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Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)

Titel: Firelight 1 - Brennender Kuss (German Edition)
Autoren: Sophie Jordan
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Azure einen Wink, mir ins dichte Geäst einer riesigen Kiefer zu folgen. Wir schlingen die Flügel eng um unsere Körper und drängen uns in die kratzenden Nadeln und Zweige, wo wir mit angehaltenem Atem abwarten.
    Dann erwacht der Boden unter uns zum Leben und plötzlich wimmelt es von Fahrzeugen: Trucks, Geländewagen, Motorräder.
    »Nein«, krächze ich, während ich die Maschinen und die Männer mustere, die bis an die Zähne bewaffnet sind. Im Unterbau eines Lastwagens kauern zwei Männer mit Netzkanonen im Anschlag. Ausgebildete Jäger! Sie wissen, was sie tun, wissen genau, was sie jagen.
    Az zittert so sehr, dass der dicke Ast, auf dem wir hocken, zu wackeln anfängt und die Nadeln rascheln. Schnell drücke ich ihre Hand. Die Motocrossräder fahren voraus und weisen den anderen mit wahnwitziger Geschwindigkeit den Weg. Einer der Geländewagenfahrer gestikuliert wild aus dem Fenster heraus. »Vergesst nicht, die Bäume abzusuchen!«, schreit er mit tiefer, furchterregender Stimme.
    Az droht aufzuspringen und ich packe ihre Hand noch fester. Eins der Motorräder fährt direkt unter uns vorbei. Der Fahrer trägt ein schwarzes T-Shirt über seinem muskulösen Körper. Ein Schaudern fährt mir über den Rücken und meine Haut zieht sich so fest zusammen, dass es beinahe wehtut.
    »Ich halt’s hier nicht länger aus!«, wimmert Az an meiner Seite. »Ich muss weg!«
    »Az«, knurre ich und meine tiefe Stimme klingt flehend und verzweifelt. »Das ist doch genau das, was die wollen. Sie wollen uns aufscheuchen. Behalt einfach die Nerven, okay?«
    Ihre Antwort presst sie durch gefletschte Zähne. »Ich. Kann. Nicht.«
    Mir dreht sich der Magen um, als mir klar wird, dass sie es nicht durchstehen wird.
    Ich werfe noch einmal einen Blick auf die Jäger unter uns und die Hubschrauber am Himmel. Dann fälle ich eine Entscheidung.
    »Na schön.« Ich schlucke. »Folgender Plan: Wir trennen uns jetzt …«
    »Nein!«
    »Ich verlasse die Deckung zuerst. Sobald sie hinter mir herjagen, fliehst du, so schnell du kannst, zum Wasser. Tauch ab und bleib unter der Oberfläche! Und zwar so lange wie nötig. Bis sie weg sind!«
    Ihre Augen schimmern nass und die lotrechten Schlitze ihrer Pupillen pochen.
    »Kapiert?«
    Zögernd nickt sie, dann atmet sie tief ein, wobei die Höcker auf ihrer Nase kurz beben. »W…was hast du vor?«
    Ich setze eine tapfere Miene auf und verziehe meine Lippen zu einem grimmigen Lächeln. »Fliegen, natürlich.«

2
    A ls ich zwölf war, flog ich mit Cassian um die Wette und gewann.
    Es geschah während eines Gruppenausflugs – nachts natürlich. Zu einer anderen Zeit dürfen wir ja nicht fliegen. Cassian hatte fürchterlich angegeben und ich wollte ihm eine Lektion erteilen. Früher waren wir mal Freunde gewesen, bevor der Erste von uns beiden sich verwandelte. Ich fand es unerträglich, wie er sich verändert hatte – er führte sich auf, als wäre er Gottes Geschenk an die Drakis.
    Ehe ich mich versah, rasten wir über den Nachthimmel und Dad feuerte mich lautstark an. Cassian war damals vierzehn, ein Onyxdraki – ein schwarzer Muskelprotz mit ausgeprägten Sehnen. Auch mein Vater war ein Onyx gewesen. Sie sind nicht nur die Stärksten und Größten unter den Drakis, sondern normalerweise auch die Schnellsten.
    Aber nicht in dieser Nacht. In dieser Nacht besiegte ich Cassian, den Prinzen des Rudels und unseren zukünftigen Leitdrachen – der von Geburt an darauf gedrillt worden war, der Beste zu sein.
    Ich hätte nicht gewinnen dürfen, aber ich hab’s getan. Im Schatten des Mondes bewies ich, dass ich weit mehr als nur der wertvolle Feuerspeier des Rudels bin. Mehr, als nur das kleine Mädchen, das Cassian auf seinem Kettcar fahren ließ. Danach veränderte sich Cassian. Auf einmal ging es ihm nicht mehr darum, der Beste zu sein, sondern das Beste zu gewinnen – und ich war der Preis.
    Jahrelang habe ich bereut, bei diesem Wettkampf gesiegt zu haben, habe die Aufmerksamkeit verabscheut, die es mir eingebracht hat. Wie sehr habe ich mir gewünscht, nicht so schnell fliegen zu können. Doch jetzt, als meine nackten Füße über die schroffe Rinde wetzen und ich mich bereit mache, abzuheben, bin ich froh darüber – dankbar, schnell wie der Wind fliegen zu können.
    Az, die hinter mir kauert, klappern die Zähne. Ein unterdrücktes Wimmern wird laut und ich weiß, was ich zu tun habe.
    Und deshalb springe ich einfach. Lasse mich vom Baum fallen, breite die Flügel aus, die sich über meinem
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