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Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Titel: Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
Autoren: Sophie Jordan
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fällt mein Blick auf eine Höhle. Eigentlich ist es nur ein kleiner Spalt in der Felswand, aber er ist tief genug, dass ich hineinkriechen und mich darin verstecken kann – es sei denn, die Jäger tauchen mir hinterher.
    Ich schwimme auf den Höhlenvorsprung zu und zwänge mich hinein. Dann drücke ich mich so eng wie möglich an die raue Felswand und rolle mich zu einer kleinen Kugel zusammen.
    Nass und bibbernd halte ich den Atem an und warte. Es dauert nicht lang, da höre ich schroffe Stimmen weit über mir.
    »Es ist da runtergesprungen!« Das Geräusch von knallenden Türen lässt mich zusammenfahren. Sie müssen aus ihren Wagen gestiegen sein. In meiner schattigen Höhle fange ich an, furchtbar zu schlottern, und kann nichts dagegen tun. Nur meine Finger krallen sich blutleer um meine kalten Knie.
    »… ins Wasser gesprungen!«
    »Vielleicht ist es weggeflogen«, höre ich sie über das Knattern der Motocrossräder hinweg.
    »Keine Chance! Es kann nicht mehr fliegen, so wie ich dem Ding den Flügel durchlöchert hab.« Die arrogante Selbstzufriedenheit in dieser Stimme lässt mich schaudern und heftig rubble ich mir über die Arme, um die Kälte zu vertreiben. Und die Angst.
    »Also ich kann da unten nichts sehen.«
    »Jemand muss da runter und hinterher.«
    »Teufel noch mal! Da runter? Es ist scheißkalt – geh du doch!«
    »Und warum gehst du nicht? Was bist du doch für ein Angsthase …«
    »Ich gehe!« Beim Klang dieser Stimme erstarre ich, sie ist tief und ruhig – und sanft wie Samt im Gegensatz zum harschen, schneidenden Ton der anderen.
    »Sicher, dass du das hinkriegst, Will?«
    Ich schlinge die Arme noch fester um mich, während ich seine Antwort abwarte und wünschte, ich wäre ein Visiocrypter, damit ich mit meiner Umgebung verschmelzen und so gut wie unsichtbar werden könnte.
    Wie ein verschwommener Blitz gleitet ein Körper in das Wasser und lässt beim Eintauchen kaum einen Tropfen hochspritzen. Ich starre auf die glitzernde Wasseroberfläche und wage kaum zu atmen, während ich darauf warte, dass er hochkommt. Jeden Augenblick wird sein Kopf auftauchen und dann wird er sich umsehen. Wird die Höhle finden. Und mich.
    Ich lecke mir über die Lippen und fühle, wie mein Blut zu brodeln anfängt und sich Rauch in meinen Lungen bildet. Würde ich es tun, wenn mir keine Wahl bliebe? Könnte ich meine Gabe einsetzen, um mich zu retten?
    Da durchbricht er die Oberfläche und wirft den Kopf zurück, sodass tausend Wasserperlen durch die Luft spritzen. Sein Haar glitzert wie ein dunkler Helm, der auf seinem Kopf sitzt. Er ist jung, wenig älter als ich.
    »Alles klar da unten, Will?«, schreit jemand von oben herunter.
    »Bestens«, ruft er zurück.
    So nah ist seine Stimme auf einmal, dass mein Herz einen kleinen Satz macht. Ich ignoriere den stechenden Schmerz in meinem Flügel und drücke mich so dicht wie möglich an die raue Wand hinter mir. Dabei lasse ich ihn keine Sekunde aus den Augen und hoffe, dass er mich so weit hinten nicht sehen kann.
    Doch dann merke ich, wie er sich anspannt und sein Blick geradewegs in meine Richtung lenkt. »Da drüben ist eine Höhle!«
    »Ist es da drin?«
    Es bin ich.
    Drohend spanne ich die Muskeln an, meine Haut zieht sich zusammen und ich zittere wie die angeschlagene Saite einer Violine. In mir laufen die Gefühle Amok und vor Aufregung fangen meine Flügel an zu vibrieren, sodass mir erneut ein heißer Schmerz durch die verletzte Haut jagt und mir bis tief in den Rücken sticht. Ich zucke zusammen, zwinge mich dann aber dazu, mich zu entspannen.
    Er schwimmt näher.
    Aus meiner Nase dringen kleine Rauchwolken, ohne dass ich es will. Es passiert einfach. Für gewöhnlich habe ich es unter Kontrolle, aber wenn ich Angst bekomme, dann klappt das nicht mehr. Dann übernehmen meine Drakiinstinkte die Führung.
    Zug für Zug kommt er näher und mein Herz trommelt wie wild in meiner Brust. Mitten im Schwimmen erstarrt er plötzlich. Dann taucht er bis zu den Lippen ins Wasser ein und sieht mich gebannt an.
    Unsere Blicke kreuzen sich.
    Gleich ist es so weit. Gleich wird er die anderen rufen und dann werden sie sich wie hungrige Raubtiere auf mich stürzen. Wieder muss ich an Dad denken und versuche, ein Schaudern zu unterdrücken. Er hat bestimmt nicht gezittert, sondern war tapfer bis zum bitteren Ende. Außerdem habe ich, anders als Dad, etwas, um mich verteidigen zu können: Feuer .
    Plötzlich setzt er sich wieder in Bewegung und gleitet langsam näher.
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