Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fight Club: Roman (German Edition)

Fight Club: Roman (German Edition)

Titel: Fight Club: Roman (German Edition)
Autoren: Chuck Palahniuk
Vom Netzwerk:
Zeit hatte ich im Fernsehen eine Sendung von Bill Moyer gesehen; da wurde gesagt, Straßengangs bestünden eigentlich nur aus jungen Männern, die ohne Vater aufwüchsen und sich gegenseitig zu helfen versuchten, erwachsen zu werden. Sie stellten Regeln auf, sie stellten einander Herausforderungen. Sie verlangten Disziplin. Belohnten Einsatz. Genau wie es auch ein Trainer oder ein Ausbildungsoffizier tun würde.
    Um die gleiche Zeit waren die Buchhandlungen voll von Büchern wie
The Joy Luck Club
und
The Divine Secrets of the Ya-Ya Sisterhood
und
How to Make an American Quilt.
Das alles waren Romane, die Gesellschaftsmodelle für das Zusammenleben von Frauen vorstellten. Zusammensitzen und sich Geschichten erzählen, die eigenen Lebensgeschichten. Was fehlte, war ein Roman, der ein neues Gesellschaftsmodell für ein gemeinsames Leben von Männern vorstellte.
    Ein solches Modell müsste Männern die Rollen und Regeln eines Spiels vorgeben – oder ihnen eine Aufgabe stellen –, aber nicht zu rücksichtsvoll. Es müsste eine neue Form von Geselligkeit aufzeigen. Das hätte ebenso gut ein »ScheunenbauClub« oder ein »Golf-Club« sein können und hätte sich so, als etwas nicht so Bedrohliches, wahrscheinlich sehr viel besser verkauft.
    Aber an jenem langweiligen Nachmittag schrieb ich eben
Fight Club,
eine Kurzgeschichte von sieben Seiten. Es war die erste richtige Geschichte, die ich jemals verkauft habe. Fünfzig Dollar hat mir der Abdruck in der Anthologie
The Pursuit of Happiness
(Blue Heron Press) eingebracht. Die komplette erste Auflage, herausgegeben von Dennis und Linni Stovall, wurde mit dem falschen Titel auf dem Rücken gedruckt, und die Kosten des Neudrucks stürzten den kleinen Verlag in den Bankrott. Heute sind sämtliche Exemplare dieser Anthologie verkauft. Die falsch und die richtig gedruckten. Hauptsächlich an Leute, die auf der Jagd nach jener ursprünglichen Kurzgeschichte sind, die später zum sechsten Kapitel des Romans
Fight Club
geworden ist.
    Es waren nur sieben Seiten, weil mein Schreiblehrer, Tom Spanbauer, einmal im Scherz bemerkt hatte, sieben Seiten seien die optimale Länge für eine Kurzgeschichte.
    Um aus der Kurzgeschichte ein Buch zu machen, baute ich alles ein, was meine Freunde zu erzählen hatten. Auf jeder Party sammelte ich Material. Zum Beispiel die Geschichte von Mike, der Pornoszenen in Familienfilme schneidet. Oder die Geschichte von Geoff, der als Kellner bei einem Festessen in die Suppe pinkelt. Als ein Freund von mir einmal die Sorge äußerte, solche Geschichten könnten die Leser zum Nachahmen animieren, sagte ich, wir seien doch bloß ahnungslose Nullen in der Provinz von Oregon; wir hätten nicht die geringste Vorstellung davon, was für Millionen andere längst selbstverständlich sei.
    Jahre später zog mich in London vor einer Signierstunde ein junger Mann beiseite. Er war Kellner in einem Viersternerestaurant – es gab nur vier davon in der Stadt –, und er fand meine Beschreibung jenes Kellners ganz großartig. Lange bevor er und seine Kollegen das Buch gelesen hätten, sagte er, hätten sie mit dem Essen, das sie irgendwelchen Prominenten servierten, ganz ähnliche Dinge getan.
    Als ich ihn bat, mir einen dieser Prominenten zu nennen, schüttelte er den Kopf. Nein, das sei ihm zu riskant.
    Als ich mich weigerte, sein Buch zu signieren, winkte er mich näher heran und flüsterte:
    »Margaret Thatcher hat mein Sperma gegessen.« Er hob eine Hand, alle Finger gespreizt, und sagte: »Mindestens fünfmal…«
    In dem Workshop, wo ich zu schreiben anfing, musste man seine Sachen öffentlich vorlesen. Meistens in Bars oder Cafés, wo man sich gegen den Lärm der Espressomaschine behaupten musste. Oder gegen eine Football-Übertragung im Fernsehen. Gegen Musik und Betrunkene, die sich unterhielten. Bei so viel Krach und Ablenkung hörte man nur den schockierendsten, drastischsten, finstersten und komischsten Geschichten zu. Mit einem »Scheunenbau-Club« hätte man unser Testpublikum nicht zum Zuhören gebracht.
    Was ich da geschrieben habe, war im Grunde nichts anderes als
Der große Gatsby
, nur ein wenig aktualisiert. »Apostolische« Prosa – wo ein überlebender Apostel die Geschichte seines Helden erzählt. Es geht um zwei Männer und eine Frau. Einer der Männer, der Held, wird erschossen.
    Eine klassische alte Liebesgeschichte, nur ein wenig aktualisiert, um gegen Espressomaschine und Sportkanal eine Chance zu haben.
    Für die erste Fassung habe ich drei
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher