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Fida (German Edition)

Fida (German Edition)

Titel: Fida (German Edition)
Autoren: Stefanie Maucher
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der Ausleihtheke bequem. Sie sah Laura ein Stück entfernt in einem der Sessel sitzen, die Nase tief in ein Buch vergraben.
    Adelheid war bald in einen interessanten Artikel vertieft. Trotzdem registrierte sie, wenn auch nur am Rande, dass Anton Wacholski sich zu dem Mädchen setzte. Ihn kannte sie als Vielleser. Vor einiger Zeit hatte er einen schweren Autounfall und in seiner Rekonvaleszenz-Zeit war er zum Stammgast in ihren Hallen geworden. Ein Hinken, sowie eine immer leicht gebückte Haltung, hatte er von einer Wirbelsäulenverletzung zurückbehalten, was gepaart mit seinem Haarausfall dazu beitrug, ihn älter wirken zu lassen, als er tatsächlich war. In Adelheids Augen war Wacholski zwar kein attraktiver Mann, aber doch ein angenehmer, zuvorkommender Besucher. Schmerzbedingt konnte er längere Zeit nicht viel mehr tun, als herumsitzen und lesen. Es stellte sich heraus, dass er ein echtes Talent hatte, die kleinen Besucher mit seiner volltönenden Stimme zu fesseln und bald schon kannten ihn viele der Kinder als den netten Opa Anton, der ihnen tolle Geschichten vorlas. Trotz der Tatsache, dass es ihm langsam wieder besser ging, kam er zwei bis drei Mal die Woche vorbei und so gehörte er für Adelheid fast schon zum Inventar. Erst jetzt, vor dem Hintergrund, dass ein Kind verschwand, unmittelbar nachdem es in ihrer Bücherei war, erschien ihr seine Motivation für sein Engagement mit einem Mal fragwürdig.
    Rückblickend erinnerte sie sich, dass es, nachdem Opa Anton Platz nahm, nicht lange dauerte, bis Laura zunehmend unruhig auf ihrem Sessel herumrutschte. Und daran, wie sie kurz darauf aufstand und fast schon fluchtartig zum Ausgang strebte, nachdem er sich vorgebeugt und irgendetwas zu ihr gesagt hatte, was Adelheid von ihrer Position aus nicht hören konnte. Das Mädchen wirkte unruhig, hektisch, rückblickend gesehen vielleicht sogar ängstlich und hatte es auf einmal furchtbar eilig, ihr Buch auszuleihen. Kaum hatte sie es wieder in der Hand, war sie schon zum Ausgang gestürmt.
    Wirkliche Bedeutung hatte sie der Sache an diesem Tag nicht beigemessen. Erst als sie ein paar Tage später von Lauras Verschwinden erfuhr, machte Adelheid sich bittere Vorwürfe, dass sie die Situation an diesem Tag offenbar falsch eingeschätzt hatte. Sie dachte, das Mädchen hätte es nur eilig, war nicht mal auf die Idee gekommen, etwas könnte nicht in Ordnung sein. Anton Wacholski war unmittelbar danach ebenfalls gegangen und obwohl es zu diesem Zeitpunkt bedeutungslos schien, war das vielleicht der entscheidende Hinweis, den die Polizei brauchte, um das Mädchen zu finden. Adelheid Stemmler griff zum Telefon.
     
    ***
     
    6. März 2012
     
    Opa Antons dubiose Kopfzeichen verunsicherten Laura und verursachten ein unbehagliches Gefühl. Er benahm sich wirklich seltsam – was wollte er von ihr? Schließlich beugte er sich zu ihr rüber und fragte im Flüsterton: „Sag mal, Mädchen, bist du allein da, oder hast du einen Verehrer dabei, der dich begleitet?“
    Laura sah sich um. Außer Frau Stemmler, die weit weg saß, war nach wie vor niemand hier. Nur der junge Mann lehnte, nun etwas weiter entfernt als zuvor, an einem der Regale und las im Klappentext eines Buches. Er kam ihr vage bekannt vor, auch wenn sie auf Anhieb nicht sagen konnte, wo sie sich schon einmal getroffen hatten. Kurz überlegte sie, ob er ihr vielleicht helfen könnte, falls der seltsame Alte sie weiter belästigte, oder ob sie zu Frau Stemmler laufen und diese um Hilfe bitten sollte.
    Laura entschied sich stattdessen für einen schnellen Rückzug. Ohne einen Ton zu sagen klappte sie ihr Buch zu und ging schnurstracks zur Ausleihtheke. Der alte Mann war bestimmt einer dieser Perversen, von denen man sich besser fernhalten sollte. Auf keinen Fall würde sie sich von so einem volllabern lassen! Sein Blick folgte ihr, während der ihre erschrocken auf die Uhr über dem Ausgang fiel. Mist, schon kurz nach sechs. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass so viel Zeit vergangen war. Kurz kalkulierte sie die Abfahrtszeiten der Busse. Wie lang brauchte der Bus immer von dort, wo sie gewöhnlich einstieg bis zur Bücherei? Könnte eng werden. Trotzdem legte sie das Buch und ihren Ausweis auf die Verleihtheke. Sie wartete, ungeduldig von einem Bein aufs andere tretend, bis die Bibliothekarin ihn eingescannt hatte und ihr das Buch wieder aushändigte, mit dem Hinweis, dass die Ausleihfrist nicht länger als 2 Wochen beträgt.
    Laura trat gerade ins Freie, als die
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