres angezogen? Eins deiner Varietékostüme? Das versteh ich nicht. Dauernd läufst du wie eine alte Krähe herum.«
    »Glaub mir, mein Little-Peg-Kostüm würde Mr Larson nicht beeindrucken.«
    Nun erreichten sie die kurze Warteschlange der hoffnungsvollen Kandidatinnen. Von neuer Nervosität erfasst, blieb Maggie stehen. Hinter den Frauen sah sie den riesigen, schwach beleuchteten Zuschauerraum in prächtigem Scharlachrot und Weiß schimmern.
    Noch nie war Maggie in einem so grandiosen Haus aufgetreten. Jetzt sah es sogar noch imposanter aus als vor der Feuersbrunst, die es im Jahr 1856 zerstört hatte. Vor der Bühne zogen sich die Reihen der Plüschsitze bis nach hinten ins undurchdringliche Dunkel, umrahmt von den reich verzierten Brüstungen der Logen. Der Lüster an der schattigen Decke verbreitete nur trübes Licht. Gegenüber der
Bühne, unterhalb einer gigantischen Krone, lag die königliche Loge mit den scharlachroten Vorhängen.
    Würde sich die Stimme einer Sängerin, die auf dieser Bühne stand, in dem kolossalen Raum verlieren?
    Doch die düstere, staubige Atmosphäre im Arbeitsbereich der Oper war Maggie so vertraut wie ihre kleine Wohnung, denn hinter der Bühne sah jedes Theater gleich aus. In manchen Häusern gab es hohe Decken und Platz für zahllose Darsteller, in anderen mussten sie sich innerhalb enger Grenzen zurechtfinden. Aber überall herrschte das gleiche Dunkel, wo man ständig über irgendwelche Versatzstücke stolperte. Prospekte und Kulissen hingen an den gleichen Schnüren. Überall roch es nach Fettschminke, Öl und Schweiß.
    Als Kind hatte Maggie sich oft zwischen den Kulissen versteckt, stets bereit, für die Künstler, die auftraten und abgingen, kleine Aufgaben zu erledigen und ein paar Pennys zu verdienen. Fasziniert hatte sie der Musik gelauscht und Perle kennen gelernt, die damals - eifrig bestrebt, den Cockney-Akzent abzulegen - in den kleinen Rollen eines Pagen oder einer kecken Zofe aufgetreten war. Nur ein einziges Mal in all den Jahren hatte sie selbst auf der Bühne gestanden. Damals hatte Mr Larson erklärt, was ihr ohnehin bewusst gewesen war - ihre Stimme sei schön und ausdrucksvoll, könne sich aber nicht mit den außergewöhnlichen Organen der Sängerinnen in seiner Royal Italian Opera Company messen.
    Verdammt, Danny, dachte sie zum tausendsten Mal in dieser Woche. Was habe ich Ihnen jemals zuleide getan?

    Die junge Frau auf der Bühne beendete ihren Vortrag. Nach gedämpften Worten aus dem Zuschauerraum, die Maggie nicht verstand, stolperte die Bewerberin verzweifelt zwischen die Kulissen.
    Dann rief der Inspizient Maggies Namen. Perle drückte ihr aufmunternd die Hand, und sie holte tief Atem, bevor sie ins Rampenlicht trat.
     
    Desinteressiert musterte Charles die kleine, in einen Schal gehüllte Gestalt, die über die
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