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Feuersuende

Feuersuende

Titel: Feuersuende
Autoren: Eve Silver
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zerschmetterte Handgelenk, das er Apophisverdankte, war innerhalb von Minuten wieder intakt, nachdem er auf die Erde zurückgekehrt war. Zwar heilten alle Seelensammler schnell, aber doch nicht in dieser Geschwindigkeit. Und schon gar nicht, wenn sie ausgehungert und entkräftet waren – geschweige denn tot.
    Es gab noch andere Merkwürdigkeiten. Er hatte versucht, zu seinen Brüdern Kontakt aufzunehmen, aber vergeblich. Es hatte sonst nie ein Problem gegeben, mental mit ihnen in Verbindung zu treten, aber dieses Mal war es nicht möglich. Er bekam keine Antwort, kein Signal, kein Zeichen – nichts. Er schaffte es nicht, den kalten Terror zu unterdrücken, der ihn bei seinen finsteren Ahnungen befiel. Waren sie tot? Hatte Sutekh sie getötet, wie er ihn, Lokan, einst tötete? Würde er das fertigbringen? Wie Säure fraß sich dieser Gedanke in sein Inneres.
    Jetzt brauchte er jedoch erst einmal einen klaren Kopf, wenn er Boone gegenübertreten sollte. Außerdem hatte er das sichere Gefühl, dass die beiden anderen Brüder Bryns auch hier waren.
    Bryn.
    Wie von einem eisernen Griff umklammert, krampfte sich sein Herz zusammen, wenn er an sie dachte. Und diese eiserne Faust war immer da, Tag und Nacht. Manchmal packte sie härter zu, dann ließ sie wieder ein wenig locker. Der Schmerz ließ ihn aber nie los.
    Er hielt inne und blickte die schwarze Fassade des Luxor hinauf. Endlich war die Zeit gekommen, da er seine Tochter wieder in die Arme nehmen konnte. Und jeden, der ihn etwa daran hindern wollte, würde er rücksichtslos aus dem Weg räumen.
    Lokan spürte, wie ein magischer Spuk eisige Finger nach ihm ausstreckte. Irgendein Abwehrzauber war hier im Gange. Früher hätte er an dieser Stelle vielleicht innegehalten und als Diplomat, der er war, gedacht, dass es besser wäre, eine Konfrontation zu vermeiden. Dann hätte er sich auf anderem Wege Zutritt verschafft, durch gutes Zureden zum Beispiel.
    Darauf konnte er jetzt gut verzichten.
    Er ging zu dem versteckten Nebeneingang der Pyramide, und als sich dort die Tür nicht gleich öffnen ließ, schlug er kurzerhand mit der Faust durchs Glas. Mit diesem Schlag zerstörte er gleichzeitig den Zauberbann, der in sich zusammenbrach, als hätte jemand den Stecker gezogen. Das war neu. Was war das? Eine kleine Zugabe, die es gab, wenn man es schaffte, von den Toten zurückzukehren?
    Lokan nahm denselben Weg, auf dem Boone ihn seinerzeit durch das Gebäude geführt hatte. Er durchschritt den verlassenen abgedunkelten Club und erreichte die erste der Stahltüren. Unter dem Leder, mit dem sie bespannt waren, spürte er das kühle Metall.
    Er steckte die Fingerkuppen in eine schmale Mulde, die in der Spalte zwischen den Türflügeln ausgespart war, und riss die Tür mühelos aus dem Schloss.
    „Für den Schaden wirst du mir aufkommen. Genauso wie für das Glas, das du draußen zertrümmert hast.“
    Lokan fuhr herum und sah Boone an der Bar stehen.
    „Kein Problem. Wo ist Dana?“
    „In Sicherheit.“
    Lokan gefiel die kurze Antwort nicht.
    „Ich will sie sehen. Jetzt sofort.“
    Boone nickte. „Hier entlang.“
    Mit drei langen Schritten war Lokan bei ihm und packte ihn derb am Arm. „Wenn du mich verarschst“, sagte er ruhig, „blase ich dir das Licht aus.“
    „Daran hab ich keinen Zweifel, mein Freund.“ Boone blickte auf die Hand herab, die ihn hielt wie eine Schraubzwinge. Blaue Funken sprühten aus Lokans Fingerspitzen und liefen an Boones Arm entlang. Der Geruch von versengtem Stoff und verkohlter Haut machte sich breit.
    Lokan riss seine Hand weg und sah Boone entsetzt an. Es war beinahe komisch. Während Lokan sich zu Tode erschrocken hatte, machte Boone einen völlig ungerührten Eindruck. Lokan verstand das nicht. Die Nummer mit diesem blauen Feuergehörte normalerweise nicht ins Repertoire der Seelensammler. Doch jetzt schien sie ein Teil von ihm zu sein.
    „Dana geht’s gut“, versicherte Boone und wies Lokan den Weg. Es ging durch die Doppeltür, die er schon passiert hatte, als er zum ersten Mal hier war, nur dass man durch die zweite Tür nicht in ein Zimmer gelangte, sondern auf eine Treppe, die tief hinab unter die Erde führte. „Wir haben eine extradimensionale Blase für sie geschaffen und ihr Leute zur Bewachung an die Seite gestellt, die sich mit in der Blase befinden. Zu ihrem Schutz, aber auch zu ihrer Unterhaltung.“
    „Bodyguards?“
    „Die Frau, die deine Tochter damals vor den Setnakhts bewahrt hat.“
    „Roxy Tam, nicht
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