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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers
Autoren: Andrew Harman
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jüngsten Erfolg.
    »Maul halten!« brüllte Swinehunt und landete geschickt einen Stiefeltritt. Der massige Schloßwärter zog ein finsteres Gesicht.
    »Swinehunt! Wie groß ist im Augenblick die Gefahr, daß wir Hunger leiden müssen?«
    »Könntet Ihr Eure Frage ein wenig genauer formulieren, Sire?«
    »Wie?«
    »Tja also, Sire, meint Ihr etwa …«
    »Nein, bitte nicht schon wieder! Sagt mir ganz einfach, wie viele Lebensmittelvorräte in unseren Zehntscheuern lagern.«
    »Inklusive Gemüse, Sire?«
    »Alles.«
    »Natürlicher Schwund und Welke eingerechnet und berücksichtigt?«
    »Ja«, seufzte der König matt. »Eine einfache, kurze Antwort, wenn’s möglich ist. Ja?«
    »Vierhundertvierunddreißig Tonnen Gemüse, davon vierunddreißig Tonnen Rüben, siebenundzwanzig Tonnen Karotten, je vierzehn Tonnen diverse Kartoffelsorten, sechs Tonnen …«
    »Halt!« Der König verdrehte überdrüssig die Augen.
    »Sire?«
    »Sagt mir ganz einfach, wie lange die gesamten Nahrungsmittel in den Zehntscheuern – das gesamte Gemüse, Vieh, Geflügel – ALLES!!! … Wie lange wird es uns reichen?«
    »Für uns alle, Sire?«
    »Für alle hier im Schloß.«
    »Inklusive der Küchenbelegschaft?«
    »Ja.«
    »Beide?«
    »Ja!« Die Stimme des König hallte durch den bedrückenden Raum.
    Swinehunt verstummte und kritzelte aufgeregt auf einem Pergamentbogen. Börrnhadt fühlte sich unbeobachtet und flüsterte lautlos Gemeinheiten vor sich hin, die in den meisten Fällen körperliche Mißhandlung zum Thema hatten und alle Swinehunt betrafen. Nach einigen Minuten endete das Gekritzel, der Erzkanzler sah auf …
    »Sire! Das Ergebnis: Der gesamte, in den Zehntscheuern lagernde Nahrungsvorrat reicht, wenn er (die augenblicklich übliche Konsumtionsrate vorausgesetzt) von den gegenwärtig hier Anwesenden, plus der Küchenbelegschaft (nicht anwesend) konsumiert wird, in etwa sechshundertundsiebenundvierzig Jahre, acht Monate und zwei Tage, Sire.«
    »WAS?«
    »Sechshun…«
    »Ja, ja, ich habe schon verstanden. Ich bin nur etwas überrascht.«
    »Nun, wenn Eure Majestät genauere …«
    »Nein … nein … äh … laßt mich überlegen.« Es wurde sehr still. »Ihr sagt also, daß wir ausreichend Lebensmittel besitzen, um mehr als sechshundert Jahre damit auszukommen, und …«
    »Sechshundertundsiebenundvierzig, Sire«, unterbrach ihn Swinehunt.
    »… und wir haben eben noch die Steuern erhöht, und Ihr verlangt von mir, daß ich ein ganzes Dorf niederbrenne, weil seine Zehntenlieferung unvollständig war?«
    »Es fehlte ein ganzer Topf Lemming-Mousse, Sire«, präzisierte Swinehunt.
    »Ich weiß, ich weiß.«
    »Eine Eurer Lieblingsspeisen, Sire.« Meine auch, dachte er.
    »Ja, ich weiß. Aber …«
    »Aber Ihr müßt etwas dagegen unternehmen, Sire. Es ist unbedingt erforderlich, die Ordnung aufrechtzuerhalten. Wie ich eben schon ausführte: Wenn einmal ein Dorf ungestraft davonkommt – wo soll das hinführen?«
    »Ich denke nicht daran, ein ganzes Dorf niederbrennen zu lassen, nur weil seine Zehntenlieferung ein wenig mager war. Wir haben sie schließlich bekommen, nicht wahr?«
    Swinehunts gesundes Auge glühte und bildete einen leuchtenden Kontrast zur schwarzen Augenklappe.
    »Sire! Ihr werdet doch nicht etwa weich werden?« fauchte er.
    »WEICH? Wie könnt Ihr es wagen, so etwas zu sagen?« tobte der König. Börrnhadt lächelte. Er hatte es gern, wenn der König mit Swinehunt böse war.
    »Nun, Sire, zu Zeiten Eures Vorgängers wäre, wenn in der Zehntenlieferung auch nur eine Karotte gefehlt hätte, das betreffende Dorf nebst der drei Nachbardörfer niedergebrannt worden! Wollt Ihr Euch etwa gegen diese ehrwürdige, von Eurem Vater begründete Tradition stellen?«
    »Wir brauchen die Lebensmittel nicht. Wir haben tonnenweise …«
    »Euer Vater hätte dergleichen nie gesagt!«
    »Ich … Wir …« Der König verhaspelte sich. Swinehunt hatte wieder einmal seine Trumpfkarte ausgespielt. Klayth hatte seinen Vater kaum gekannt – Swinehunt wußte das. Der alte König, König Kharthezsh war vor dreizehn Jahren in den Krieg gezogen, zusammen mit allen Männern, die stark genug oder zumindest zum Kampf gegen Cranachan bereit gewesen waren. Er hatte seinen Sohn auf dem Thron zurückgelassen, zusammen mit den beiden Leibwächtern Börrnhadt und Mattsches und dem Stammpersonal der Küche. Die Männer waren nie zurückgekehrt.
    Niemand wußte, wo sie geblieben waren.
    Warum der Feind nie einmarschiert war – auch das war nach wie
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