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Fiese Finsterlinge

Fiese Finsterlinge

Titel: Fiese Finsterlinge
Autoren: Royce; Stefanidis Buckingham
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erbrach. Voller Entsetzen sah er, dass sein Erbrochenes hellrosa war, als hätte er eine ganze Flasche Pepto Bismol ausgespuckt.

    Lilli kam aus dem Farbstrudel zum Vorschein und baute sich über den Schlägern auf. Sie sah aus wie die getuschte
Karikatur eines menschlichen Wesens, ihr Gesicht vage und verschwommen, ihre Kleidung wehende Flicken aus bunten Farben.
    Ihr verwaschener Mund klappte sperrangelweit auf. »Verschwindet aus diesem Viertel«, befahl sie. »Und kommt nie mehr zurück.«
    »Sonst was?«, fragte der Dünne, dessen dicker Kollege noch immer benommen neben ihm am Boden kauerte.
    Lilli machte eine fließende Handbewegung. Die Farben wirbelten wieder im Kreis, diesmal ohne Zoots Zutun. Der Dünne übergab sich erneut, spuckte rosafarbenes Erbrochenes an eine Hauswand, die über einen Meter entfernt war.
    »Ich glaube nicht, dass dein Magen sich für so was eignet«, sagte die Karikatur-Lilli.
    Er rappelte sich auf und stolperte davon, ohne sich um seinen fetten Kompagnon zu kümmern, der sich gleichfalls erhob, seinem Freund hinterhertrottete und dabei mehrere Mülltonnen umstieß. Die beiden taumelten aus der Gasse auf die Straße hinaus und stoben davon, bis sie nur noch bewegte Punkte in der Ferne waren.
    Lilli marschierte zur Straße zurück und deutete auf die hässlichen Graffiti, die zu Hunderten die Hausfassaden ringsum verunstalteten. Sie waren von Natur aus gemein und boshaft und sträubten sich mit aller Kraft, aber schließlich fielen sie von den Mauern ab und wurden durch Lillis Willen zu ihr herangezogen. Sie ging zu einer Mülltonne, nahm den Deckel ab, stieß die Tonne um und bedeutete den Graffiti, sich dort hineinzubegeben. Sie flossen über die Straße und hinein in die Mülltonne, ein steter
Strom aus bunten Symbolen, Kürzeln, Warnungen und obszönen Sprüchen.
    Sie wusste, dass sie Triumph und ein Gefühl der Macht hätte verspüren sollen – sie hatte nicht gewusst, dass sie mit ihren dämonischen Trickbildern Menschen in die Flucht schlagen konnte –, aber vor allem fühlte sie sich erleichtert, weil die Auseinandersetzung vorüber war. Sie merkte, dass sie sich vor lauter Nervosität fast selbst erbrechen musste.
    Sandy starrte ungläubig aus dem Abschleppwagen. Auf einer Länge von drei Straßenblocks waren alle Fassaden blitzsauber.
    »Was ist mit den Schmierereien geschehen?«
    Lilli hob den Mülltonnendeckel. Drinnen brodelte ein Graffitigewirr aus Spraydosenfarbe, Tinte und Kreide.
    »Ich glaube, um diesen Abfall kümmern wir uns am besten zu Hause.«
    »Dann ist unsere Arbeit hier erledigt«, sagte Sandy erleichtert. »Aber es war viel gefährlicher, als ich dachte. Und wir sollten Richie saubermachen.«
    Richie hatte immer noch Farbe in den Augen und kauerte mit schmerzverzerrtem Gesicht auf dem Beifahrersitz.
    »Oh mein Gott!«, rief Lilli, die plötzlich Schuldgefühle hatte, weil sie ihren angeschlagenen jungen Partner völlig vergessen hatte. Sie eilte hinüber, um ihm die Farbe aus den Augen zu entfernen.

4. Kapitel
Angespült
    D er kleine giftgrüne Dämon Pernikus und sein gedrungener, blauer, sechzig Zentimeter großer Gefährte Nikolai zogen, zerrten, wuchteten und hievten Nate auf einen Strand aus sonderbar durchscheinendem Sand. Sie starrten auf ihren reglosen Hüter herab, dann sahen sie sich ratlos an.
    Pernikus versuchte es damit, auf Nates Brustkorb zu springen und auf und ab zu hüpfen, aber es brachte nichts. Sein Körper war federleicht, so dass Nate sich kaum rührte.
    Nikolai dagegen war ein Berg aus Muskeln. Er schlang die Arme um Nates Taille, schleifte seinen Hüter weiter an Land und drückte ihm dabei aus Versehen so kräftig den Bauch zusammen, dass Nate eine Ladung Salzwasser und Plastikmüll auf den eigenartigen Strand spuckte.
    Er hustete und röchelte, während Pernikus einen kleinen Freudentanz aufführte, weil sein Meister nicht tot war. Dann warteten die beiden Hilfsdämonen ab, während Nate sich auf den Rücken rollte und zum Himmel emporblickte.

    »Danke, Jungs«, stammelte er und setzte sich benommen auf. »Wo sind wir?«
    Wrackteile der WANDERER trieben zehn Meter entfernt im seichten Wasser und wurden nach und nach an den Strand gespült. Nate nahm eine Handvoll Sand und betrachtete ihn. Er bestand aus winzigen durchsichtigen Plastikkörnern. Die ganze Insel schien daraus zu bestehen. Er nahm seine Umgebung in Augenschein. Die Insel war flach, hatte aber einige niedrige Erhebungen. Alles bestand aus schimmerndem Plastik und
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