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Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Firkin 1: Der Appendix des Zauberers

Titel: Firkin 1: Der Appendix des Zauberers
Autoren: Andrew Harman
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klopfte an die Tür und trat leise ein.
    »Hallo, wie geht’s dir denn?«
    »Blääauuu!« antwortete sie ausdrucksvoll.
    »Ich habe dir was mitgebracht. Alles Gute zum Geburtstag.« Er überreichte ihr die zwei winzigen Blümchen. Es war eine klägliche Geburtstagsüberraschung. Fand er.
    »O Firkin – die sind wunderschön. Danke.«
    Er zupfte an seinem Hemd herum und blickte verlegen auf den nackten Bretterboden.
    »Mehr habe ich leider nicht… Ich wollte dir mehr bringen … aber … nun ja … tut mir leid«, schloß er mit einem müden Achselzucken.
    Seine kleine Schwester lächelte schwach.
    »Ist schon in Ordnung«, krächzte sie. »Ich versteh schon.«
    Firkin sah sie traurig an. Er hätte so gern etwas getan, um sie wieder gesund zu machen. Er sehnte sich nach der Dawn, die auf Bäume kletterte; er sehnte sich nach der Dawn, die den Berg hinunterrannte; er sehnte sich sogar nach der Dawn, die den Berg hinunterrannte und kreischend lachte. Er vermißte den Spaß, den sie zusammen erlebt hatten.
    Wenn es ihr doch nur wieder besser ginge!
    Hätte er doch nur irgend etwas dazu tun können, damit es ihr wieder besser ginge! Sie hätte lediglich ein paar vernünftige Mahlzeiten gebraucht, dann wäre sie im Handumdrehen wieder gesund geworden. Und nicht nur sie: Ganz Khucaph hätte ein paar vernünftige Mahlzeiten gebraucht. Sie hatten so wenig und mußten das meiste davon auch noch an den König abgeben. An diesen … König!
    Der Zorn drängte jetzt die Niedergeschlagenheit rücksichtslos aus dem Weg, Firkins Gefühlshaushalt geriet gewaltig in Aufruhr. Es war alles die Schuld des Königs. Er haßte den König. Er sah ihn vor sich: einen fetten, aufgeblähten Freßsack, der sich Trauben in den Mund stopfte, der raffgierig riesige Lebensmittelvorräte hinter hohen Mauern hortete, während das ganze Land Hunger litt! Er haßte den König. Wozu war er eigentlich da? Warum gab es ihn überhaupt? Schmarotzer!
    Der Zorn trat wieder von der Bühne ab und überließ seinen Platz der Enttäuschung und der Ohnmacht, die jetzt ihr Lieblingsduett anstimmten:
    »Aber was kannst du schon dagegen tun?«
    Firkin kam sich unnütz vor.
    Er wußte genau, was ihm fehlte, er träumte oft davon: eine Schar tapferer Männer, die unter der Führung eines glorreichen Ritters das Land von der Tyrannei erlösten. Er träumte von besseren Zeiten. Aber was konnte er unternehmen? Was konnte er tun?
    Er lächelte seine Schwester matt an und ging aus dem Zimmer.
    Was konnte er tun?
     
    Es war hoch oben in den Vorbergen der Krapathen. Der Dieb beobachtete sein Opfer – aufmerksam, gespannt. Er beobachtete es schon einige ganze Weile. Er duckte sich hinter einem Felsen nieder und wartete nur noch auf den richtigen Moment. Er hatte einen langen Weg hinter sich, hatte sich hinter moosbewachsenen Steinen versteckt, hatte sich mühsam durch hüfthohes Gras geschlagen und war dann endlich an dieser Stelle angekommen. Das Schwerste stand ihm noch bevor: der letzte, endgültige, wilde Sprung, der Sprung, in dem sich die aufgestaute Spannung und Aufregung entladen sollten, der Sprung, mit dem er sich den Schatz schnappen wollte. Aber dieser Moment war noch nicht gekommen. Noch hieß es abwarten. Noch war es nicht soweit!
    Allmählich taten ihm von der Hockerei die Beine weh. Lange durfte es nicht mehr dauern. Wenn sein Opfer doch endlich einmal in die andere Richtung sähe!
    Dann konnte er vielleicht losspringen, zupacken und abhauen.
    Aber sein Opfer bewegte sich nicht. Es stand wie angewurzelt da und blickte über das Tal. Reglos beinahe.
    Der Dieb rückte unbehaglich hin und her. Da! Sein Opfer hatte sich umgedreht und sah weg. Darauf hatte er gewartet. Jetzt! Er stand auf, hetzte tief gebückt über die kleine Heidefläche, schnappte sich den Schatz und rannte schon wieder davon – noch bevor sein Opfer überhaupt etwas von der Gefahr bemerkt hatte.
    »Hab ihn, hab ihn!« schrie der Dieb und rannte den Berg hinunter. Blickte über die Schulter zurück, erwartete, daß ihn sein Opfer verfolgte, ihm nachhetzte … Nichts. Er lief ein wenig langsamer … wunderte sich …
    »Warum verfolgt er mich nicht?«
    Der Dieb blieb stehen und sah den Berg hinauf. Da stimmte etwas nicht. Sonst verfolgte er ihn doch immer. Er wartete noch einen Augenblick lang und ging dann langsam wieder zurück. Spähte vorsichtig hinter einem Felsblock vor … Sein Opfer stand immer noch an derselben Stelle und starrte unverändert reglos über das Tal.
    Er muß mich doch
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