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finde-mich-sofort.de (German Edition)

finde-mich-sofort.de (German Edition)

Titel: finde-mich-sofort.de (German Edition)
Autoren: Tatjana Meissner
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dem
Marktplatz. Buchhalter s Lippen hatten irgendwann meine gefunden, und wir fanden so viel Gefallen an der wilden Knutscherei, dass wir einfach nicht mehr aufhören konnten. Er sagte irgendwann: »Mhm, mit dir kann man bestimmt auch beim Sex viel Quatsch machen. Ist selten, dass ich so einen lustigen Abend verbracht habe. Wollen wir uns wiedersehen?«
    »Mit welchem Ziel?«, hauchte ich, immer noch meine Lippen auf seinen, »Sex oder Beziehung?«
    »Na, zum Sex! Beziehung geht nicht. Du weißt, ich möchte Kinder … du nicht …« Da war es wieder. Das alte Buchhalter -Problem! Wir verabredeten uns trotzdem für den Montag in zwei Wochen.
    Ich freute mich darauf.
    Drei Tage vorher rief er an und sagte ab. Aus beruflichen Gründen. Diese langweilige Arbeit konnte ihn davon abhalten, mich zu treffen?
    »Oooch, nö!«, ich wollte es nicht glauben. »Du versetzt mich?«
    »Wie, versetzen?«, fragte er. »Das ginge doch nur im Pfandhaus, und da nehmen sie dich nicht. Die hätten dort zu große Angst, dass ich dich nicht wieder abholen würde!«
    »Das macht mich traurig!«, jammerte ich.
    »Warte, ich tröste dich!«, sagte Buchhalter und trötete ganz lang und laut mit einer Trompete in den Hörer, so dass mir die Ohren klingelten.
    Tuuuuut, möööööp, tuuuuut, trööööööt!
    »Ja, und jetzt?«, fragte ich trübselig.
    »Das war eine Trompete. Und jetzt fühlst du dich auf jeden Fall besser als mein Nachbar! Und Wuschelköpfchen, wir treffen uns ganz bestimmt nächsten Sonntag!«
    Es dauerte noch fünf Wochen. Dann war es endlich soweit. Wir würden uns wiedersehen! Frühling, Sonne, Endorphine! Er sagte mir am Telefon: »Es sind noch neun Tage bis zu meinem Vierzigsten, und die will ich stilvoll verbringen! Wir treffen uns am Nord-Ost-Eingang zum Park am Heiligen See. Auf dem Parkplatz.«
    »Aha. Gibt es auch eine bestimmte stilvolle Kleiderordnung zu diesem Anlass?«, wollte ich wissen.
    »Auf jeden Fall Schuhe, mit denen du lange laufen kannst. Auf keinen Fall Leggins oder goldbestickte T-Shirts!«
    Ich war hin und her gerissen. Im Park? Abends? *grusel* War das eine weitere Kostprobe seines Humors? Vorsichtshalber hinterließ ich bei meiner Schwester alle Informationen, die ich über ihn hatte. Wenn ich mich morgen nicht mehr meldete, würde sie wenigstens wissen, wer mich auf dem Gewissen hatte. Ich zog mein neues schwarzes Kleid an. Rückenfrei. Die Schuhe flach, aber spitz. In ihnen eilte ich zum vereinbarten Treffpunkt.
    Da stand er. Auf dem Parkplatz neben einem roten Twingo. Er hatte sich auch schick gemacht, sportlich leger. Die Abendsonne schien, und wir spazierten rund um den See. Ganz
romantisch. Der Kuckuck rief, Jasmin und Linden verströmten einen wunderbaren Duft und Buchhalter unterhielt mich ausgezeichnet. Er referierte über Düfte. »Ich bevorzuge Linden-, Jasmin- und Zitrusblütenduft, die erotisieren mich.«
    Ach ja? Davon bemerkte ich aber gerade gar nichts. Er hatte mir zur Begrüßung lediglich die Hand gegeben und mich seither nicht mehr berührt. Warum nahm er mich nicht in den Arm? Ich war verunsichert. Vor nunmehr fast sechs Wochen hatte er im Internet lautstark nach einer Frau geschrien. Aber zwischen uns passierte nichts dergleichen. Vielleicht gefiel ich ihm nicht? Vielleicht hatte er das aber auch ganz anders gemeint und bevorzugte mehr den »intellektuellen Fick«? Denn Buchhalter war schlau. Jedenfalls wenn man sich eine mit Fremdwörtern gewürzte Rede zum Maß nahm!
    Glaubt man den Statistikern, ist Intelligenz sexuell eher frustrierend, denn ein hoher IQ soll ausgelebte Sexualität verhindern. Ergo: je schlauer ein Mensch, desto weniger Sex! Trübe Aussichten!
    Mir war längst aufgefallen, dass er nichts aus seinem Privatleben erzählte. Fragte ich ihn nach seiner Wohnung, gelebten Beziehungen oder seinen Eltern, antwortete er nicht. Das wäre zu intim. Vielleicht lag es an dieser Unverbindlichkeit, dass ich mich nicht in ihn verliebte. Wenn mir die berühmten Schmetterlinge im Bauch herumschwirrten und -flatterten, schickte ich nach dem ersten Date eine SMS , wartete auf Anrufe, hatte das Handy immer in meiner Nähe. Bei Buchhalter wartete ich irgendwie auf gar nichts. Trotzdem freute ich mich jedes Mal, wenn er sich meldete.
    Wir spazierten weiter durch den sommerlichen Park, und ich lachte und staunte über seine Geschichten. Seine freien Tage und Urlaube nämlich verbringe er meist auf Yoga-Festivals und in Klöstern. In manchen Klöstern dürfe man nicht sprechen,
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