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Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman

Titel: Film Riss: der etwas andere Frankfurter Roman
Autoren: Kolja Alexander Bonke
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bei mir eingebrannt. Aber jetzt ist das irgendwie anders. Seine Augen sind groß und kalt, aber sie haben etwas an sich, das ich schon länger kenne und fast schon sympathisch finde. Ich werde weicher und muss mich selbst daran erinnern, dass vor mir der Mann steht, der vermutlich den Befehl zu Sinas Vergewaltigung gab und es sich mit Sicherheit nicht nehmen ließ, auch selbst Hand anzulegen.
     
    „Ihr habt Sina vergewaltigt.“
     
    „Glaub mir, ihr hat’s gefallen. Ich kann’s dir auf Video zeigen.“
     
    Ich springe vor, hole im Flug aus und lande mit meinem rechten Quarzsand-Handschuh einen wütenden Volltreffer im Gesicht, in den ich alles lege, was ich habe. Leider schüttelt sich Halil nur kurz und kommt mir dann mit dem gleichen Spruch, den ich vorhin bei seinem Machetenmann benutzt habe.
     
    „Ist das alles, was du drauf hast?“
     
    Danach feuert er eine schnelle Kombination von Schlägen zum Körper ab, ohne dass ich einen einzigen davon blocken kann. Leber, Milz und der Stich in die Hüfte werden so verheerend getroffen, dass ich für eine Weile aufhöre zu atmen. Ich bin kleiner und leichter als er und gehe in diesem Schlaghagel unter. Zum krönenden Abschluss ein Uppercut wie aus dem Lehrbuch und ich schlage hart mit dem Hinterkopf am Boden auf.
     
    Das war’s dann wohl — am Endgegner gescheitert. Wahrscheinlich sollte ich froh sein, überhaupt ins letzte Level gekommen zu sein. Hatte ich allen Ernstes erwartet, eine Gang in ihrem Hauptquartier alleine aus dem Weg zu räumen?
     
    Halil verschwindet aus meinem Blickfeld, dann taucht er über mir auf. Er hat sich die Machete geholt und steht breitbeinig über mir.
     
    In Erwartung einer letzten Ansprache, bevor er den Sack zu macht, denke ich an Sina. Ich erwische mich dabei, wie ich innerlich für sie bete. Ja, auf dem Schlachtfeld gibt es wirklich keine Atheisten.
     
    In Halils Augen sehe ich die Mordlust blitzen.
     
    Er holt langsam zum entscheidenden, tödlichen Schlag aus.
     
    „Hier endet dein Weg, Hund. Hat mich sehr gefreut. Und jetzt: Fahr zur Hölle!“
     
    Er scheint mir den Schädel spalten zu wollen.
     
    Ich klammere mich an den letzten Strohhalm — mein Brecheisen. Ich ziehe es aus dem Gürtel und reiße es hoch, als Halil zuschlägt. Die Machete prallt daran ab und schlägt mir heiße Funken ins Gesicht. Im selben Moment schnelle ich nach oben und ramme ihm die Spitze des Eisens direkt zwischen die Beine. Die Jogginghose schützt seine Weichteile nicht im Geringsten, ich spüre keinerlei Widerstand und flutsche einfach durch. Das Werkzeug bohrt sich durch Skrotum und Gedärm bis in seine Körpermitte. Er stockt in seiner Bewegung, lässt die Arme hängen und die Machete fallen und schaut wie ein überraschter kleiner Junge von oben auf die Klaue, die wie ein erigierter Penis zwischen seinen Beinen hervorlugt. Der Rest des Brecheisens ist in seinem Körper verschwunden, Blut tröpfelt an der Klaue auf mich herunter wie der schwache rote Urinstrahl eines Prostatakranken.
     
    Röchelnd kippt Halil auf mich, sein Eisenpimmel verfehlt mein Gesicht nur knapp.
     
    Ich krieche unter ihm heraus und drehe seinen Körper auf den Rücken. Seine Augen sind offen, er streckt alle Viere von sich. Es ist vorbei, ich wische mir mit dem Oberarm Schweiß und Blut aus dem Gesicht.
     
    Aus meiner Tasche hole ich den Zettel, den ich geschrieben habe und lasse ihn auf den Boden segeln. Lautlos und majestätisch pendelt er in der blutgeschwängerten Kneipenluft hin und her und landet mitten auf der Brust von Halil.
     
    „Sehr geehrte Exekutive,
     
    es gibt keine Mitwisser, keine Mittäter, keine Unterstützer — das hier ist der Racheakt eines Einzeltäters.
     
    Die Opfer sind Täter einer gemeinschaftlichen Vergewaltigung, die bereits aktenkundig ist. Ein Video der Tat finden Sie auf ihren Telefonen.
     
    Schützen Sie das Vergewaltigungsopfer vor möglichen Racheakten! Es ist unschuldig und hat mit dieser Aktion nichts zu tun.“
     

11. Flucht
     
    Bullensirenen.
     
    Verdammt, das ging schnell. Sonst lassen die sich doch auch mehr Zeit. Vielleicht von den Nutten alarmiert worden. Jetzt aber raus hier, die kriegen mich nicht.
     
    Ich schmeiße die Tür auf und springe aus der Spelunke. Das Bahnhofsviertel strömt auf mich ein. Inmitten des ganzen Rotlichts sehe ich von rechts Blaulicht näher kommen. Die Sirene klingt für mich aggressiver als sonst — weil ich damit rechnen muss, dass sie dieses Mal hinter mir her sind. Mit
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