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Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)

Titel: Filou: Ein Kater sucht das Glück - Roman (German Edition)
Autoren: Sophie Winter
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kopflos, nach vorne zu stürmen. »Er meint mich! Lasst mich durch!«
    Magnifico knallte ihm eine. Mimi biss ihn ins Ohr. Diabolo trat ihm auf den Schwanz. Minou zog ihm die Krallen durchs Gesicht. Mignon fauchte ihn an. Trotzdem kämpfte er sich vor, ließ sich von Monsieur den Kopf tätscheln, stellte sich wie ein ganz besonders lieber kleiner Kater auf die Hinterpfoten und tatzte nach der Sardine, bis Monsieur sie ihm endlich überließ. Doch als er mit stolz erhobenem Haupt davontraben wollte, rempelte Garibaldi ihn an. Maurice boxte ihm in die Seite. Diabolo stellte ihm ein Bein. Und dann fiel die ganze Meute über ihn her. Von der Sardine blieb nur ihr Duft zurück.
    Geschlagen und mit knurrendem Magen hinkte Filou davon. Im Abfall hinter dem Käsestand erwischte er gerade noch ein paar harte Rinden. Müde trottete er nach Hause, um sich die wohlverdienten Prügel von Lucrezia abzuholen. Er hatte es wieder nicht geschafft zu tun, was man von ihm erwarten durfte.
    »Wie siehst du denn aus?« Lucrezia lag auf ihrer Kohlenkiste, hatte das rechte Auge einen Spalt weit geöffnet und musterte ihn. »Wo hast du dich wieder herumgetrieben? Mitgebracht hast du mir auch nichts«, brummte sie. »Dabei bin ich wie eine Mutter zu dir.« Sie gähnte und öffnete das andere Auge. »Gibt es denn keine Dankbarkeit mehr heutzutage?«
    Filou wartete mit gesenktem Kopf auf eine weitere ihrer Tiraden, aber sie hatte ihm bereits den Rücken zugedreht, streckte sich, zupfte den Sack, auf dem sie lag, zurecht, rollte sich zusammen und war wieder eingeschlafen. Erleichtert schleppte er sich zu seinem Platz auf dem Weinfass und sprang mit letzter Kraft hinauf. Fast wäre er auf der anderen Seite gleich wieder heruntergerutscht. Er ließ sich auf die rechte Flanke fallen, die am wenigsten schmerzte, und begann, behutsam sein verschmutztes und verklebtes Fell zu bearbeiten.
    Was glaubst denn du, wie ich wieder aussehe?, hätte er am liebsten zurückgeknurrt. Wie immer! Wie immer nach einem Markttag, auf dem ich etwa fünfhundertunddreiundsechzigmal geohrfeigt, dreihundertundneunundvierzigmal gebissen, zweihundertundzwölfmal gekratzt und mindestens tausendfach verjagt wurde – so, wie sich das anfühlt, dachte er und fuhr mit der Zunge vorsichtig über die Stelle, an der Minou ihn erwischt hatte.
    Warum sorgte Luc nicht auch mal selbst für sich? Fürs Anschnauzen hatte sie sich noch nie zu alt oder zu schwach gefühlt. Und auch für ein paar Ohrfeigen war sie biegsam genug, obwohl sie es doch in den Gelenken hatte. Und im Rücken. Und an der Hüfte.
    Er stöhnte leise, als er sich mit der Pfote über Kopf und Ohren fuhr. Ihn schmerzte es heute überall.
    Wenigstens hatte Lucrezia ihm nicht auch noch eine verpasst – ein unverhofftes Glück im Unglück. Man musste auch für kleine Lichtblicke dankbar sein. Filou seufzte, rollte sich zusammen, legte die linke Pfote über beide Augen und lauschte seinem knurrenden Magen. Morgen war auch noch ein Tag.

DREI
    A ls er aufwachte, war Lucrezia verschwunden. Er war so erleichtert darüber, dass er sofort ein schlechtes Gewissen bekam. Schließlich hatte sie ihm das Leben gerettet, damals, als er verloren neben seiner Mutter hockte und nicht verstand, warum sie im Straßengraben lag, warum ihr Fell nass und schmutzig war, warum sie nicht blinzelte, als er ihr das Gesicht leckte, warum sie sich nicht rührte, als er sie anstupste, warum ihm kalt war, obwohl er sich an sie kuschelte, warum sie nicht schnurrte, als er ihre Zitzen mit weichen Pfoten knetete.
    Filou dachte voller Sehnsucht an Zsazsa. An ihre starke Zunge, an ihre zärtlichen Bisse, an ihr warmes glänzendes Fell, an ihr beruhigendes Schnurren und Brummen. Er war ihr Einziger gewesen. Sie hatte ihn geliebt, geleckt, verwöhnt, hatte ihn gesäugt und mit ihm gespielt. Vorbei. Das Paradies war gestern. Und es gab keine Rückkehr.
    Endlich rappelte er sich auf, hechtete zum Fenstersims hoch, überprüfte, ob die Luft rein war, und sprang hinunter auf die Rue Basse. Mit schwerem Kopf trabte er um die Ecke in die Ruelle des Camisards. Das Geräusch hinter ihm erwischte ihn völlig unvorbereitet. Unter einem Stakkato von Explosionen näherte sich ein schwarzes Ungetüm. Mit einem Satz ausgerechnet auf die oberste Stufe der Treppe, die zum Haus von Yapper und den Zwillingen führte, rettete er sich vor dem knatternden Motorroller, der in einem Wahnsinnstempo die Ruelle hochschrubbte. Auf dem Sitz der Höllenmaschine saß, wie ein grimmiger
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