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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition)
Autoren: Tatjana Meissner
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Fotos getauscht. Sabine war so aufgeregt. Sie stand da auf dem großen Platz, als ihr Telefon klingelte. Er war dran und sagte: ›Dreh dich um!‹ Und dann sah sie ihn und verliebte sich sofort. Ist das nicht toll?«, sprudelte es aus mir heraus.
    »Großartig! Unglaublich! Ein Silberstreif am Horizont.«
    Von dieser Erfolgsgeschichte euphorisiert, wollten wir das kühne Projekt der Männer-Suche im Internet angehen, gemeinsam, weil uns das gleich viel mutiger machte. Frauen gehen nicht nur gern gemeinsam auf die Toilette, sie leiden auch zusammen, tauschen Erfahrungen, geben Tipps, diskutieren, trösten, motivieren einander. So wie meine Schwester und ich. Unsere Feindschaft aus Kindertagen lag lange zurück, jetzt waren wir Verbündete.
    An diesem Nachmittag in meiner Küche ahnten wir nicht, was uns bevorstand, wie aufregend und abenteuerlich sich die nächsten Wochen und Monate entwickeln würden. Nie zuvor habe ich so viele interessante, nun ja, auch eigenartige Männer kennengelernt. Da waren der bindungsunwillige Rockmusiker, der literarisch ambitionierte und zugleich brüllkomische Beamte oder der verlogene Spion. Nie zuvor habe ich so viele eindrucksvolle und manchmal höchst befremdliche Lebensgeschichten gehört. Ich erinnere mich an die Geschichte eines Computerfreaks, dessen Vater zu Ostzeiten im sozialistischen Kuba verschwand; an einen Sachsen, der nach der Trennung von seiner Frau weiterhin in Harmonie bei seinen Schwiegereltern lebte; an den Radiomoderator, der sich in Nachtclubs auslebte. Bei meinen ersten zaghaften Schritten im World Wide Web war mir nicht klar, worauf ich mich da einließ.
    * *
    Konzentriere dich, Tatjana! Du fährst Auto!
    Dass mir das alles gerade auf der Fahrt zum Date mit Carsten einfällt, ist schon etwas sonderbar. Haben mich all diese Erlebnisse nicht zum routinierten Dating-Profi gemacht? Keine Ahnung. Besonders sicher fühle ich mich gerade nicht.
    Mein Telefon klingelt. Ich schaue aufs Display. Carsten . Oh, bitte nicht absagen! Mein Herz rast plötzlich. In meiner Panik verstöpsele ich nicht erst die Freisprechanlage, sondern gehe gleich ran.
    »Ja? Carsten ?« Ich versuche, mit fester Stimme zu sprechen.
    »Hallo, Tatjana! Sag mal bitte, was du anhast!«
    ???
    Wieso fragt er mich das?
    »Ich würde sagen, ich trage heute den klassischen Montagabend-Style«, drücke ich mich vorsichtig aus und habe sofort das Gefühl, falsch gekleidet zu sein. »Ich hoffe, ich gefalle dir trotzdem!« Unsicher lache ich ins Handy.
    »Möchtest du mich elegant oder sportlich?«
    Wie ich ihn möchte? Ich bin baff. Und erleichtert. Carsten will mir gefallen! Na, wenn das kein Lichtblick ist!
    »Ich trage Jeans und Jackett. Bis gleich!« Nun fühle ich mich schon wesentlich sicherer. Ich muss bei der Vorstellung, dass ich bestimmen darf, was er anzieht, grinsen. Komisch, wir kennen uns noch nicht, und ich lege ihm schon seine Sachen zurecht. Oder will er nur charmant erscheinen?

Online
    An einem Sonntagnachmittag setzte ich mich voller Eifer und Zuversicht an meinen Computer. Sonntagnachmittage sind für Singles todlangweilig. Von meinem Schreibtisch aus konnte ich direkt auf den Garten hinter unserem Haus hinuntersehen. Dort kreischte die siebenjährige Tochter meiner Nachbarin, weil ihr gleichaltriger Spielkamerad vom Haus gegenüber mit einer toten Maus nach ihr warf. Süß, wie sie miteinander spielen, dachte ich. Ein paar Jahre noch, dann müssen sie sich allerdings ein wenig mehr einfallen lassen, um sich gegenseitig zu imponieren. Als das Kreischen verstummte – weil die beiden nun wieder kichernd die Köpfe zusammensteckten –, drang ein liebliches Vogelgezwitscher durchs geöffnete Fenster an mein Ohr.
Ein gewöhnlicher Sonntagnachmittag. Aber ich fühlte mich doch ein wenig kribbelig, als ich mich ins Internet einwählte und die von Sabine empfohlene Seite aufrief. Ich reihte mich also ein in die unüberschaubar große Liste der auf Zweisamkeit
Hoffenden und war ab diesem Moment »ganz offiziell« auf der Suche oder besser gesagt, wollte mich ab heute finden lassen.
    Diese Seite, so hatte mir meine Freundin gesagt, sei für Frauen kostenlos. Das war mir wichtig, ich wusste ja noch gar nicht, ob mir dieser Weg der Partnerakquise gefallen würde. Überhaupt, was wäre, wenn mich jemand erkannte? Was, wenn mich jemand anschrieb und sich gleich treffen wollte? Oder was, wenn sich niemand für mich interessierte?
    Aber vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt, in
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