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Fey 09: Die roten Klippen

Fey 09: Die roten Klippen

Titel: Fey 09: Die roten Klippen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Problem erwiesen. Sie hatten ganze Erdklumpen hineindrücken müssen, um die Farbe zu überdecken, und selbst jetzt warf Jona ab und zu einen Blick zu Medes hinüber, fluchte leise und rieb ihm noch mehr Lehm in den Schopf.
    Sie befanden sich auf Medes’ Land. Das niedrige Gebüsch diente als Windschutz zwischen Medes’ Hof und jenem, den die Fey jetzt als Stützpunkt benutzten. Der Hof hatte vorher einem Mann namens Antoni und seiner Familie gehört. Die Fey hatten Luke erzählt, Antoni und seine Familie seien auf der Suche nach Arbeit in den Süden gezogen, aber gestern nacht hatte Luke etwas anderes herausgefunden.
    Auf der Suche nach einer geeigneten Möglichkeit zum Angriff für seine kleine Truppe, hatte Luke die ganze Umgebung ausgekundschaftet und dabei auch die Scheune betreten. Dort hatte er diese widerlichen Beutel der Fey entdeckt, die Haut und Blut enthielten und mitunter auch Knochen von den Opfern einer Schlacht. Die Hüter benutzten sie für ihren Zauber. Die Beutel dienten noch anderen Zwecken, von denen Luke nur gehört hatte, ohne etwas davon zu begreifen.
    Er hatte gefunden, was er suchte.
    Er hatte auch Antoni gefunden. Luke hatte sich den Kopf an einer kleinen Lampe gestoßen, die mit einem Mal die ganze Scheune gleißend hell erleuchtete. In der Lampe befanden sich winzige Gestalten, die nur aus Licht zu bestehen schienen: Antoni und seine Familie. Ihre Seelen konnten nur dann in diesen Lampen eingefangen werden, wenn ihre Körper vernichtet waren.
    Sie waren tot, ohne daß sie es begriffen hatten.
    Es kam häufig vor, daß die Fey Seelen fingen und sie als Lichtquelle benutzten. Auf ihren Eroberungszügen wurde nichts verschwendet. Jeden Bestandteil ihrer Opfer benutzten sie für ihre magischen Praktiken, ebenso wie sie alle Bodenschätze eines eroberten Landes ausbeuteten, die Erträge verbesserten und nach Möglichkeit dafür einsetzten, die Macht ihres Imperiums zu vergrößern. Diese Eroberungsstrategie war, nach Lukes Ansicht, eine der vielen Ursachen für den dauerhaften Erfolg und die Macht der Fey.
    Die Baumgruppe verstellte ihm den Blick auf das Haus. Im Wohnhaus selbst und auch davor hielten sich mehrere Fey auf. Die Bewachung des Hauses war eigentlich ungewöhnlich. Normalerweise sicherten die Fey ihre Gebäude durch einen Zauber, oder sie bildeten ein Schattenland, das durch einen winzigen, rotierenden Lichtkreis markiert wurde. Luke und seine Männer hofften, daß die Fey hier nur echte Wachtposten eingesetzt hatten, denn in diesem Fall waren nur wenige mit Zauberkraft begabte Fey in der Nähe. Bei Tageslicht hatten die Wachtposten jung ausgesehen. Die meisten Fey kamen erst Anfang Zwanzig in den Besitz ihrer Zauberkraft, was viele dazu zwang, während ihrer frühen Jugend in der Infanterie zu dienen, in der fast niemand über magische Fähigkeiten verfügte.
    Luke vermutete, daß das Land ringsum nur von der Infanterie und nicht von hochrangigem Militär besetzt worden war, wollte sich auf diese Vermutung jedoch lieber nicht verlassen.
    Er rechnete damit, bei diesem Anschlag ums Leben zu kommen.
    Er würde aber mit allen Mitteln zu verhindern suchen, daß Jona, Medes und Totle das gleiche Schicksal ereilte.
    Ihr eigentliches Ziel war nicht das Wohnhaus, sondern die Scheune und die magischen Beutel, die dort aufbewahrt wurden. Die Scheune war nur durch zwei Wachen gesichert, die beide in der Nähe des Eingangstores standen. Es zeigte sich wieder einmal, dachte Luke, daß die Fey, trotz all ihrer militärischen Erfahrungen und ihrer Forderungen, was Ernteerträge und Anbau betraf, von richtiger Landwirtschaft nur wenig verstanden. Letzte Nacht war er durch ein Loch in der Rückwand in die Scheune gekrochen.
    Seine Gruppe würde heute nacht den gleichen Weg wählen.
    Die Lichtverhältnisse waren sogar günstiger als in der Nacht zuvor, in der Vollmond gewesen war. Trotzdem blieb ihnen bis zur Morgendämmerung nicht mehr viel Zeit, um den Anschlag auszuführen.
    Luke nickte seinen Gefährten zu. Totle klopfte sich auf die Seite. Er trug die mit Tüchern vollgestopften Taschen. Medes hielt ein Fläschchen mit hochprozentigem Alkohol in der Hand, von dem er behauptete, es würde ihnen helfen. In Jonas Hand lagen die dünnen Schnüre, die er von zu Hause mitgebracht hatte. Luke trug die Feuersteine, die er niemand anderem hatte anvertrauen wollen. Auch er hatte sich mit einigen Tüchern und Seilen versorgt. Seiner Meinung nach ließ sich das Vorhaben auch ohne den Alkohol
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