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Feuertango

Feuertango

Titel: Feuertango
Autoren: Linda Mignani
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ihren Entschluss. Die einzelnen Stationen, mit Ausnahme der zwei Einführungsstationen, waren zwischen drei und vierzehn Metern hoch – eine unvorstellbare, schwindelerregende Höhe. Paul bemerkte ihre Angst, denn er fasste nach ihrer Hand, nicht Trevor. „In der anderen Gruppe ist Sally, die auch unter Höhenangst leidet. Vielleicht wollt ihr euch ihnen anschließen? Miles ist sehr erfahren und geduldig.“ Aufmunternd sah er sie an.
    Das war eine gute Idee, doch nach einem Blick auf Trevor verwarf sie den Gedanken. „Nein, ich möchte mit Trevor meine Angst besiegen.“
    Na klar!
    Nachdem sie unterschrieben hatte, reichte Paul ihnen Helme. „Ich gebe dir eine kurze Einweisung und zeige dir, wie du die Gurte umlegst. Du kennst dich ja aus, Trevor.“ Er nahm Gurte von den Haken, die hinter ihm an der Wand angebracht waren.
    „Den brauchen wir nicht. Alexis hat ihren eigenen. Ich habe ihn bereits überprüft, er ist neu und in tadellosem Zustand.“
    Gemeinsam mit Paul verließen sie die Hütte, und er blieb vor einer Leiter stehen, die auf eine Plattform führte. Trevor half ihr, den Brustgurt sowie den Hüftgürtel umzulegen. Zum Schluss setzte sie den roten Helm auf. Paul ermahnte sie noch, sich immer mit mindestens einem Seil zu sichern, sodass ihr nichts passieren konnte.
    „Erst den Karabiner lösen, wenn der andere eingehakt ist, Alexis. Geh es langsam an, und höre auf deine innere Stimme. Es ist keine Schande, Angst zu haben, und du wirst sie nicht auf der Stelle besiegen.“ Er drückte ihre Schulter. Trevor und sie liefen zum Anfängerbereich hinüber. Sally stand mit ihrem Begleiter vor einer kurzen Leiter, wo sie sich gerade ein paar fingerlose Handschuhe überzogen. Beide lächelten Alexis an.
    „Hi, ich bin Miles“, sagte der Dunkelblonde und streckte seine Hand aus. Warm und fest umgriffen seine Finger ihre, und seine Berührung wirkte besänftigend. „Das ist Sally, meine Frau.“ Er sah Alexis sehr gründlich an, als würde er sich für sie als Mensch interessieren und es wäre nicht eine flüchtige Begegnung von Fremden. Miles strahlte Zuversicht, Ruhe und Stärke aus, die auf sie übergriffen. Er erinnerte sie an einen Pferdeflüsterer, der vor einem verängstigten Pferd stand und es allein durch seine Anwesenheit besänftigte.
    „Alexis. Und das ist Trevor … mein Freund.“ Mein Ex.
    Miles hielt noch immer ihre Hand. „Deine Hände sind ganz kalt vor Angst.“ Erst dann ließ er sie los.
    Sally sah genauso nervös aus, wie Alexis sich fühlte. Sie sah Alexis in die Augen und sagte breit grinsend: „Ich bin Sally und leide an Höhenangst.“
    Sie war so süß, dass sich Alexis ein Schmunzeln nicht verkneifen konnte. „Ich bin Alexis, habe Höhenangst sowie Furcht vor Spinnen und noch mehr vor Wespen.“
    Sally und sie brachen in einvernehmliches aufgewühltes Lachen aus. Miles schmunzelte im Gegensatz zu Trevor, der nur geringschätzig dreinblickte.
    „Sollen wir die beiden Einstiegsübungen gemeinsam absolvieren?“, fragte Miles.
    „Sehr gerne“, sprudelte es aus ihr, ehe Trevor ablehnen konnte. Miles besaß die Attribute, die sie bei Trevor vermisste. Er würde es seiner Frau bestimmt nicht vorhalten, sollte sie ihre Angst nicht überwinden können. Das spürte sie.
    Der Anfängerbaumstamm war knapp einen Meter über dem Boden angebracht. „Ich und Trevor gehen rechts und links neben euch. Selbst wenn ihr das Gleichgewicht verlieren solltet, fangen wir euch zusätzlich zum Sicherungsseil auf.“ Er zog ein weiteres Paar Handschuhe aus seiner Hosentasche. „Die müssten dir passen, Alexis. Ich hatte sie für Viola eingesteckt, doch sie hat ein eigenes Paar mitgebracht.“ Als sie sie nahm, blickte er auf ihr Handgelenk und runzelte missbilligend die Stirn.
    Mist! Sie hatte die Abschürfungen ganz vergessen. Was sollte sie sagen, falls er sie danach fragte? Zu ihrer Erleichterung drehte er sich Sally zu. „Denk dran, Kleines, wenn du dich unwohl fühlst, sagst du es. Sofort!“ Obwohl seine Stimmlage sanft war, wirkte sie autoritär, doch zugleich beruhigend.
    „Du zuerst, Alexis“, sagte Trevor. Er funkelte sie geringschätzig an, und sie wusste, dass er ihr böse war, weil sie entgegen seinen Wünschen gehandelt hatte und nicht mit ihm allein die Übungen absolvierte. Aus der Ferne hörte sie das Lachen von Miles‘ restlicher Gruppe. Beherzt kletterte sie die drei Stufen hoch und erreichte die kleine Plattform. Es war lächerlich, obwohl sie mit Leichtigkeit auf den
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